Drucker 08.08.2008, 19:36 Uhr

„Die großen Ohren haben uns gerettet“  

VDI nachrichten, Düsseldorf, 8. 8. 08, ps – Die Infowerk AG in Nürnberg ist einer der größten Direktdruck-Betriebe Europas. Täglich werden hunderte von individuellen Druckaufträgen bearbeitet, unter anderem für den Lebensmitteldiscounter Aldi. Fragen an Winfried Gaber, Vorstandschef und Mehrheitsaktionär des fränkischen Mittelständlers.

Gaber: Ja, was meinen Sie, wo ich schon überall gesessen habe. Unsere Branche ist seit 20 Jahren in einem ständigen Veränderungsprozess und somit auch das Infowerk, sonst wären wir nicht mehr da. Ich versuche dort zu sein, wo Abteilungen wachsen müssen, und der Austausch mit den Kollegen gerade am wichtigsten ist. In der Vergangenheit habe ich aber auch hin und wieder dort gesessen, wo es am meisten geknirscht hat.

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VDI nachrichten: Wenn der Team-Gedanke für Sie so wichtig ist, warum beteiligen Sie Ihre Mitarbeiter dann nicht am Unternehmen?

Gaber: Wir überlegen, was Sinn macht. Es gibt eine gewinnabhängige Tantieme bis zu zwei Monatsgehältern. Die Bemessungsgrundlage ist das gesamte Unternehmen, damit die gemeinsame Sicht unterstützt wird. Diese Regelung haben wir nach einem festen Schlüssel gemeinsam mit dem Betriebsrat angelegt.

Wenn es um eine echte Beteiligung geht, müssen wir eine Form finden, die in Krisen nicht schadet. Konzepte, die in Hochphasen gut sind, findet man leicht – aber häufig wenden sich diese in Krisenzeiten gegen das Unternehmen.

VDI nachrichten: Wie lautet das unternehmerische Credo von Infowerk?

Gaber: Hochwertige Drucksachen in Stückzahl 1 produzieren. Das klingt so einfach, aber das geht nur, wenn alle vor dem Druck liegenden Prozesse automatisiert sind. Und um das zu erreichen, brauche ich vorbereitend und begleitend das Wissen aus dem Bereich Werbung, anschließend umfassenden Softwareeinsatz für Schnittstellen zum Kunden und für die Optimierung der Prozesskette. Bei komplexen Aufgabenstellungen ist der Einzelne mit seinem Wissen ohne den Kollegen aus den anderen Geschäftsbereichen handlungsunfähig.

Wir leben davon, dass diese drei Bereiche wirklich zusammenspielen, das heißt, dass die Menschen zusammenarbeiten. Wenn für den Softwareentwickler der Drucker der dumme Drucker ist und für den Drucker der Werber der Spinner, dann haben wir verloren.

VDI nachrichten: Aber Sie selbst sind weder Werber noch Drucker noch Programmierer…

Gaber: Das stimmt, ich habe als Schriftsetzer angefangen, also in einer Branche, die quasi vom Markt verschwunden ist. Als Anfang der neunziger Jahre Mac und PC Einzug hielten, hat ein Großteil unserer Kunden die Satzarbeiten einfach selber gemacht. Aber die Selbermacher haben dann Dienstleistungen gebraucht, um ihre Daten auch zu belichten. Wir haben uns das angeschaut und genau dafür eine Abteilung aufgebaut, mit der wir bald wieder Geld verdienten. Außerdem haben wir uns durch den Umgang mit den unterschiedlichsten Daten, die da geliefert wurden, ein Know-how angeeignet, das bis heute aus unserem Unternehmen nicht wegzudenken ist.

VDI nachrichten: Was hat Sie in der großen Branchenkrise der neunziger Jahre vor dem Untergang bewahrt?

Gaber: Die großen Ohren. Man muss dem Kunden und den Mitarbeitern genau zuhören, die technischen Entwicklungen, auch außerhalb der eigenen Branche, beobachten. Und dann muss man nur noch die Dinge, die einem vor die Füße gelegt werden, genau anschauen und ausprobieren. Wir hatten nie diese Form von Branchenstolz, wir dachten nie, unsere Arbeit hätte ewig Bestand und ohne uns ginge sowieso nichts.

Gaber: Naja, wo der Baum stirbt, sprießen Pflänzchen. Wir brauchen zum Überleben, auch in Zukunft, immer wieder neue Geschäftsfelder. Und die entstehen, indem ein Kunde eine Dienstleistung oder eine Lösung sucht, die er weder bei einer reinen Agentur noch bei einem reinen Softwarehaus bekommt. Das ist immer eine Chance.

VDI nachrichten: Hilft diese Strategie bei der Kundengewinnung?

Gaber: Ja, das wird von Aldi genauso honoriert wie von Audi. Aldi ist froh, wenn er zu seinen Fotobüchern auch jemanden hat, der sich um die Softwarelösung kümmert. Und wenn wir für Audi Ausstellungen konzipieren, ist es natürlich sehr hilfreich, wenn im eigenen Haus auf jedes beliebige Material, in nahezu jeder Größe, gedruckt werden kann.

Ebenso hilft es Adidas, wenn neben der Produktion von mehreren tausend Computergrafiken die gesamte Infrastruktur für Datenaustausch und Freigabeprozesse bereitgestellt werden kann.

VDI nachrichten: Wie profitieren Sie von der Globalisierung?

Gaber: Für international agierende Unternehmen sehen wir in unserem Bereich zentrale Systeme, die weltweit über bereitgestellte Vorlagen nach eigenen Anforderungen individualisiert befüllt werden.

Ich komme gerade von einem Meeting einer internationalen Kanzlei, die Ordnung in die Produktion ihrer Druckerzeugnisse bringen will. Außerdem möchte sie zielgruppengerechte Unterlagen, die sie individuell in Kleinserie schnell bestellen kann. Es geht um eine Vielzahl von verschiedenen Drucksachen: Von der Visitenkarte bis hin zu aufwändigen Broschüren und Büchern. Das schreit nach einem Printportal, das ihr ermöglicht, genau das, was sie will, in der benötigten Druckmenge in Auftrag zu geben bzw. Daten abzurufen, die direkt vor Ort gedruckt werden können.

VDI nachrichten: Ist das Geschäft mit Unternehmen für Sie zukunftsträchtiger als Geschäfte mit privaten Kunden?

Gaber: In unseren Anwendungen wird das bald nicht mehr zu trennen sein. Ob das Kind Fotobuch heißt oder Book on Demand, ist doch egal. Ob ein Mittelständler eine Kleinserie von gebundenen Werbebroschüren bestellt oder ein Hobbyfotograf ein Fotoheft, macht keinen Unterschied. Die Anforderungen an die Logistik sind ebenfalls vergleichbar. Deshalb sind beide Märkte gleich interessant.

VDI nachrichten: Also ist Ihnen egal, von wem Ihre Druckaufträge kommen?

Gaber: Die grundlegenden Impulse, die unsere Branche revolutioniert haben, waren fast immer Entwicklungen aus dem Consumer-Bereich. Der PC wurde nicht für die graphische Branche entwickelt die Digitalkamera hat ihre Dynamik ebenfalls aus dem Massenmarkt. Das waren Produkte für die normalen Verbraucher – und am Ende haben sie nicht nur unsere Branche total verändert. So wird das auch mit dem Druck in Stückzahl 1 sein. Der Endkunde treibt durch seine Bedürfnisse den Markt und damit die Entwicklung. Und wer genau hinschaut, findet im Consumer-Bereich die Lösungen und Ideen für den Business-Sektor.

VDI nachrichten: Werden am PC erstellte Fotoalben und Leinwanddrucke die Fotoabzüge ablösen?

Gaber: Es ist sicher ein stark wachsender Markt, weil viele Kunden gerade erst auf den Geschmack kommen. Mit der digitalen Bilderflut geht aber eine komplette Änderung des Verbraucherverhaltens einher. Es wird doch heute zehn Mal soviel fotografiert wie zur Analogzeit. Trotzdem wird nur ein kleiner Teil der früher entwickelten Bilder zum Fotoabzug.

So wie das gedruckte Wort an Wert verloren hat, so wird auch das Bild an Wert verlieren. Früher war der geschriebene Text wertvoll, und Briefe wurden aufgehoben. Wer druckt heute seine E-Mails aus und archiviert sie? Das flüchtige Medium Bild werden künftig eher mobile Player oder der Fernseher darstellen…

VDI nachrichten: …keine schöne Aussicht für Sie, wenn die Prognose stimmt.

Gaber: Nicht unbedingt, denn der Kunde will auch mal was Anfassbares für einen bestimmten Zweck, meistens als Geschenk. Das können dann aber auch Produkte sein, die heute noch gar nicht bekannt sind. Eine Planentasche, eine individuell bedruckte PC-Tastatur, die Wohnungstür mit dem Abbild des Bewohners. Dieses Verbraucherverhalten über die nächsten zehn Jahre vorauszusagen wäre aber eine Spekulation.

VDI nachrichten: Kann der Druck mit Stückzahl 1 gegenüber der Informationsflut im Internet bestehen?

Gaber: Ja. Weil die Interessenlagen immer spezifischer werden. Vielleicht druckt man bald jedem Endkunden sein Buch, seine eigene Fachzeitschrift, seine Tageszeitung und schickt sie ihm nach Hause. Wir haben schon Anfragen für individuelle, kundenabhängige Umschläge zum allerdings gleichen Inhalt. MARTIN BIEBEL

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