Monitor wird zur intuitiven Mensch-Maschine-Schnittstelle
verschieben, neu ordnen, vergrößern oder drehen.
Jetzt zielen Dutzende von Anbietern auf ähnliche Fortschritte in der Mensch-Maschine-Kommunikation: intuitive Zehnfinger-Gestik statt Mausklick und Tastenfeld. Auch Microsoft pflegt mit seinem „Surface Computer“ in voller Schreibtischgröße jetzt den feinen Touch.
Am heftigsten in Bewegung, laut Angaben des US-Marktforschungsinstituts iSuppli, ist das Segment der Han- dys und PCs. An die 341 Mio. Touch- screen-Module werden wahrscheinlich 2008 weltweit abgesetzt. Das summiert sich zu einem Markt von 3,4 Mrd. $. Bis 2013 sollen es mindestens 833 Mio. Stück sein und 6,4 Mrd. $, im Schnitt ein Plus von 13,7 %/Jahr.
„An die 20 Touch-Technologien werden derzeit erprobt oder bereits produziert“, sagt Jennifer Colegrove von iSuppli. Mehr als 100 Hersteller und 300 Systemintegratoren wetteifern um die Positionierung im Markt.
Insgesamt acht praktikable Touch-Mechanismen lassen sich unterscheiden: resistive, kapazitive (in der Oberfläche oder per Projektion), akustische oder Biegewellen, Infrarot, aktive Digitalisierung und optisches Imaging. Zwei Mechanismen arbeiten architektonisch mit dem Bildschirm-Layout, „sensor-in-pixel“ und „in-cell-touch“.
Bislang dominiert, wegen ihrer niedrigen Kosten, die resistive Technologie. Obwohl deren optische Eigenschaften, also die Lichtdurchlässigkeit der Elektrodenmaterialien, beim Vorsetzen vor den eigentlichen Bildschirm, zu wünschen übrig lassen.
Leitfähige Polymere, Kohlenstoff-Nanoröhren oder Antimon-Zinnoxid sollen die Lichtdurchlässigkeit verbessern helfen. Starken Auftrieb, vor allem für Handys und PDAs, verzeichnen jetzt auch die kapazitiven Panels.
Kein Wunder, dass die Anbieter von Touchscreens im Mai mit 60 Ausstellern auf der Display Week 2008 des US-Fachverbands SID (Society for Information Displays) in Los Angeles stark vertreten waren. Dennoch traten sie im parallel ablaufenden SID-Symposium so gut wie gar nicht in Erscheinung. Vielleicht, vermutet Touchscreen-Consultant Geoff Walker, weil man sie bei der SID (noch) nicht als „Displays“ einstufen will.
So erweitert die US-Firma IRTouch Systems ihre Stoßrichtung in geländegängige Hochleistungssysteme unter starker Sonneneinstrahlung. IRTouch Systems hatte bereits auf der Display Week 2007 ihr Infrarotsystem mit Multi-Touch-Vokabular zur gestischen Steuerung von Bildinhalten gezeigt. Der britische Anbieter Zytronic hat seine „Projected Capacitive“-Technologie für eine Vielzahl großer LCD-Schirme, inklusive Breitformat 16:9 bis zu 65 Zoll (165,1 cm), weiterentwickelt.
Die Firma Livitech aus Taiwan bietet mit „Sonic Touch“ eine robuste, hoch transparente Glaskonstruktion zur Lokalisierung der Berührungskoordinaten über akustische Wellen (SAW). Der ebenfalls aus Taiwan stammende LCD-Panel-Hersteller AUO integriert sein „Voltage Sensing“- und „Charge Sensing“-Prinzip direkt in die Fertigung großer LCD-TFT-Schirme, ohne zusätzliche Glasschicht für die Multi-Touch-Sensoren. AUO bietet außerdem eine fettabweisende und antibakterielle Beschichtung für viel benutzte und verschmutzte Berührungsschirme.
Der Kombination von gestischer Berührungssteuerung und Stifteingabe von Notizen und Grafikzusätzen widmet sich das israelische Start-up N-trig. Es liefert seine kapazitive „DuoSense“-Technik für Displays bis zu 22 Zoll (55,88 cm) Diagonale bereits an den PC-Hersteller Dell. „DuoSense“ erlaubt eine Bedienung in Zehnfinger-Technik.
Eine ähnliche Strategie verfolgt der Japaner Wacom Co. mit der „Penabled Technology“: Berührung plus Stifteingabe per elektromagnetischer Resonanz, und mit einer weiteren Neuentwicklung kapazitiver Touch-Technik, die Wacom „Reversing Ramped Field Capacitive“ nennt. Sie ist gedacht für mobile Applikationen und Tablet-PCs. Wacom rüstet heute schon viele Tablet-PCs mit Touch-Technologie aus, wie Lenovo, Toshiba oder HP.
Mit die meisten Gerüchte gab es über die Technik des erst 2006 gegründeten taiwanischen Chipdesigners eGalaxy eMPIA Technology (EETI). EETI bietet kapazitive und SAW-Module (nebst Steuerchips) für Bilddiagonalen bis 19 Zoll (48,26 cm). Insider wollen wissen, dass EETI bereits mit dem Panel-Hersteller AUO im Geschäft ist, und dass der neue Asus Eee PC noch in diesem Jahr statt des Touch-Pads einen Multi-Touch-Bildschirm erhalten soll.
WERNER SCHULZ
Ein Beitrag von: