Nach Öl bohren in Bayern
VDI nachrichten, Düsseldorf, 4. 7. 08, mg – Der stetig steigende Ölpreis und neue Verfahren bei Exploration und Förderung machen es inzwischen wirtschaftlich lohnend, auch kleine Vorkommen an Erdöl zu erschließen. So wird auch in Bayern vermehrt nach dem flüssigen Gold gebohrt.
Stetig hebt und senkt sich die Pferdekopfpumpe in dem umzäunten Areal in der kleinen bayerischen Ortschaft Großaitingen. Hier, wenige Kilometer südlich von Augsburg auf der Schotterebene des Lechfeldes, liegt das größte Ölfeld Bayerns. 3000 t Öl fördert Wintershall, ein Unternehmen der BASF-Gruppe, pro Monat in dieser Region, 1,2 Mio. t Erdöl seit 1979. Und es werden bald mehr sein. Denn seit der Ölpreis auf immer neue Rekordmarken klettert, lohnt sich zusehends der Abbau von heimischen Ressourcen. Selbst in Bayern, das bislang kaum im Fokus der Erdölgesellschaften lag, wird neuerdings eifrigst gebohrt und erkundet, was so an Rohstoffschätzen im Boden lagert.
Auf 140 $ stand am Monatsanfang der Kurs für einen Barrel (159 l) Erdöl, er ist seit Jahresbeginn um über 40 % gestiegen. Und Prognosen, zum Beispiel vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, gehen von weiteren Preissteigerungen in den kommen Jahren aus. Damit aber lohnt sich umso mehr die Erschließung und Förderung von heimischen Energiereserven. Gerade im Freistaat, der im Vergleich zur Förderung in der Nordsee und in Norddeutschland eher ein Schattendasein führt, verstärken nun Firmen ihre Suche nach unbekannten Lagerstätten.
„Der Ölpreis wirkt sich natürlich positiv aus“, sagt Christa Hanreich vom österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV. Das Unternehmen und seine Partner haben in Bayern eine Bohrkonzession für 4500 km2 Gesamtfläche erworben und planen im August diesen Jahres eine Probebohrung bei Seeg im Allgäu. Dort wird in 2600 m Tiefe ein Vorkommen von 2,5 Mrd. m3 Erdgas vermutet. Und Erdgas ist an den Ölpreis gekoppelt, „die Preise ziehen mit einer Verzögerung von drei bis neun Monaten nach“, so die Unternehmenssprecherin. Die geologischen Verhältnisse in Bayern ähneln denen im Wiener Becken, dort existieren rund 2000 Bohrlöcher in der Region, in ganz Österreich fördert die OMV bisher insgesamt fast 60 Mrd. m3 Erdgas.
Auch die Wintershall Holding AG plant im Herbst 2008 eine Bohrung in Bayern. Das Unternehmen in Kassel ist der größte Erdöl- und Erdgasproduzent mit Sitz in Deutschland und fördert hier Erdöl aus insgesamt 15 Ölfeldern. Mit jährlich mehr als 2 Mio. t Erdöl stellt dabei die Lagerstätte Mittelplate am südlichen Rand des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer knapp zwei Drittel der gesamten deutschen Produktion.
Jetzt ist das Unternehmen auf der Suche nach neuen Ölquellen im Süden der Republik. Denn: „Ein durchschnittlich höherer Rohölpreis wirkt sich durchaus positiv auf die Explorationsaktivitäten in Deutschland aus. Projekte werden wirtschaftlicher, bestehende Felder können länger gefördert werden und ein höherer Marktpreis gibt uns die Chance, mehr hier in Deutschland zu investieren – wie in den Einsatz modernster Technologie“, so Sprecherin Nadja Brauhardt.
Bereits 2006 waren in Bayern die beiden Bohrungen „Aitingen Süd 1“ und „Aitingen 7“ in Betrieb gegangen, die Jahresproduktion im Feld Aitingen stieg damit auf insgesamt 36 000 t an. Ab September soll nun ein 40 m hoher Bohrturm in 1250 m Tiefe die achte Erdölquelle des Förderbetriebs erschließen.
Zwar deckt die deutschlandweite jährliche Produktion von Erdöl gerade mal 3 % des nationalen Bedarfes, doch dass auch kleine Felder zunehmend als lukrativ gelten, zeigt das Engagement der Firma Activa Resources AG, die über die neu gegründete Rhein Petroleum GmbH hiesige Erdöl- und Erdgasvorkommen erschließen will. Das Unternehmen hat sich vom bayerischen Wirtschaftsministerium eine „Aufsuchungsgenehmigung“ für ein rund 2000 km2 großes Gebiet im Freistaat erteilen lassen.
„Mit der nun beginnenden Erschließung des Gebiets in Südbayern zeigen wir, dass es sich wieder lohnt, Öl in Deutschland zu fördern“, erklärt die Firma. Aufgrund neuerer und schnellerer Verfahren bei Exploration und Förderung sowie durch den stetig gestiegenen Ölpreis sei es inzwischen wirtschaftlich lohnend, auch kleinere Vorkommen zu erschließen. So will Rhein Petroleum ehemalige Ölfelder im Gebiet zwischen Ammersee, Memmingen und Kaufbeuren untersuchen, vermutet wird dort ein Potenzial von 2 Mio. t bis 3 Mio. t Erdöl.
„Leicht steigend“, so lautet die Bilanz des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, was die Genehmigung von Untersuchungs- und Förderlizenzen anbelangt. Der formale Einstieg ins Ölgeschäft ist dabei gar nicht so teuer. 12 000 € muss man für die „Bergrechtliche Bewilligung“ zahlen, kostspielig wird aber dann die Erschließung. Das Erdöl und Erdgas in den Tiefen gehört übrigens nicht dem Freistaat, sondern dem Förderer. Der muss lediglich eine Förderabgabe von 5 % des Verkehrswerts an das Land bezahlen. Bei rund 42 000 t geförderten Erdöls im vergangenen Jahr flossen so allein in Bayern an die 580 000 € in den Staatssäckel. RUDOLF STUMBERGER
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