Werkstoffe 13.09.2002, 18:21 Uhr

Ein Leichtgewicht macht Karriere

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Aluminium liegt in Deutschland über dem europäischen Durchschnitt – aber auch das Recycling. Schon die Hälfte der Produktion stammt aus der Rückführung im Kreislauf. Die Messe Aluminium vom 18. bis 20. September in Essen zeigt Trends bei Herstellung, Verarbeitung und Anwendung.

Johannesburg ist gelaufen, es hat sich nicht viel bewegt: Nach dem Umwelt-Weltgipfel zieht die deutsche Aluminiumindustrie jedoch eine Erfolgsbilanz. Zehn Jahre nach der Rio-Konferenz 1992 sei das Leitbild einer nachhaltigen zukunftsgerechten Entwicklung grundsätzlich anerkannt. Die Aluminiumindustrie hat den Energieeinsatz von durchschnittlich 21 kWh Strom je kg Hüttenaluminium auf unter 15 kWh reduziert – eine Einsparung um fast 30 %. Mittlerweile sind Elektrolyseöfen in Betrieb, die sogar auf nur 13 kWh kommen.
In den 90er Jahren sank die Produktion von Primäraluminium in Deutschland leicht, als die GUS-Staaten aus Devisengründen die Märkte der westlichen Welt überschwemmten. In den vergangenen Jahren ist die deutsche Erzeugung von Primärmetall dagegen wieder bis an die Grenze der Kapazitäten auf 651 600 t (2001) gestiegen.
Während die Zukunft der deutschen Hütten unsicher bleibt, hat sich der Recyclingsektor zu einer gleichwertigen „Rohstoffquelle“ entwickelt. „Im europäischen Vergleich weist Deutschland die höchsten Recyclingraten auf“, so Armin Weinhold, Präsident des Gesamtverbandes der Aluminiumindustrie (GDA), Düsseldorf. Rund 620 300 t Aluminium (2001), das sind fast 49 % der Gesamtproduktion in Deutschland, stammen mittlerweile aus gebrauchtem Metall.
Der Löwenanteil kommt aus dem Verkehrs- und Baubereich, für die seit Jahrzehnten gut funktionierende Rückholsysteme existieren. Doch auch im Verpackungssektor ist es dank „Gelber Tonne“ zunehmend gelungen, Aluminium als Ressource zu bewahren. Durch den Einsatz moderner Sortiertechnik ist es mittlerweile möglich, das Metall auch aus Verbundmaterialien bei Kleinstverpackungen zurückzugewinnen. Die flächendeckende Erfassung, Sortierung und Verwertung von gebrauchten Verpackungen hat laut GDA dazu geführt, dass Aluminium aus diesem Marktsegment inzwischen zu rund 80 % wiederverwertet wird.
„Das wird nicht das Ende der Fahnenstange sein“, ist sich Jörg Schäfer, Fachreferent für Ökologie und Umwelt beim GDA, sicher. Doch gelte bei allen Anstrengungen und Erfolgen auf diesem Sektor auch, dass ein 100-prozentiges Recycling dem Leitbild der Nachhaltigkeit nicht unbedingt entspreche. Denn der Energieaufwand zur Erfassung selbst der letzten Verpackungseinheiten stehe in keinem Verhältnis zum erzielbaren Nutzen, so Schäfer.
Mit Blick auf die mittel- bis langfristigen Perspektiven sieht die Aluminiumbranche die stärksten Impulse aus dem Verkehrssektor kommen, der jetzt schon 41 % der Produktion abnimmt. Dabei ist das Automobil zum wichtigsten Absatzmarkt für das Leichtmetall geworden sein Stellenwert wird in den kommenden Jahren noch weiter steigen. Der GDA geht davon aus, dass bis zum Ende dieses Jahrzehnts durchschnittlich rund 130 kg Aluminium pro Pkw verbaut werden. Derzeit sind es rund 85 kg. Die Marktzuwächse werden im Fahrwerk, bei Motor- und Antriebskomponenten sowie in der Karosserie und Ausstattung erwartet.
Doch auch bei Schienenfahrzeugen, im Flugzeug- und Schiffbau sind die Aussichten für den Werkstoff rosig. Bei Schiffen und Schnellfähren gibt es zum Beispiel einen großen Markt in Asien, der von Deutschland aus beliefert wird.
Und bei der neuen Generation von Großraumflugzeugen wie dem geplanten Airbus 380 wird Aluminium nicht nur als Monomaterial, sondern auch als Verbundwerkstoff zusammen mit Fiberglas eingesetzt. Dieses innovative Material „Glare“ ist wie ein Sandwich aufgebaut, bei dem sich dünne Aluminium- und Fiberglasschichten in mehreren Lagen abwechseln. Eingesetzt wird es unter anderem für große Teile des oberen Rumpfes. Die Bauteile sind extrem leicht und trotzdem zug- und bruchfester als konventionelle Werkstoffe, zudem äußerst feuerbeständig.
Im Bausektor spricht die Entwicklung neuer Anwendungen und Produkte für weiteres Wachstum beim Aluminium. Neuentwicklungen betreffen zum Beispiel Fassadensysteme, die neben der Nutzung von Solarenergie auch zur Klimatisierung eingesetzt werden. Aluprofile erfüllen heute nicht nur alle Anforderungen an hoch-wärmegedämmte Fenster, Türen, Fassaden und Glasanbauten mit ihnen lassen sich auch Brand- und Rauchschutzlösungen realisieren.
Bei den Verpackungen hat sich Aluminium allen Unkenrufen zum Trotz fest etabliert – nicht zuletzt dank seiner ausgezeichneten Verpackungsleistung einerseits und den Erfolgen in den Bereichen Recycling und Ressourcenschonung andererseits. Ein Beispiel zur Produktökologie: Der Materialaufwand konnte bei gleicher Verpackungsleistung in den letzten 20 Jahren drastisch reduziert werden. Eine Getränkedose (33 cl) wiegt heute 14 g, mithin 39 % weniger als 1980 Al-Jogurtdeckel haben um 15 % und Aerosoldosen um 28 % abgespeckt.
Der soziodemografische Trend zu mehr Single-, Klein- und Doppelverdiener-Haushalten wird den vermehrten Einsatz von Aluminium in der Verpackung in den kommenden Jahren noch begünstigen. Kleine, portionsgerechte Verpackungen, der vermehrte Griff zu Fertiggerichten – kurzum: Gefragt sind maßgeschneiderte Verpackungen, bei denen Aluminium oft erste Wahl ist.
Armin Weinhold hat guten Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Er erwartet für die nächsten Jahre durchschnittliche Zuwachsraten von jährlich rund 3?%. V. KAROW/Käm

 

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Ein Beitrag von:

  • Siegfried Kämpfer

    Ressortleiter Produktion VDI nachrichten. Fachthemen: Produktionstechnik, Maschinenbau, Fabrikautomatisierung.

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