Kraftstoff 03.01.2003, 18:23 Uhr

Energie aus Kraut und Rüben

Unternehmen und Landwirte hoffen auf das große Geschäft mit Biokraftstoffen. Doch der Diesel vom Feld steht in der Kritik – bemängelt werden Millionensubventionen und schlechte Ökobilanz. Ein neues Konzept aus Sachsen könnte das jetzt ändern.

Biokraftstoffe gelten in Europa als neuer Wachstumssektor – nicht zuletzt dank der reichen Subventionen und dem geplanten EU-weiten Beimischungszwang. Visionen geistern durchs Land, dass Biomasse den gesamten Treibstoffbedarf in der Bundesrepublik und außerdem bis zu 20 % des Energieverbrauchs decken soll. Kritiker – auch aus dem Umweltbundesamt – halten jedoch den Siegeszug der Pflanzenchemie für illusorisch, ja verantwortungslos im dicht besiedelten Europa. Schon der ertragsärmere Ökoanbau beanspruche 10 % mehr Acker.

Derzeit wird auf rund 550 000 ha vorwiegend Raps für Biodiesel angebaut, doch allenfalls 6 % des heutigen Dieselbedarfs können durch Biodiesel gedeckt werden. Solange Öl billig bleibt, kann die Pflanzenchemie nur selten konkurrieren. Für die Hersteller von Biokraftstoffen lohnt sich der umweltfreundliche Sprit derzeit nur, wenn er mit Millionensubventionen gefördert wird und wenn der Markt EU-weit von Importen aus Übersee geschützt wird. Eine aktuelle Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IW) im Auftrag der Bundesregierung zeigt: Ohne die Abschottung des europäischen Marktes verfehlen die Millionensubventionen aus der Bundeskasse ihren Zweck. Denn in Drittländern können die Zusatzstoffe etwa für Bioethanol oft billiger produziert werden.

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Fieberhaft wird daher nach neuen Verfahren gesucht, wie die Energie vom Feld billiger und mit besserer Ökobilanz gewonnen werden kann. Ein Konzept klingt viel versprechend: Die Betreiber der Firma Choren im sächsischen Freiberg setzen darauf, aus Biomasse und Müll hochwertigen Diesel herzustellen.

Sie nutzen nicht nur das Pflanzenöl, sondern auch die ausgepressten Pflanzenreste samt Wurzel. Neben Biomüll verarbeitet Choren in der Versuchsanlage selbst Sondermüll, Säuren und Laugen sowie Kunststoffe und gewinnt daraus Synthesegas, das zur anschließenden „Fischer-Tropsch-Hydrierung“ taugt – einem 1926 entwickelten Verfahren zur Gewinnung von Diesel.

Entwickelt hat die Anlage Choren-Gründer und Verfahrensspezialist Dr. Bodo Wolf. Der Vergaser arbeitet mit Temperaturen bis 1600 °C. Er liefert ein Gas, das frei von Teer ist und nur noch Spuren von Kohlendioxid (CO2) enthält. Dadurch liegt sein Wirkungsgrad bis zu 10 % über denen bekannter Verfahren, während das Gas vor der weiteren Verarbeitung zum Kraftstoff mit nur noch geringem Aufwand gereinigt werden muss.

Mit der Hilfe privater Geldgeber sowie des Landes errichtete Wolf in Freiberg eine Versuchsanlage, die seit fünf Jahren fast ununterbrochen läuft. Hier wurden Einsatzstoffe vom Klärschlamm über Hausmüll bis zu Holzabfällen durchgeschleust. Eine spezielle Software ermöglicht, dass die Anlage mit den verschiedenen Stoffen gefüttert werden kann. Daneben errichtet Wolf eine Fischer-Tropsch-Anlage, die ab Frühjahr synthetische Kraftstoffe höchster Qualität liefern soll.

Dieselkraftstoff aus Erdöl besteht aus rund 3000 Kohlenwasserstoff-Verbindungen sowie anderen unerwünschten Bestandteilen wie etwa Schwefel.

Da die Zusammensetzung je nach Herkunft schwankt, ist es für die Motorenentwickler schwer, das Brennverfahren darauf abzustimmen und konstant niedrige Schadstoffwerte im Abgas zu erzielen. So laufen etwa bei VW seit Jahren Versuche, um einen optimalen Dieselkraftstoff zu finden.

Von der Choren-Anlage erhoffen sich die Autohersteller nun entscheidende Fortschritte. In Zusammenarbeit mit VW und DaimlerChrysler sollen hier „konstruierte“ Kraftstoffe gewonnen werden – neben dem Biomasse-Kraftstoff „Sunfuel“, wie ihn VW nennt, auch ein Kraftstoff aus fossilen Grundstoffen. Ziel ist ein Dieselöl mit engen Siedegrenzen ohne Aromaten und Schwefel, der dem Kerosin ähnlich ist und nur einen Bruchteil an unterschiedlichen Kohlenwasserstoffverbindungen enthält.

Laut VW-Forschern emittieren mit „Sunfuel“ betriebene Motoren nur das Kohlendioxid, was die Pflanzen zuvor der Atmosphäre entzogen haben. Versuche bei VW ergaben, dass der Schadstoffgehalt im Abgas selbst älterer Diesel um rund 50 % sinkt. Das gleiche Ergebnis zeigten für Euro 4 ausgelegte Diesel.Und viele der heutigen Euro-3- Diesel würden mit dem Kraftstoff ohne weitere Maßnahmen am Motor mühelos die Grenzwerte von Euro 4 unterschreiten. In absehbarer Zeit wäre es laut VW möglich, vor allem Stickoxid und Ruß bis an die Nachweisgrenze zu senken und den Kraftstoffverbrauch noch weiter zu reduzieren.

Neben DaimlerChrysler und VW bekundet auch die Mineralölindustrie zunehmendes Interesse am Choren-Verfahren. Stehen die ersten Großanlagen, soll der Kraftstoff dem aus Erdöl gewonnenen Diesel beigemischt werden, um seine Qualität zu verbessern. CHRISTIAN BARTSCH/ELKE BODDERAS

 

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