Öl 08.09.2006, 19:23 Uhr

Schweden wollen den Erdöl-Ausstieg  

VDI nachrichten, Düsseldorf, 8. 9. 06, wop – In den 1970er Jahren stammte die in Schweden genutzte Energie noch zu 60 % aus Erdöl. Heute sind es 30 % und 2020 soll das Ölzeitalter dort ganz enden. Die Regierung in Stockholm investiert massiv in den Umstieg auf alternative Energien und in die entsprechende Forschung und Entwicklung.

Schweden macht ernst bei der Abkehr vom Erdöl. Die Regierung greift tief in den Staatssäckel, um seine Bürgern zur Nutzung erneuerbarer Energien zu bewegen und um Forscher beim Entwickeln praktikabler Alternativen zum Öl zu unterstützen.

„Wir wollen unsere Abhängigkeit von Erdöl bis 2020 beenden. Bis dahin wird es in allen Bereichen bessere Alternativen geben“, fasst Mona Sahlin, Schwedens Ministerin für Nachhaltige Entwicklung, die Pläne ihrer Regierung zusammen. Deshalb, so Sahlin jüngst, werde der Etat nur für Forschungen im Energiebereich jährlich auf 90 Mio. € (815 Mio. SEK) aufgestockt. Das Ziel sei eine höhere Produktion erneuerbarer Energie und ihre effizientere Nutzung.

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Zentrales Instrument im steuerlichen Anreizsystem ist die Besteuerung von Kohlendioxid (CO2), die Schweden 1991 einführte. So wird u. a. die Kfz-Steuer seither nach CO2-Ausstoß berechnet, wodurch die Halter von alternativ angetriebenen Antrieben stark entlastet werden. Zudem sind alle Biokraftstoffe unabhängig ihrer Herkunft gänzlich steuerbefreit.

Bisher setzt Schweden vor allem auf Bioethanol und Biogas, künftig sollen Dimethylether und Kraftstoffe à la Biomass-to-Liquid (BtL) etabliert werden. Die Forschung an Biokraftstoffen der zweiten Generation, den BtL-Arten, ist ein Schwerpunkte der staatlichen Forschungsförderung. Schon heute werden in Schweden allen Ottokraftstoffen 5 % Bioethanol beigemischt, das fast vollständig aus Brasilien importiert wird. Die Einfuhr boomt und beschert den beteiligten Firmen laut Dr. Ann Segerborg-Fick von der schwedischen Energieagentur STEM Gewinnmargen von bis zu 0,60 €/l.

Als zusätzlicher Absatzkanal gewinnt E85-Kraftstoff (85 % Ethanol, 15 % Benzin) an Bedeutung. Vor allem Saab und Volvo haben (wie Ford) nach der Steuerbefreiung Flexible-Fuel-Fahrzeuge (FFV) für den E85-Einsatz entwickelt, die in Schweden reißenden Absatz finden. Bis Jahresende werden, so Segerborg-Fick, rund 50 000 FFV verkauft sein, schon jeder fünfte Neuwagen sei ein FFV.

Anreize dafür gibt es reichlich. Und um Firmen zur Anschaffung von FFV zu bewegen, verzichtet der Staat mit 40 % auf einen Gutteil der Einkommenssteuer für Firmenwagen, wenn diese mit E85 betrieben werden. Wegen der günstigen CO2-Bilanz ist auch die Kfz-Steuer gering und vor allem macht sich die Investition beim Tanken bezahlt.

Segerborg-Fick rechnet vor, dass ein FFV gegenüber einem Benziner bei 10 l/100 km Durchschnittsverbrauch und 20 000 km Fahrleistung im Jahr 3900 € spart. Zusätzlich sind FFV in vielen Kommunen von Parkgebühren befreit sind und die City-Maut in Stockholm entfällt.

Gute Erfahrungen mit Bioethanol lässt Schweden in der EU für eine Änderung der Kraftstoffnormen votieren, um 10 % beimischen zu können.

Bei der Einleitung von Biogas in die Erdgasnetze ist das Land ebenfalls Vorreiter. Nach entsprechender Aufbereitung steht es den 200 schwedischen Biogasanlagen frei, ihr Gas einzuleiten.

Nach jüngsten Zahlen des Swedish Gas Centre (SGC) in Malmö deckt Biogas 51 % des schwedischen Gasbedarfs, und der Anteil steige rasant. Im ersten Halbjahr 2006 wurde fast so viel Biogas verbraucht wie 2003 total. Besonderheit: 90 % des Biogases sind Klär- und Deponiegase, nur 10 % werden aus Biomasse erzeugt. Doch der Anteil grünen Gases nimmt laut Owe Jönsson vom SGC kontinuierlich zu. Der Gasmarkt wächst auch, weil immer mehr Schweden Erdgasautos kaufen. Zum 30. Juni 2006 waren 9700 Gasautos zugelassen angesichts eines Fahrzeugbestands von 4 Mio. ist das nicht viel, doch die Anzahl hat sich binnen 18 Monaten nahezu verdoppelt – die staatliche Förderung zieht. Gasautos belastet der Fiskus nur mit der Hälfte der Kfz-Steuer, weil sie zur Hälfte klimafreundliches Biogas tanken. Auch die Dienstwagensteuer wurde um 40 % gesenkt, und wegen der Steuerbefreiung ist Biogas an Tankstellen ein Drittel billiger als Benzin. (Kraftstoffsteuern: Erdgas 1 Cent/kWh Benzin 7 Cent/kWh Diesel 5 Cent/kWh.

Als Option für den schwedischen Markt gilt Dimethylether (DME) auf Basis von Schwarzlauge aus Schwedens Zellstoffindustrie. Dieses ölige energiereiche Abfallprodukt würde in in solchen Mengen anfallen, dass damit nach Angaben des Stockholmer Technologieführers Chemrec ein Drittel des landesweiten Benzin- und Dieselbedarfs ersetzt werden könnte.

Die DME-Erzeugung wird in einer Pilotanlage getestet. An den Kosten ist die nationale Energieagentur STEM im Rahmen eines breit angelegten Forschungsprojektes maßgeblich beteiligt. Auch Volvo ist in die Forschungen involviert. Jüngst gewährte die STEM dem Konzern 6,8 Mio. €, um DME-Motortechnologien voranzutreiben.

Volvo hatte 1999 den ersten DME-Motor vorgestellt und 2005 eine zweite Generation für Schwerlast-Lkw präsentiert. Spätestens 2009 will Volvo den überarbeiteten DME-Motor in einem Flottenversuch mit 30 Lkw erproben.

„Wir sehen in DME eine zentrale Kraftstoffalternative“, begründet die STEM ihre Förderung. Modifizierte Dieselmotoren liefen damit sehr effizient und schadstoffarm. Weiterer Vorteil: Bleiben die Ölpreise auf heutigem Niveau, wird DME von Beginn der industriellen Produktion an konkurrenzfähig sein. P. TRECHOW/WOP

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Trechow

    Peter Trechow ist Journalist für Umwelt- und Technikthemen. Er schreibt für überregionale Medien unter anderem über neue Entwicklungen in Forschung und Lehre und Unternehmen in der Technikbranche.

  • Wolfgang Pester

    Ressortleiter Infrastruktur bei VDI nachrichten. Fachthemen: Automobile, Eisenbahn, Luft- und Raumfahrt.

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