Oled-TV-Geräte der Premiumklasse auf der IFA
Auch wenn der Second Screen – Notebook, Smartphone oder Tablet-PC – im Wohnzimmer immer wichtiger wird, zentraler Blickpunkt ist nach wie vor das große TV-Display. Die Oled-Technologie auf Basis organischer Leuchtdioden verspricht hier unvergleichlichen Kontrast und brillante Farben, zu derzeit noch astronomischen Preisen im Vergleich zu LCD.

Oled-TV auch auf der IFA 2012.
Foto: Ittermann
Nach ihrer medienwirksamen Präsentation auf der CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas im Januar und auf der Displayweek in Boston im Juni sind sie nun auch in Berlin auf der IFA zu begutachten: die farbstarken Vorboten des Oled-TV-Zeitalters von LG und Samsung. Beide ultraflach und superleicht, beide mit großer Bilddiagonale von 55 Zoll (140 cm).
Doch beide sind bloße Schaustücke. Zu kommerziellen Produkten sollen sie erst nach der IFA werden, rechtzeitig zur weihnachtlichen Geschenksaison. Ihr Preis: um die 8000 €. Also Premiumklasse, das Vierfache eines gleich großen LCD-TV-Geräts mit allem aktuellen Drum und Dran wie 3-D, LED-Hintergrundbeleuchtung und 240-Hz-Bildfrequenz. Erst in zwei Jahren, schätzt Marktforscher Paul Semenza von Displaysearch, kann sich die Preisdifferenz auf 2:1 verringern.
5-Jahres-Ausblick: Oled-TV-Geräte bleiben vorerst Exoten
Das ist eine langwierige Markteinführungsstrategie im ultimativen High-End-Segment. Der missglückte Vorstoß von Sony mit seinem ersten 11-Zoll-Oled-Fernseher vor fünf Jahren soll sich möglichst nicht wiederholen. Hohe Materialkosten und noch unausgereifte Fertigung machen die Oled-TV-Geräte auch in den nächsten fünf Jahren zu technologischen Exoten.
Denn auch die LCD-TV-Hersteller können mit gut sichtbaren Innovationen draufsatteln wie höherer Bildauflösung. Auch Apples hochauflösendes „Retina“-LCD-Display im iPhone ist ein psychologischer Bremseffekt für die Oleds. „Das größte Hemmnis für das Marktwachstum ist, dass Apple derzeit keine Oled-Displays verwendet“, sagt Industriekenner Barry Young.
Also läuft der Wettbewerb zunächst ganz puristisch über die physikalischen Daten der Oleds gegenüber den LCDs: höherer Farbkontrast mit sattem Schwarz, geringes Gewicht (10 kg versus 30 kg) wegen des nur wenige Millimeter dicken Schirms, großer Betrachtungswinkel und weitaus schnellere Ansprechzeit der Oled-Pixel, was für klarere Bilder bei raschem Szenenwechsel sorgt.
Immer noch allerdings sind die Oled-Technologien stark im Fluss: Das gilt für die Verlängerung der Lebensdauer der für die RGB-Primärfarben (rot, grün, blau) benötigten blauen Oleds ebenso wie für den Leistungsverbrauch oder die Pixel-Architektur. Auch für die Deposition der funktionalen Schichten gibt es verschiedene Technologien. Sie findet entweder im Reinraumvakuum oder per Inkjet-Druck statt. Gleiches gilt für die Aktivmatrix-Unterlage des Schirms zur Ansteuerung der Pixel: mit Treibertransistoren aus amorphem Silizium (a-Si), polykristallinem Silizium (LTPS, low temperature poly-silicon) oder Oxid-TFTs aus IGZO (indium gallium zinc oxide).
Hersteller kooperieren bei Oled, um Produktionskosten zu senken
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Für die kostengünstigere Fertigung großflächiger Oled-Schirme sind substanzielle Investitionen angesagt, was in Japan durch Kooperationen (Sony-Panasonic) versucht wird. Im führenden Display-Land Korea sollen nationale Anreize wie das „Future Flagship Program“ den Weg zum flexiblen 60-Zoll-Oled-Display bahnen. Taiwan will über eine „Amoled Alliance“ mit sieben Industriepartnern den Anschluss halten.
Noch ist der Ausgang dieser Technologieoffensive, von der sich die Geräteindustrie eine Belebung des Absatzes erhofft, offen. „Die Oleds werden jetzt auf die nächste Entwicklungsstufe gehoben“, sagt Barry Young, „oder sie verschwinden.“ Immerhin hat sich im letzten Jahr die Zahl der ausgelieferten Oled-Displays auf 100 Mio. verdoppelt. Auch in diesem Jahr steht eine Verdoppelung an. Das gilt allerdings für die kleinen Oled-Schirme in Smartphones und auf Kamera-Displays, deren Pixelarchitekturen und Auflösungen eine schnelle Evolution durchlaufen.
Oled-TV von LG basiert auf Kodak-Technologie
Breitbandige Kooperation ist also die Devise, mit Patentaustausch und Lizenzierungen. Ein Beispiel ist der koreanische Marktführer LG. Dessen neuer 55-Zoll-Oled-TV basiert auf Kodaks Woled-Technologie (Weißlicht-Oled). Sie erzeugt die drei Primärfarben für jeden Pixel aus weißen Subpixeln mit Farbfiltern. Das schluckt Licht, aber es kann die kritische Standzeit blau leuchtender Oleds kompensieren und Farbverschiebungen vermeiden.
Deshalb baut LG die Pixel mit einem zusätzlichen ungefiltert weißen Subpixel. Das soll den Helligkeitseindruck des Displays insgesamt heben. LG verspricht eine Betriebsdauer von 100 000 h. Bei der Aktivmatrix zur Pixelansteuerung greift LG weit in die Zukunft voraus: mit Oxid-TFTs aus IGZO anstelle der gängigen a-Si-Transistoren.
Samsung hingegen setzt – vorerst – auf „echte“ RGB-Subpixel, einschließlich der blauen, und verbessert zudem mit einer streifenförmigen, feinmaschigen metallischen Maske die Pixeldefinition. Dies findet derzeit auch Eingang in die Smartphones und könnte mit 350 Pixel pro Zoll (ppi) erstmals die von Apple propagierte „Retina“-Auflösung der LCDs übertreffen. Für die Steuermatrix seines ersten 55-Zoll-Oled-TV-Geräts nutzt Samsung im Moment LTPS-Transistoren (low temperature poly-silicon). Ein spannender Wettbewerb.