Wasserstoff anschließen, Startknopf drücken und los
VDI nachrichten, Hannover, 30. 3. 07, mg – Mit dem Gemeinschaftsstand „Wasserstoff und Brennstoffzellen“ auf der Hannover Messe zählt die internationale Plattform zur weltweit größten Branchenschau. Neben kompakten Hausanlagen liegen Brennstoffzellen für die portable Energieversorgung im Trend. Sie erzeugen Strom ohne Lärm und mit nur geringen klimaschädlichen Emissionen.
Auf über 2000 m² Ausstellungsfläche präsentieren sich in diesem Jahr 120 Aussteller aus über 20 Ländern, unter anderem Hydrogenics, BASF Fuel Cell, Linde Group, H2Gen, Hydrogen Technologies aus Norwegen und Ceramic Fuel Cells aus Australien, Vaillant und Viessmann. Neben diesen Unternehmen vertreten auch namhafte Forschungseinrichtungen das gesamte Spektrum in puncto Brennstoffzellen(BZ): Es sind stationäre, tragbare und mobile Zellen sowie Komponenten, Anwendungen und Testsysteme.
Für den auf der Messe vertretenen Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) zeichnet sich endlich die Trendwende ab: Deutschland schließt bei der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie wieder zur Weltspitze auf. Für den DWV-Vorstandsvorsitzenden Johannes Töpler resultiert das steigende öffentliche Interesse an der Technik vor allem aus der wachsenden Sorge um das Weltklima und der zunehmenden Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Energieversorgung.
„Im Sinne einer nachhaltigen Sicherung unserer zukünftigen Energieversorgung müssen Wasserstoff als Speicher- und Transportmittel und Brennstoffzellen als hocheffiziente Wandler künftig eine tragende Rolle einnehmen“, fordert Töpler. Gleichzeitig biete dieses zukunftsträchtige Aktionsfeld große Chancen für innovative Unternehmen, die sich in Forschung und Entwicklung engagieren oder auch schon in der Implementierung tätig sind. Während man nach DWV-Einschätzung auf den Brennstoffzellen-PKW wohl noch bis Anfang des nächsten Jahrzehnts warten müsse, werden die frühesten Märkte solche für portable Anwendungen wie Kleingeneratoren, Taschenlampen, Energie für Laptops und andere mobile Elektronik sein.
Dass die BZ-Technologie dort schon heute ihren Nutzen entfaltet, schildert Fachreferent Martin Roßmann vom Messe-Aussteller Rittal aus Herborn: Mit Wasserstoff oder Methanol kann der Verbraucher schon jetzt seine Energie an Orte mitnehmen, die weit von der Steckdose entfernt sind: Fahrzeuge, Garten oder Campingplatz, entlegene Ferienwohnungen, Messplätze oder Waldbrandwachstationen. Und dies ohne Lärmbelastung und mit nur geringen klimaschädlichen Emissionen.
Auch QuinTech präsentiert auf dem Gemeinschaftsstand netzunabhängige Stromversorgung: Die „Ulmer Stromschachtel“ basiert auf einem bewährten BZ-Modul, das über eine Mikrocontrollereinheit geregelt wird und mit allen nötigen Medien wie Wasserstoff, Luftsauerstoff und Kühlwasser versorgt wird. Der Clou dabei: Die Brennstoffzelle muss dank Batteriepuffer nicht mehr auf die Spitzenlast (z. B. für Motor-Anlaufströme) ausgelegt werden und kann dadurch kompakter ausfallen. Die Nutzung ist denkbar einfach: Wasserstoff anschließen, Startknopf drücken und nach ein paar Sekunden kann der Strom genutzt werden.
Der Schweizer Aussteller Hexis arbeitet an Hochtemperatur-Festoxidbrennstoffzellen (SOFCs) für die Hausenergie. Sie funktionieren bei Temperaturen bis 1000 °C, was Vorteile bei der Brennstoffaufbereitung bringt, aber besondere Ansprüche an die Materialien stellt. Das Hexis BZ-Heizgerät Galileo 1000 N vereint alle Komponenten in einem Kompaktgerät, von der Zelle bis zum integrierten Brennwertgerät, und stellt bis 1 kW elektrische sowie 2,5 kW thermische Leistung bereit. Es kann damit die Grundlast an Strom und Wärme eines Einfamilienhauses abdecken. Das Gerät wird parallel zum öffentlichen Stromnetz betrieben und kann auch ins Netz einspeisen. Verbaut haben die Entwickler in dem Prototypen zahlreiche Standardkomponenten aus der Heizgeräte- und der Automobilindustrie. Dies soll helfen, den Entwicklungsaufwand zu senken und die Gesamtkosten zu reduzieren.
Daneben nutzen den Gemeinschaftsstand aber auch Forschungseinrichtungen wie das Forschungszentrum Jülich, das Forschungszentrum Karlsruhe und das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Dieses stattete erstmals eine Roboterplattform mit einem wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Antrieb mit 350 W Leistung aus. Der Wasserstoff wird in zwei Metallhydridspeichern gespeichert.
Außerdem zeigt das ISE Mikrobrennstoffzellen als Ladegeräte für Batterien oder als Batterieersatz, die mit Wasserstoff, Methanol oder Ethanol betrieben werden können. Eine portable Wasserstofferzeugung des ISE auf Basis eines PEM-Druckelektrolyseurs erlaubt die autarke Erzeugung von hochreinem Wasserstoff mit einem Durchsatz von 110 Nl Wasserstoff pro Stunde und einem Betriebsdruck von 9,5 bar. Dabei nimmt das 48 kg leichte Gerät nur 700 W Leistung auf.
Der DWV erwartet, dass die deutsche Ratspräsidentschaft in Brüssel die positive Haltung der Europäischen Kommission weiter untermauern wird und eine gemeinsame Technologieinitiative für Wasserstoff und Brennstoffzellen startet: „Bisher gibt die EU in ihrem fünfjährigen Rahmenprogramm für Wasserstoff und Brennstoffzellen mit 300 Mio. € etwa genauso viel an Fördermitteln aus wie die USA oder Japan in nur einem Jahr“, weiß DWV-Verbandssekretär Dr. Ulrich Schmidtchen, „und das ist entschieden zu wenig, wenn wir konkurrenzfähig sein wollen!“
DWV-Vorsitzender Töpler ergänzt: „Die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie wird in 20 Jahren eine tragende Säule einer nachhaltigen, zukunftsträchtigen Energieversorgung in Deutschland sein. Vorausgesetzt, wir erhalten auch die nachhaltige Unterstützung der deutschen bzw. europäischen Politik.“ EDGAR LANGE
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