Hochofen stärkt Duisburg
VDI nachrichten, Duisburg, 1. 2. 08, Si – Es lohnt sich noch, in Deutschland Stahl zu kochen. Das unterstrich der ThyssenKrupp-Steel-Vorstandsvorsitzende Karl-Ulrich Köhler am 28. Januar in Duisburg. Gemeinsam mit Konzernchef Ekkehard Schulz und 300 Gästen weihte er den Hochofen 8 ein. Der erste Neubau in Deutschland seit zehn Jahren soll künftig gemeinsam mit dem noch zu modernisierenden Nachbarofen 9 eine effiziente Roheisenbasis für die Stahlkocher der deutschen Werke bilden.
Schon jetzt liefert der neue Hochofen 8 in Duisburg täglich 4600 t Roheisen, wie Karl-Ulrich Köhler, der Vorstandsvorsitzende der ThyssenKrupp Steel AG bei der Einweihung des Neubaus am 28. Januar erklärte. Die Zielkapazität von 5600 t soll bereits in den nächsten Wochen erreicht werden. Der Neubau ist Teil eines Investitionspakets von 340 Mio. €, zu dem auch die Neuzustellung, das heißt die Modernisierung des Hochofens 9, gehört. Die zwei Hochöfen werden in Zukunft als Zwillingsaggregate von einer gemeinsamen Messwarte aus gesteuert und über eine gemeinsame Möllerung mit Erz, Koks und Zuschlagstoffen beschickt werden.
Wenn das Modernisierungskonzept vollständig umgesetzt ist, kann der Stahlkonzern „etwa 28 % produktiver arbeiten als in der Konstellation mit den Hochöfen 4 und 9, wie sie bis Ende 2007 bestanden hat“, so Köhler. Künftig liege der Verbrauch an Koks und Kohle je Tonne Rohstahl mit weniger als 480 kg nahe am theoretischen Minimum, wie der Sprecher des Stahlbereichs besonders hervorhob.
Duisburg bleibt durch das Investitionsprogramm zur Stärkung der Metallurgiestufe „einer der weltweit leistungsfähigsten Stahlstandorte mit einer optimalen Anlagenkonfiguration“, sagte Ekkehard Schulz, der Vorstandsvorsitzende der ThyssenKrupp AG bei der Einweihungsfeier vor rund 300 Gästen. Die Stahlindustrie – zu Zeiten der „New Economy“ schon abgeschrieben – sei heute eine Wachstumsbranche. Der moderne Hochofen 8 sichere deshalb mittelfristig 1200 direkte sowie weitere 3600 indirekte Arbeitsplätze in der Region.
Rund 17 Mio. t Stahl werden heute bei ThyssenKrupp Steel und den Hüttenwerken Krupp Mannesmann in der Stadt an Rhein und Ruhr erzeugt. Köhler: „Das ist mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Produktion über den Produktionsweg Hochofen und Oxygenstahlwerk und knapp 30 % der in Deutschland insgesamt produzierten fast 48,6 Mio. t Stahl. Ohne Übertreibung könne man Duisburg einen Stahlstandort der Superlative nennen, nur Shanghai erreiche noch eine solche Größenordnung.
Mit dem Neubau des Hochofens 8 unterstreicht der Konzern, dass es sich auch nach etwas mehr als 116 Jahren – am 17. Dezember 1891 floss in Duisburg-Bruckhausen der erste Stahl aus dem Hochofen 3 von August Thyssen in die Pfanne – noch lohnt, an dem deutschen Standort Stahl zu kochen. Die Stabilisierung der Roheisenbasis für die deutschen Werke hat für den Konzern strategische Bedeutung. Denn auch in Deutschland legte die Rohstahlproduktion im vergangenen Jahr um rund 3 % auf 48,6 Mio. t zu. Laut Köhler sicherte das kräftige Wachstum der Stahl verarbeitenden Industriezweige den Produzenten von Qualitätsflachstahl hohe Absatzvolumina bei insgesamt stabilen bis steigenden Preisen. Auf dem europäischen Stahlmarkt wurde dabei das weltweit höchste Preisniveau verzeichnet.
Über das Hochofenkonzept hinaus investiert der Stahlkonzern in Deutschland in den Ausbau seiner Verarbeitungs- und Veredelungslinien, damit hier jährlich zusätzlich 2 Mio. t Stahl aus Brasilien verarbeitet werden können. Denn in dem südamerikanischen Land baut ThyssenKrupp gerade ein großes Stahlwerk „mit einer optimalen Kostenposition durch die Nähe zur Rohstoffbasis Eisenerz“, so Schulz. Die Jahreskapazität bezifferte der Vorstandsvorsitzende auf 5 Mio. t Brammen. Davon sollen 2 Mio. t in Deutschland verarbeitet werden.
Das neue Stahlwerk in Brasilien werde voraussichtlich im Frühjahr 2009 in Betrieb genommen. In den USA, wo 3 Mio. t der Werkskapazität weiterverarbeitet werden sollen, fand Anfang November 2007 im Bundesstaat Alabama der erste Spatenstich für einen neuen Warm- und Kaltwalzlinienkomplex mit Beschichtungsanlagen statt. Schulz: „Unser Ziel ist, bei höherwertigen Stahlflachproduktion in den Nafta-Staaten einen Marktanteil von mindestens 5 % zu erreichen.“
Insgesamt investiert der Stahlkonzern laut Karl-Ulrich Köhler rund 6 Mrd. € in seine Vorwärtsstrategie, die ein nachhaltig profitables Wachstum sichern soll. Mit einem Ergebnis vor Steuern in Höhe von 1,66 Mrd. € hat ThyssenKrupp Steel damit im vergangenen Geschäftsjahr das vierte Rekordergebnis in Folge erzielen können. Damit habe das Unternehmen etwa die Hälfte des Gesamtergebnisses des Konzerns beigesteuert.
ThyssenKrupp wird laut Schulz in den kommenden fünf Geschäftsjahren 18 Mrd. € bis 20 Mrd. € in das Wachstum seiner Kernaktivitäten investieren, um damit ab 2012 ein Ergebnis vor Steuern von 4,5 Mrd. € bis 5 Mrd. € zu erreichen. JÜRGEN SIEBENLIST
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