Im Wettbewerb der Köpfe hilft nur kooperieren
Vernetzung der Kernkompetenzen der 47 Institute zu „virtuellen“ Instituten“ erschließt Innovations-Ressourcen.
Die Weichen für das kommende Jahrtausend stellt Prof. Dr. Hans-Jürgen Warnecke, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG), im Vorfeld von deren fünfzigjährigem Bestehen Ende 1999. Die FhG-Institute müßten sich darauf einstellen, trotz abnehmender Forschungsaufträge von Bund und Ländern effiziente Vorarbeit für die Auftragsforschung zu leisten, wenn ihr Kundenkreis weiter wachsen soll.
Denn, so Warnecke auf der FhG-Jahrestagung Ende Oktober in Darmstadt: „Von der ursprünglichen Drittelfinanzierung des Haushaltes haben sich Bund und Länder jetzt auf 18 % zurückgezogen.“ Ein weiteres Drittel sollten eigentlich Projekte von Bund und Ländern bringen, wie etwa das Programm Produktion 2000 des BMBF. Nur das letzte Drittel sollten Industrieaufträge füllen.
Der FhG-Präsident läßt keinen Zweifel daran, daß Grundlagen- und die öffentliche Projektforschung weiterhin eine Aufgabe der öffentlichen Hand sein müssen. Dennoch hat sich die FhG auf leere Kassen eingestellt. Warnecke: „In den letzten fünf Jahren haben wir die Vertragsforschung für die Wirtschaft von 200 Mio. auf jetzt 400 Mio. DM verdoppelt.“
Laut Warnecke ist geplant, Verbünde zwischen den Instituten zu bilden. „Die Institutsleiter werden zu Netzwerk-Managern und fähige Mitarbeiter aus den einzelnen Instituten zu Netzwerk-Betreibern“, sagte der FhG-Chef. „Wir sind am Beginn des Weges zu virtuellen Instituten.“ Insgesamt umfaßt die FhG 47 Institute mit 9000 Beschäftigten. Die betreuen in Deutschland etwa 3000 der insgesamt 30 000 forschenden Unternehmen. Der Gesamtertrag der FhG – das ist der Haushalt oder bei einem Unternehmen der Umsatz – betrug 1997 1,3 Mrd. DM.
Ansporn und Auszeichnung zugleich bilden die auf der Jahrestagung verliehenen und jeweils mit 10 000 DM dotierten Innovationspreise. Für Arbeiten in der „Mikroelektronik und Physikalischen Technologie“ wurden dieses Jahr zwei Preise vergeben. Wolfgang Doleschal, Wolfram Kluge und Prof. Heinz Kück vom Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IWS) in Dresden entwickelten einen Wafer-Direktbelichter, wodurch sich die Fertigung von Chips in kleinen Stückzahlen verbilligt. Der Prototyp wird durch Sentech Instruments, Berlin-Adlersdorf, weiterentwickelt.
Dr. Friedhelm Heinrich vom Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (ISIT) in Itzehoe erhielt den Preis für die Entwicklung von Mehrkanal-Prozeß-Monitoren zur Analyse und Kontrolle von plasmagestützten Abscheide- und Trockenätzverfahren. Überwacht werden damit die Oberflächenprozesse während der Chipherstellung.
Der Preisträger hat das optische Verfahren patentiert und sich zu dessen Vermarktung als PAS Plasma Analytics Systems GmbH, Itzehoe, ausgegründet.
Der Preis im Forschungsbereich „Werkstoffe und Bauteile, Fertigungstechnologien“ ging ebenfalls an Mitarbeiter des IWS in Dresden: Dr. Hermann Mai, Reiner Dietsch und Thomas Holz entwickelten die Puls-Laser-Disposition so weiter, daß sich Ultrapräzisions-Röntgenoptiken mit Schichtgenauigkeiten im atomaren Maßstab herstellen lassen.
Dr. Klaus Rose vom Institut für Silicatforschung (ISC) in Würzburg entwickelte eine kratzfeste und optisch klare Beschichtung für Kunststofflinsen. Die Eschenbach Optik GmbH, Nürnberg, nutzt das Verfahren mittlerweile für ihre Linsenfertigung.
Im Forschungsgebiet Informationstechnik/Produktionsautomatisierung gab es zwei Preise: Ein „digitales Wasserzeichen“, das multimediale Daten durch eine Markierung mit Informationen über den Urheber schützt, entwickelten Wolfgang Funk vom Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD), Darmstadt, und Dr. Jian Zhao vom „Fraunhofer Center for Research in Computer Graphics“ (CRCG) in Providence/USA.
Ein weiterer Preis in diesem Bereich ging an Markoto Sajidman vom Institut für Informations- und Datenverarbeitung (IITB) in Karlsruhe für eine Fuzzy-Regelung bei der Herstellung hochwertiger Quarzglasrohre.
MICHAEL PYPER/KÄM