Rohstoffe 01.12.2006, 19:25 Uhr

Streit ums Karpatengold  

VDI nachrichten, Rosia Montana, 1. 12. 06, swe – Das rumänische Umweltministerium wird darüber entscheiden, ob in den Karpaten Gold abgebaut werden darf. Während Umweltschützer protestieren, verspricht die Firma Rosia Montana Gold Corporation Jobs und eine nicht verschmutzte Umwelt.

Das Bergdorf Rosia Montana im Westen Rumäniens ist keine heile Welt. Die staatseigene Gold- und Silbermine schloss im Mai ihre Tore und die Arbeitslosenquote stieg von 50 % auf 70 %. Der Grund: Die Mine hat sich nicht rentiert. Der Staat musste sie jährlich mit etwa 3 Mio. $ bezuschussen.

Doch es kann wieder mehr Arbeit geben. Die rumänische Firma Rosia Montana Gold Corporation (RMGC), die sich zu 80 % im Besitz des kanadischen Unternehmens Gabriel Resources befindet, will um das Bergdorf herum im großen Stil Gold und Silber abbauen. Im Frühjahr 2007 will sie mit dem Bau der Anlagen beginnen.

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„Das erste Gold wollen wir zwei Jahre später in den Händen halten“, erklärt RMGC-Pressesprecher Catalin Hosu. Ein Generationenprojekt: Bis 2026 sollen Edelmetalle aus vier Gruben im offenen Tagebau gewonnen werden. Drei Jahre später – also 2029 – sollen alle Flächen wieder landwirtschaftlich oder touristisch genutzt werden können.

Goldabbau in den Karpaten ist nicht neu. Bereits die Römer wussten davon und holten bis zu 150 t Gold aus den Bergen um Rosia Montana. Diese Adern sind erschöpft, doch noch immer steckt Reichtum unter der Erde. Eine Tonne Erz enthält im Schnitt 1,47 g Gold und 7,5 g Silber, so Catalin Hosu.

„Wir wollen rund 275 t Gold und bis zu 1400 t Silber gewinnen.“ Das sind rund 9 Mio. Unzen Gold, die heute einen Marktwert von knapp 5 Mrd. $ haben. Hinzu kommt Silber im Wert von etwa 500 Mio. $.

Der überwiegende Teil des Gewinns soll nach Kanada fließen. RMGC hat dem rumänischen Staat Abgaben von mindestens 1 Mrd. $ zugesagt.

Noch ist es nicht so weit. Das Umweltministerium in Bukarest prüft, wie das Projekt die Umwelt belastet. Die Grundlage dafür bietet das Gesetz zur Umweltprüfung, das Rumänien in Erwartung des EU-Beitritts in Kraft gesetzt hat. Es schreibt auch vor, dass sich Bürger äußern können.

Im Sommer dieses Jahres fanden in Rumänien und im Nachbarland Ungarn 14 öffentliche Anhörungen statt. Rund 6000 Fragen muss RMGC jetzt schriftlich beantworten.

Es sind vor allem zwei Punkte, die den Menschen Sorge bereiten: Aus dem ruhigen Bergdorf droht für 20 Jahre ein Industriegebiet zu werden. Und eine Umweltkatastrophe wie die von Baia Mare im Jahre 2000 könnte sich wiederholen (siehe Kasten).

RMGC will die Metalle wie in Baia Mare mit giftigem Natriumzyanid aus dem Erz auslaugen. Die Bergbauindustrie habe aber dazu gelernt, meint der Firmensprecher. So hielt in Baia Mare ein Damm aus Schlacke die giftigen Abwässer zurück bei Rosia Montana will RMGC einen Damm aus Steinen bauen, der bis zu 180 m hoch sein wird und ein Erdbeben der Stärke 8 auf der Richterskala aushalten soll.

RMGC will das Abwasser zudem mit Luft und Schwefeldioxid durchmischen, wobei giftiges Zyanid in eine ungiftige Chemikalie – Zyanat – umgewandelt wird. Der Zyanidgehalt sinkt dabei auf 5 mg/l bis 7 mg/l und liegt unterhalb des Grenzwerts von 10 mg/l, den die EU-Richtlinie zur Behandlung von Bergbauabfällen vorgibt, betont Catalin Hosu. Mit anderen Worten: „Ein Unglück wie in Baia Mare kann sich in Rosia Montana nicht wiederholen.“

Lokale und internationale Umweltschutzverbände sowie einige Anwohner glauben den Worten des Unternehmens nicht. Sie verweisen auf die ungarische Regierung. Aus Sicht des Nachbarlands gibt die Umweltprüfung der Firma kein objektives Bild über mögliche Auswirkungen auf die Umwelt.

Für Eugene David, den Vorsitzenden der lokalen Bürgerinitiative Alburnus Maior, heißt das, „es darf keine Genehmigung geben“. Ganz anders schätzt Catalin Hosu die Lage ein. „Wir erfüllen alle gesetzlichen Auflagen Rumäniens und der EU und sind zu 100 % sicher, dass wir die Genehmigung bekommen!“

Die Lage im Bergdorf ist angespannt. Alle warten auf die Entscheidung aus Bukarest. Sie wird in den nächsten Wochen erwartet.

Doch selbst wenn RMGC die Lizenz zum Gold- und Silberabbau erhält, ist nicht sicher, ob und wann sie mit dem Abbau beginnen kann. Denn die Firma muss im Besitz aller Flächen sein.

Auf fast die Hälfte aller benötigten Flächen habe sie bereits Anspruch, erklärt Hosu. Er glaubt, dass letztlich alle Menschen ihre Häuser und ihr Land verkaufen werden und etwa in ein neues Dorf ganz in der Nähe ziehen werden. RMGC macht Angebote: „Wir garantieren jeder Familie, die hierher zieht, für die zweijährige Bauzeit der Industrieanlagen einen Job.“

Gegner des Projekts glauben hingegen nicht, dass alle Einwohner verkaufen wollen. „Viele Landwirte wollen nicht weg, und sie brauchen das Land für ihr Vieh“, betont Eugene David. Zudem haben Familien oft zwei oder drei Häuser und verkaufen gerne eins, um mit dem Geld das Haus, in dem sie wohnen, zu restaurieren.

Für Rosia Montana gibt es eine Zukunft auch ohne den Goldabbau, meint Eugene David. Er zitiert RMGC, die selber sagt, die Entwicklungschancen der Region lägen im Tourismus und in der ökologischen Landwirtschaft.

„Diesen Ansatz, den die Firma erst für die Zeit nach dem Goldabbau vorsieht, wollen wir bereits jetzt umsetzen“, sagt David. Er ist selbst aktiv. Er baut an einer Unterkunft für Touristen – und das ist eine Marktlücke: In Rosia Montana fehlt noch eine Pension zum Übernachten. RALPH AHRENS

Ein Beitrag von:

  • Ralph H. Ahrens

    Chefredakteur des UmweltMagazins der VDI Fachmediengruppe. Der promovierte Chemiker arbeitete u.a. beim Freiburger Regionalradio. Er absolvierte eine Weiterbildung zum „Fachjournalisten für Umweltfragen“ und arbeitete bis 2019 freiberuflich für dieverse Printmedien, u.a. VDI nachrichten. Seine Themenschwerpunkte sind Chemikalien-, Industrie- und Klimapolitik auf deutscher, EU- und internationaler Ebene.

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