Mit Rapsöl sparen, heißt vorher investieren
VDI nachrichten, Düsseldorf, 2. 6. 06, wop Benzin und Diesel werden immer teurer – Biodiesel auch. Statt auf Biodiesel, chemisch Rapsmethylester (RME), schwört deshalb mancher Spediteur, Landwirt, Autofahrer und sogar Eisenbahner auf reines Pflanzenöl als Kraftstoff. Das funktioniert zwar, doch Langzeitversuche zeigen, dass selbst umgerüstete Dieselfahrzeuge im Pflanzenölbetrieb störanfällig sind. Die Hauptursache dafür liegt in der schwankenden Qualität des Pflanzenöls.
Umrüstsätze auf Pflanzenöl gibt es für alle gängigen Dieselmotoren, sei es mit Pumpe-Düse- oder Common-Rail-Direkteinspritzung. Inzwischen seien weit mehr als 1000 Lkw unterschiedlicher Hersteller mit Pflanzenöl im Einsatz, so Elsbett, die hunderte Actros-Motoren von Mercedes-Benz und D20/D28-Aggregate von MAN umgerüstet haben. Nach Angabe des Umrüsters erreichen sie damit sogar den EU5-Abgasstandard. Konfrontiert mit der 40 %igen Ausfallrate im 100-Schlepper-Programm, hieß es bei Elsbett kurz: „Hätten wir die, dann wären wir längst nicht mehr am Markt.“
Pflanzenölfahrer brauchen feste Überzeugung und möglichst auch Vorkehrungen für den Ernstfall: Sie sollten sich z. B. vom Lieferanten schriftlich betätigen lassen, dass sein Öl dem RK-Qualitätsstandard 05/2000 genügt. Kommt es dann zum Schaden, hilft eine Laboranalyse, um etwaige Ansprüche wegen minderwertiger Ware geltend zu machen. Dagegen übernehmen Pkw- und Lkw-Hersteller keinerlei Haftung für den Pflanzenölbetrieb.
MAN Nutzfahrzeuge begründet ausführlich, warum sie die Freigabe verweigert. Während der Betrieb mit kaltgepresstem Öl wegen schwankender Qualität von vornherein ausscheide, bleibe auch bei raffiniertem Pflanzenöl das Problem mangelnder Normung. Eine baldige Änderung sei nicht in Sicht, denn um die Qualität regelmäßig hinreichend zu kontrollieren, müssten Ölmühlen bis zu 2 Mio. € in Infrastrukturmaßnahmen investieren und dazu das nötige Personal beschäftigen – für dezentrale kleine Ölmühlen ist das kaum zu stemmen.
Pflanzenöl ist laut MAN mit moderner Motortechnik kaum kompatibel. Seine hohe Viskosität belaste das Kraftstoffsystem, die niedrige Zündwilligkeit ändere die Verbrennungsprozesse. Des Weiteren biete der zuweilen hohe Wassergehalt des Pflanzenöls eine Lebensgrundlage für Mikroorganismen, die Kraftstofffilter verstopfen und sein Phosphorgehalt schädige die Katalysatoren.
Für Pflanzenöltanker rät MAN: Um überhaupt dauerhaft mit Raps- und anderem Pflanzenöl fahren zu können, sollte eine gute Maschinenbruchversicherung abgeschlossen werden und das Fahrzeug über eine Zwei-Tank-Technik verfügen. Es müssen 70 °C Kraftstofftemperatur an den Injektoren gewährleistet sein, so MAN, und das System automatisch auf Dieselbetrieb umschalten, wenn die Temperatur unter den Wert sinke. Zudem müsse die Kraftstoffanlage vor dem Abschalten stets mit Dieselkraftstoff gespült werden, damit der kalte Motor wieder anspringt. MAN gibt zwar diese Tipps, übernimmt aber wie die gesamte europäische Konkurrenz keinerlei Gewährleistung für den Betrieb mit Pflanzenöl. PETER TRECHOW/WOP
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