Intel dehnt Forschungsnetzwerk auf Berlin aus
Mit Intel und Microsoft hat die Technische Universität Berlin beim Ausbau ihrer IT-Aktivitäten zwei starke Partner gefunden. Am 13. Februar ist Einweihung des gesponsorten „Intel Net Business Lab“, eines hoch modernen Computerlabors.
Hermann Krallmann kennt das Geschäft. Seit über 20 Jahren leitet der Professor an der Technischen Universität Berlin den Lehrstuhl „Systemanalyse und EDV“. Und dort ist für ihn die enge Kooperation mit der Wirtschaft längst Selbstverständlichkeit. Doch auch der erfahrene Informatiker gerät angesichts des jüngsten Coups der TU ins Schwärmen: Die brandneue Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Chiphersteller Intel sei ohne Zweifel „eine wunderschöne Geschichte“.
Der Titel dieser Geschichte heißt „Intel Net Business Lab“. Dahinter verbirgt sich ein hoch modernes Computerlabor, das an der TU Berlin am 13. Februar feierlich eingeweiht wird. Nicht ohne Grund trägt diese Aus- und Weiterbildungsstätte den Namen des 2001 umsatzstärksten Halbleiterherstellers der Welt, denn Intel hat die gesamte Hardware der insgesamt 24 IT-Arbeitsplätze gespendet, während die dazu gehörige Software von Microsoft geliefert wurde – ebenfalls kostenlos. Geschenke, die verpflichten. Krallmann: „Wir werden vornehmlich angehende Wirtschaftsingenieure und Informatiker des Hauptstudiums und mit überdurchschnittlichen Noten in die geplanten Projekte aufnehmen.“
Die Berufsaussichten für diese kommenden IT-Spezialisten sieht Krallmann ähnlich optimistisch wie die seiner Absolventen vor zwei bis drei Jahren, die die Firmen mit regelrechten Kopfprämien lockten. In der zwischenzeitlichen Ernüchterung am Arbeitsmarkt rund um das E-Business sieht der Professor ein vorübergehendes Phänomen für die nächste Nachfragewelle sei es unerlässlich, genügend Leute mit aktuellem Fachwissen auf dem Markt zu haben.
Das Intel-Laboratorium wird an der TU Berlin integriert in ein „Net Business Center“. Dazu gehören auch die weiteren Säulen „Corporation“ und „School“, die für praxisrelevante Angebote sorgen, so das Erstellen von Businessplänen für geplante Internetmarktplätze eines Auftraggebers aus der Industrie inklusive der dafür notwendigen Schulungen. Zudem soll die Ausbildung externer Teilnehmer auch von bereits vorhandenen Online-Lehrveranstaltungen der universitätseigenen „Virtual Global University“ profitieren.
Einen Druck auf Intel-taugliche Ergebnisse indessen erwartet Hermann Krallmann nicht, im Gegenteil: „Die Freiheit der Lehre wird auch in dieser Ausbildungsform gewahrt, weil wir machen können, was wir wollen.“ Deshalb überrascht es ihn nicht, dass sich bereits andere Hochschulen über das neue Projekt erkundigt haben. Bei soviel Zuspruch sieht sich Intel auf seinem Weg bestätigt, inzwischen zu einem der weltweit größten Sponsoren für Forschung an den Hochschulen aufgestiegen zu sein, auch wenn man über die investierten Summen schweigt. In Europa, dem Mittleren Osten und Afrika gibt es mit Berlin bereits 30 so genannte „Fokus Universitäten“, die von Intel direkt finanziell unterstützt werden und gleichzeitig an der Grundlagenforschung des Unternehmens beteiligt sind.
„In unserer ersten Forschungsstufe ist die Kooperation mit unseren Focus-Universitäten schon ein unverzichtbarer Baustein geworden, bevor wir in den weiteren Entwicklungsstufen die Ergebnisse immer stärker ins Unternehmen holen“, beschreibt Intel-Europachef Stacy Smith dieses Vorgehen. Hier entstehe im Austausch mit den Hochschulpartnern „ein Geben und Nehmen, wobei wir jedoch die einzelnen Unis nicht mit Businessplänen und Messverfahren überprüfen, auch wenn es natürlich kein lebenslanges ‚Fokus-Recht’ gibt“, so Smith. Den Einwand der hier oft vermuteten Beeinflussung der chronisch unterfinanzierten Lehre durch die Sponsoren bekommt Smith in Europa öfter zu hören, „dabei spielt diese Furcht in den USA überhaupt keine Rolle, denn dort sind Kooperationen und direkte Forschungsfinanzierungen durch die Firmen gang und gäbe.“
Ende Februar wird das Net-Business-Center bereits mit der ersten eigenen Vorlesung starten. Titel: „Net-Business-Processing“. Solche zukunftsträchtigen Themen sollen Arbeit- und Auftraggeber von morgen anlocken. Deshalb wird zuvor die Eröffnung des Intel-Laboratoriums in Berlin stolz gefeiert, dem Kalendertermin „Aschermittwoch“ zum Trotz. A. LEIMBACH
Sponsoring
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Intel fördert Spitzenkräfte
Durch gezieltes Hochschulsponsoring für 30 „Fokus-Universitäten“ außerhalb der USA will Intel ausgesuchte akademische Spitzenzentren in Ländern wie Großbritannien, Frankreich, Deutschland (TU München, TU Berlin), Israel oder Südafrika in eigene Forschungszwecke einbinden und spendet dafür die neueste IT-Ausstattung. Jährlich treffen sich die beteiligten Hochschulen mit Intel zu einem Erfahrungsaustausch, bei dem Projekte geplant und die Intel-Innovationen vorgestellt werden. A. L.