Neue Technologien sollen magneto-optische Speicher attraktiv für die Kundschaft machen
Eine nahezu revolutionäre und gleichzeitig hochgelobte Technologie hat es trotz aller Anstrengungen nicht geschafft, sich am Markt zu etablieren.
Diesmal trifft es nicht deutsche Ingenieurskunst, sondern mit der Magneto-Optik eine mittlerweile fast nur noch in Japan eingesetzte Technologie für die Datenspeicherung. Nur hier haben sich magneto-optische (MO) Wechselplattenlaufwerke wirklich am Markt durchgesetzt, ansonsten führen sie weltweit ein Nischendasein. Neue Absatzmärkte, Modelle und ganz neue MO-Technologien und -formate sollen der Kundschaft in Zukunft mehr Nutzen und Speicherkapazität bringen – zu passablen Preisen.
Angesichts weiterhin explodierender Datenmengen lauten die Vorgaben, bald 40, 80 oder gar 100 GByte auf einem MO-Wechselmedium unterzubringen. Eine Herausforderung, die mit traditionellen MO-Technologien analog zur bestehenden ISO-Spezifikation nicht realisierbar ist.
Sony entwickelte mit Ultra Density Optical (UDO) ein optisches Aufzeichnungsformat, das auf der bekannten Phase Change Technologie beruht, wie sie heute bereits bei CD-RW- und DVD-Ram-Laufwerken zum Einsatz kommt. Ende 2002 sollen nach eigenen Angaben die ersten UDO-Laufwerke mit Speicherkapazitäten bis zu 40 GByte in den Handel gelangen.
Maxoptix wird noch in diesem Jahr eine MO-Nachfolgetechnologie namens Optical Super Density (OSD) präsentieren, die ebenfalls 40 GByte bietet. Auch hier hat man sich endgültig von bestehenden MO-Standards und damit verbundenen Abwärtskompatibilitäten verabschiedet. Maxoptix setzt weiter auf eine magneto-optische Aufzeichnung, verwendet aber sowohl ein neues optisches Abtastsystem als auch komplett anders strukturierte MO-Medien.
Der Einsatz blauer Laser könnte die Datenkapazitäten der MO-Medien verdoppeln. 80 GByte und 100 GByte pro Medium kündigt Maxoptik deswegen bereits für die 2. Generation von OSD-Laufwerken an, die bereits 2002 erscheinen soll.
Von ehemals sechs Herstellern von 3,5″-MO-Laufwerken sind mit Olympus, Konica und Fujitsu nur drei übrig geblieben. Mit Sony und Maxoptix gibt bei den hochkapazitiven 5,25″-MO-Produkten. gerade mal l zwei Anbieter.
Konica und Olympus konzentrieren ihre Aktivitäten derzeit ausschließlich auf den lukrativen japanischen Markt konzentrieren. Fujitsu, Sony und Maxoptix haben noch Ambitionen auf dem US-Markt und in Europa.
Die Marktauguren der International Data Corporation (IDC) prophezeien einen Aufwind für die gebeutelte Branche. Etwa 2 Mio. Laufwerke wurden ihren Analysen zufolge im Jahr 2000 weltweit verkauft – 70 % davon in Japan, lediglich 10 % in Europa. Hier liegt nach Auffassung von Fujitsu Produktmanager Thomas Bengs ein enormes und weitgehend unerschlossenes Potential, besonders in gänzlich neuen Marktsegmenten.
Auf der diesjährigen CeBIT werden Fujitsu und Sony eine neue Generation eines gemeinsam entwickelten 3,5-Zoll-MO-Laufwerks präsentieren. Das Modell soll eine im Vergleich zum aktuellen 1,3 GByte DynaMO-Laufwerke etwa doppelte Kapazität besitzen.
Sony hatte sich bereits vor Jahren entschlossen, sich auf die hochkapazitiven 5,25″-MO-Drives zu konzentrieren. Das neueste Modell SMO-F561 kann bis zu 9,1 GByte speichern und wird nach eigenen Angaben in Kürze verfügbar sein.
Schlüssel zu der hohen Datendichte ist ein neues MSR (Magnetically Induced Super Resolution) genanntes Aufzeichnungsverfahren. Es bewirkt eine besondere Hitzeverteilung im Auftreffpunkt des Laserstrahls und ermöglicht es, zusammen mit einer speziellen Magnetisierung, auch Datenbits zu lesen, die kleiner sind als die Spot-Größe des Strahls.
Der US-Hersteller Maxoptix bietet ebenfalls 5,25-Zoll-MO-Laufwerke an (2,6 GByte und 5,2 GByte). In Zeiten neuer Speicherarchitekturen wie NAS und SAN gewinnen nach Auffassung von Maxoptix effiziente Skalierbarkeit und niedrige Kosten zunehmend an Bedeutung. Die Firma hat sich deshalb auf die Integration optischer Speicher in automatische Wechselsysteme, sogenannte Jukeboxen, spezialisiert.
Während Fujitsu, Sony und Maxoptix weiterhin auf den Einsatz der MO-Technologie im klassischen IT-Bereich setzen, sind Olympus, Sanyo und Hitachi auf der Suche nach alternativen Einsatzbereichen fündig geworden. „iDshot IDC-100Z“ heißt eine Ende letzten Jahres von Sanyo vorgestellte Digitalkamera, die ein MO-Medium als Bildspeicher benutzt. Zum Einsatz kommen dabei allerdings nicht die bekannten ISO-kompatiblen MO-Medien (730 MByte). Die drei Initiatoren haben einen neuen, sogenannten „iD Photo Standard“ entwickelt. Bei erfolgreicher Akzeptanz ist geplant die Mini MO-Disk auch in andere elektronische Geräte zu integrieren.
In der Vergangenheit seien viele Fehler gemacht und Chancen versäumt worden, räumt Fujitsu-Manager Bengs ein. Statt den Nutzen der MO-Technologie anhand von konkreten Anwendungslösungen in den Vordergrund zu stellen, beschränkten sich die Marketing-Kampagnen der MO-Hersteller zu oft darauf, technische Spitzenwerte zu präsentieren, so Bengs Hauptvorwurf.
Auch Fujitsu hat neue Märkte im Visier: „Mit unseren leistungsstarken mit FireWire-Schnittstelle ausgerüsteten Laufwerken zielen wir auf Anwender im multimedialen Audio-/Video- sowie Digital Imaging-Bereich“, erklärt Bengs.
Neue Impulse für den Consumer- und Soho-Markt verspricht sich Fujitsu darüber hinaus von einer Kooperation mit dem einstigen Erzrivalen Iomega. Der amerikanische Wechselplatten-Spezialist wird ab sofort von Fujitsu entwickelte magneto-optische Laufwerke unter eigenem Brandname vertreiben. SIEGFRIED DANNEHL
Ein Beitrag von: