Handarbeit statt Automatisierung
VDI nachrichten, Shenzhen, 22. 7. 05 – Wie viele andere fertigt der Büromaschinenhersteller Brother in China. Ohne China geht es nicht, macht ein Besuch im neuen Werk in Shenzhen deutlich. Sonst leidet die Konkurrenzfähigkeit. Hightech ist hier vor allem Handarbeit, Automatisierung lohnt nicht.
Multifunktionsgeräte des japanischen Herstellers Brother, die wir in Deutschland in den großen Retailmärkten kaufen, kommen mit einer guten Wahrscheinlichkeit aus China. Genauer gesagt von Brother Industries Shenzhen (BISZ). Hier fertigen – Stand Mai 2005 – rund 5000 fast ausschließlich junge Frauen weit gehend von Hand moderne Hightechgeräte. Gerade mal 30 Japaner arbeiten in der Fabrik.
„Wir sind eine von fünf Brother-Fabriken in China“, erklärt Hiroyuki Wakahara, Chairman von BISZ. Rund 25 Mio. $ steckte Brother in den Fabrikaufbau.
Wakahara macht klar, wie rasch ein international agierender Konzern eine Fabrik in der chinesischen Sonderwirtschaftsregion Shenzhen hochziehen und ans Laufen bringen kann. „Im Oktober 2002 begannen wir zu bauen und das Personal zu rekrutieren, im Juni 2003 haben wir die Produktion gestartet, schon im Oktober hatten wir das 100 000. Gerät hergestellt.“ Mittlerweile läuft die Fabrik mit rund 300 000 Maschinen/Monat.
Ob Gerätefertigung oder die Herstellung von Verbrauchsmaterialien wie Tintenkartuschen: Überall ist dies das Ergebnis vieler Handgriffe. Die jungen Arbeiterinnen in ihren blauen Kitteln sind im Endeffekt für Brother günstiger als eine automatisierte Fertigung.
Zwei Beispiele: So arbeiten in der Herstellung der Tintenkartuschen inklusive deren Befüllung pro Farbe 36 Leute. Insgesamt besteht die Fertigungslinie aus 3 mal 4 Farben. Ausstoß/Monat: 2,5 Mio. Kartuschen. Ein Multifunktionsgerät ist inklusive Verpackung in 95 min durch die Fertigungslinie durchgelaufen.
Die Frauen an den Assemblierungslinien verdienen etwa 600 bis 800 Yuan/Monat, das sind rund 60 € bis 80 €. Das ist mehr als der gesetzlich verlangte Mindestlohn von 480 Yuan. Dort, wo die Arbeiterinnen herkommen, verdienen sie oft aber nur die Hälfte dessen. Wer höherwertige Tätigkeit, etwa in der CAD-Entwicklung, ausübe, verdiene natürlich deutlich mehr, so Wakahara.
Die Arbeiterinnen, die auf dem Fabrikgelände auch wohnen, verpflegt werden und einen guten Teil ihrer Freizeit verbringen, arbeiten in Schichten zwischen 8 und 17 Uhr sowie 20 Uhr und 5 Uhr. Maximal zwei Überstunden seien möglich, so Wakahara.
Die Brother-Fabrik setzt fast voll auf chinesische Zulieferer. „Die Teile werden zu 90 % in China hergestellt“, sagt der Werksleiter. Rund 50 % der Teile kommen von nahe gelegenen Herstellern. Brother stellt seit 10 Jahren in einer anderen Fabrik im District Shenzhen Laserdrucker her „Wir haben ein Netzwerk zuverlässiger Zulieferer aufgebaut, das qualitativ hochwertige Komponenten liefert“, sagt Wakahara. Das habe man jetzt beim Aufbau der neuen Fabrik genutzt.
Wer meint, China kann nur Lowtech und low quality, der ist der Realität offensichtlich Jahre hinterher. Nur die technologisch wichtigsten Komponenten wie die Druckköpfe kommen direkt aus Japan hierher. swe
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