lotte Datendienste bald günstiger
VDI nachrichten, Hannover/Düsseldorf, 18. 3. 05 – Standort übergreifende Ethernetdatennetze sind stark gefragt. Neue Technik macht es Netzbetreibern möglich, diesen Dienst Unternehmenskunden günstiger anzubieten als bisher.
Gary Holland steht an seinem kleinen CeBIT-Stand in Halle 13, die große Konkurrenz der Netzausrüster wie Lucent, Cisco und Alcatel ist nicht weit. „Wir haben einen Technologievorsprung von zwei bis drei Jahren“, gibt sich Holland, Europa-Marketingdirektor des US-Netzwerkausrüsters Riverstone selbstbewusst. Denn Größen wie Cisco, Lucent oder auch Adva Optical sind Kunden oder Technologiepartner von Riverstone. Alcatel hingegen die direkte Konkurrenz.
Riverstone baut Router. Sie ist zwar nicht die einzige Firma, die das macht, aber sie baut eine besondere Spezies. Nämlich solche, die die Netzbetreiber – die Carrier – brauchen, um in Regional- und Weitverkehrsnetzen hochmoderne Netze für effiziente und kostengünstige Ethernet-Datendienste aufbauen zu können. Ethernet ist der Standard der Datennetze in Computernetzen.
Die US-Firma bringt Ethernet mit MPLS (Multiprotocol Label Switching, siehe Kasten) zusammen, einer Technik aus dem Weitverkehrsnetz, und transferiert sie in den Bereich der so genannten Metronetze, der Netze in Ballungsräumen. Das Ganze heißt VPLS (Virtual Private LAN Service, s.u.).
Beispiele: Das Deutsche Bildungs- und Forschungsnetzwerk (DFN) setzt die Riverstone-Router für die nächste Generation der Hochgeschwindigkeitsdatennetze in seinem Viola-Testbed ein, wurde zur CeBIT bekannt. Die VPLS-Technik ist noch relativ jung: „Die spanische Telefonicá ist vor drei Jahren in Europa der erste Anwender der Technik gewesen“, erklärt Gary Holland. Daher der Technologievorsprung, von dem Holland spricht. Riverstone kann bereits Referenzen nachweisen.
Die Netzwerkausrüster stellten zur CeBIT reihenweise aktuelle Geräte mit VPLS-Funktionalität vor, neben Riverstone u. a. Foundry Networks, RAD Communications und Alcatel.
Das Berliner Brain (Berlin Research Area Information Network), an dem viele wissenschaftliche Einrichtungen hängen, ist in Deutschland einer der Pioniere der VPLS-Ethernetdienste. Marek Fröhlich, Administrator und Kundenbetreuer bei Brain: „Die neue Lösung kostet die Kunden weniger, da sie die Glasfasernetze des Landes Berlin dafür nutzen können. Außerdem können sie ihren Anschluss selbst verwalten.“
In diesem kurz „Ethernet-over-Metro“ genannten Marktsegment gibt es mindestens zwei konkurrierende Techniken: VPLS und IP-VPN. Virtuelle Private LAN Dienste (im Englischen: services), kurz VPLS, ist ein kommender Standard, der von Alcatel und Riverstone entwickelt wurde. Virtuell heißt: Nutzen die Kunden in den zu verbindenden Standorten Ethernet, sieht die VPLS-Verbindung für sie so aus, als würden sie lokal zwei Abteilungen mit Ethernet über das LAN verbinden ¿ eine Standardaufgabe für jeden Administrator. Obwohl die Daten eigentlich über andere Netze laufen.
Die für VPLS nötigen Geräte, in ihren Funktionen den Bridges und Hubs im LAN ähnlich, sind relativ einfach konfigurierbar. Sie prüfen nur kurz die Adresse der Datenpakete und leiten sie dann weiter. Dennoch ist jede VPLS-Verbindung von den anderen auf derselben Faser logisch komplett getrennt und funktioniert, als liefe sie auf einem separaten Kabel (also: „private“). Der Vorteil von VPLS: Die Systeme sind relativ günstig und einfach zu handhaben.
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Virtuelle Private Netze auf Basis des Internet Protocol (IP-VPN) nennt sich die zweite Technik. Sie nutzt ebenfalls MPLS-Verbindungen. Vertreten wird diese Methode vor allem von Juniper. IP-VPNs binden die Endgeräte auf beiden Seiten einer Ebene an, auf der viele Einstellungen eventuell neu vorgenommen und die Datenpakete bei jeder Durchleitung tiefgehender analysiert werden müssen.
Endkunden brauchen deshalb bei IP-VPN ein wesentlich komplexeres und teureres Endgerät, einen Router. Weil der so komplex ist, muss er meist vom Provider gewartet und konfiguriert werden. Insgesamt ist der Aufwand höher, die Flexibilität geringer.
Welche Seite, VPLS oder IP-VPN, sich durchsetzt, ist offen. Eine Arbeitsgruppe der Internet Engineering Task Force (IETF) arbeitet derzeit an diesem Thema.
Sicher ist: Diese Form von Ethernetanschlüssen breitet sich aus. Immer mehr Anbieter, kurz Carrier genannt, setzen auf diese Technik. Besonders in den USA wird mit einer starken Steigerung in den nächsten beiden Jahren gerechnet (s. Grafik). In Europa soll demnächst Telefonica Ethernetdienste auch für den Weitverkehrsbereich auf VPLS-Basis anbieten: wahrscheinlich der Startschuss für eine Reihe ähnlicher Angebote. ARIANE RÜDIGER