Vom Uran-Produzenten zum Landschafts-Sanierer
VDI nachrichten, Ronneburg, 11. 5. 07, rok – Aus den Halden des Uranbergbaus in Thüringen ist in den vergangenen Jahren eine blühende Kulturlandschaft entstanden. Wie sich die einstige Mondlandschaft nahe Ronneburg zu einem neuen Lebensraum entwickelt hat, zeigen die Veranstalter der Bundesgartenschau 2007 (27. April – 14. Oktober) auf dem 60 ha großen Gelände am Rande eines früheren Tagebaus.
Einmal Bergmann, immer Bergmann.“ Das gilt auch für Günter Ackermann, dessen berufliche Tätigkeit bei der „Wismut“ in Ronneburg am 27. April zu Ende ging. Deshalb wird er seinem bisherigen Arbeitgeber die Treue halten und steht von Zeit zu Zeit für Führungen durch den ehemaligen Tagebau Lichtenberg zur Verfügung, wo er 46 Jahre seines Lebens arbeitete.
„Hier prallen zwei Welten aufeinander“, sagt Günter Ackermann über die Gartenschau der Gegensätze. Da gibt es im Hofwiesenpark in Gera ein typisches Bild mit Blüten, Stauden und Gärten, nahe der Stadt Ronneburg ist eine verwüstete Bergbaulandschaft der Natur zurückgegeben worden. Die terrassenförmigen Aufschüttungen und der kegelförmige Lichtenberg sollen die Erinnerung an die ehemalige Uranbergbau-Region wachhalten.
Für den Besucher ist es kaum vorstellbar, dass er sich hier in einem der ehemals größten Uranbergbaureviere der Welt befindet. Die Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) „Wismut“ erzielte von 1947 bis 1991 einen Umschlag von insgesamt 231 000 t Uran und war damit weltweit der drittgrößte Produzent.
Wo heute Blumen und Bäume Wanderer zu Spaziergängen einladen, hatte die Wismut ihre Spuren hinterlassen. „Wir wurden über Nacht vom Produzenten zum Sanierer“, beschreibt Ackermann seine Aufgaben. Als Projektleiter Haldenabtrag und Flächensanierung in Ronneburg schrieb er nicht nur an einem Stück Bergbaugeschichte mit, denn die Sanierung der Uranbergbaugebiete in Sachsen und Thüringen gilt nicht nur als das größte Umweltprogramm in Deutschland, sondern als eines der größten weltweit. Aus der Sparte Bergbau der SDAG Wismut wurde 1991 das Bundesunternehmen Wismut GmbH.
Für den Bergbau-Ingenieur und gelernten Hauer Ackermann ist es logisch, dass die früheren Wismut-Kumpel diesen Prozess begleitet haben. Immerhin kannten sie dieses Gebiet am besten. „Leider war es so, dass es früher einen Mantel des Schweigens um die Wismut gab und die Arbeitnehmer selbst am wenigsten wussten. Doch ihre Ausbildung machte sie zu den geeignetsten Sanierern.“ Nirgendwo habe es vergleichbare Konzepte gegeben, die Haldenverwahrung und die Beseitigung der Schlammteiche war weltweit einmalig. Und die Zeit drängte. „Eine unwahrscheinliche Ingenieurleistung nach dem Stand der Technik.“
Der Tagebau Lichtenberg war das größte Abbaugebiet der „Wismut“. Dort, wo sich einst die Ortschaften Schmirchau, Lichtenberg und Gessen befanden, war nach 1954 ein Loch von fast 1 km Breite und 2 km Länge entstanden. Seine größte Tiefe betrug 240 m. Rings um den Tagebau hatte sich eine Haldenlandschaft gebildet.
Die Dimensionen des Wandels seit Beginn der Sanierung sind gewaltig: Auf mehr als 800 ha wurden Abraumhalden abgetragen, kilometerlange unterirdische Stollen verfüllt und verschlossen. Fast 130 Mio. m3 Material aus den umliegenden Halden wurden in dem ehemaligen Tagebaurestloch verwahrt. Tagesleistungen von bis zu 40 000 m3 waren zu meistern. Hier rollte ab 1995 unter Günter Ackermanns Regie die größte Kipperflotte Europas und versetzte im wahrsten Sinne des Wortes Berge. Noch bis 2010 laufen die Arbeiten zur sicheren Verwahrung des Tagebaus Lichtenberg. An die Stelle von Ackermann rückt sein langjähriger Stellvertreter Peter Bachmann.
Verschwunden sind auch die jeweils rund 100 m hohen Zwillings-Pyramiden der Spitzenkegelhalden Paitzdorf und Reust. Bis 2004 waren die Halden von der Autobahn A 4 bei Ronneburg gut zu sehen und so etwas wie ein Wahrzeichen. „Wären sie damals nach den Kriterien errichtet worden wie heute Deponien, hätte man sie erhalten können“, erinnert sich Ackermann an den Wunsch der Stadt Ronneburg, die Wahrzeichen zu erhalten.
Die Strahlung auf dem Gelände der BUGA sei heute nicht höher als in weiten Bereichen Deutschlands aufgrund des dort natürlichen Urangehalts in Böden, wie beispielsweise im Schwarzwald, stellte das Büro Darmstadt des Öko-Instituts in einer Studie fest.
Die Sanierung aller ehemaligen Wismut-Gebiete endet nicht vor 2015. Von den 6,2 Mrd. €, welche die Bundesregierung für dieses Projekt des Umwelt- und Strahlenschutzes zur Verfügung gestellt hat, waren bis Ende 2006 rund 4,8 Mrd. € ausgeschöpft.
„Es ist gut angelegtes Geld“, antwortet Frank Wolf auf die Frage nach der Höhe der Ausgaben. Der Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Wismut GmbH verweist auf das Know-how, das sich die rund 3000 Beschäftigten der Wismut bei der Sanierung hoch komplizierter Altlasten angeeignet haben und bereits weltweit vermarkten. MARIO KEIM
BuGa 2007
Die Bundesgartenschau 2007 in Gera und Ronneburg lädt vom 27. April bis 14. Oktober ein. Die Ausstellungsbereiche Hofwiesenpark Gera (Ausstellungsfläche 30 ha) und Neue Landschaft Ronneburg (60 ha) sind täglich von 9 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Zwischen den beiden, rund 10 km entfernten Bereichen verkehren Pendelbusse, deren Nutzung für Besucher kostenlos ist.
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