Öl 21.12.2001, 17:32 Uhr

Bei Energierohstoffen wachsen Risiken

Das Wissen über die Bildung von Erdöl und Erdgas hat immens zugenommen. Aber die Prognosen der Experten über die Förderung der Rohstoffe klaffen weit auseinander.

Die Öl- und Gasvorräte sind endlich. Eine Binsenweisheit. Doch ob die Lagerstätten demnächst oder erst in etlichen Jahrzehnten zur Neige gehen, ist unter Experten umstritten. Das größte Problem für die Weltenergieversorgung stellen jedoch weniger die Unsicherheiten über die Reichweite der Vorkommen dar, sondern vielmehr politische Risiken. Die Masse der Öl- und Gasreserven ist in der labilen Region zwischen dem persisch-arabischen Golf und Westsibirien konzentriert.

Auch wenn der Erdölpreis seinen Höhenflug vorerst beendet hat, so hat Jörg Schindler, Geschäftsführer der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik (LBS) in Ottobrunn, überhaupt keine Zweifel, dass die Zeiten des reichlichen und billigen Öls endgültig vorüber sind. Er sei bereit, hohe Wetten darauf abzuschließen, sagte er kürzlich bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing über „Zukünftige energetische Grundlagen des Verkehrs“. In einer Studie für das Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages haben er und sein Koautor Werner Zittel eine Prognose gewagt, die den Vorteil hat, dass sie sich in wenigen Jahren überprüfen lässt: „Die Welt als Ganzes wird das Produktionsmaximum wahrscheinlich um das Jahr 2005 erreichen.“

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Schindler und Zittel stützen ihre Aussagen darauf, dass die Neufunde seit 40 Jahren abnehmen und seit 20 Jahren geringer sind als die Produktion. Daran haben auch die bemerkenswerten Fortschritte in Prospektion und Förderung, auf die die Ölindustrie immer wieder hinweist, nichts geändert. Laut Peter Knoedel, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Deutschen BP AG, wurde 1999 mit 12 Mrd. Fass (rund 1,7 Mrd. t) doppelt so viel Öl gefunden wie 1992. Gleichwohl entsprach diese Menge nur einer halben Jahresförderung. Knoedel verspricht sich viel von einer besseren Ausbeutung der Lagerstätten. Konnte man in den 70er Jahren nur 20 % des Öls aus einem Feld herausholen, so sind heute 35 % der Standard. In der Nordsee erreicht man sogar 60 %. Eine globale Steigerung der Ausbeuterate um 1 % ist aber gleich bedeutend mit zwei Jahresförderungen. Das werde die Reichweite der Vorräte noch deutlich strecken.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover sieht gleichwohl den Zeitpunkt, an dem die Ölförderung absinken wird, nicht mehr allzu weit in der Zukunft. BGR-Präsident Friedrich-Wilhelm Wellmer rechnet um 2020 damit. „Die Datenbasis dafür ist relativ zuverlässig“, versicherte er in Tutzing. Bei „konventionellem“ Erdöl hätten sich die Schätzungen über das Gesamtpotential, im technischen Jargon „estimated ultimate recovery“ (EUR) genannt, auf einen Korridor um 350 Mrd. t eingependelt. Davon seien bisher 125 Mrd. t gefördert worden. Die Reserven, also Vorräte, die zu heutigen Preisen und mit heutiger Technik gewinnbar sind, beliefen sich auf rund 150 Mrd. t. Hinzu kämen noch Ressourcen von 90 Mrd. t. Darunter werden bekannte, aber derzeit unwirtschaftliche plus bisher nicht nachgewiesene, aber geologisch wahrscheinliche Vorkommen verstanden.

Die Erkundung von Erdgas hat noch nicht das Reifestadium der Erdölexploration erreicht. Deshalb tendieren die Angaben zu den EUR dort noch nach oben und weisen eine größere Spannbreite auf. Als mittlere Werte für Reserven und Ressourcen werden gegenwärtig 155 Billionen m³ (1012 m3 ) bzw. sogar 200 Bill. m³ genannt. Die kumulierte Förderung liegt bei 68 Bill. m³.

Mittlerweile hat Erdgas einen Anteil von 24 % an der Weltenergieversorgung erreicht und ist dabei, sich vor die Kohle, deren Verbrauch seit Mitte der achtziger Jahre stagniert, auf den zweiten Platz zu schieben. Wegen seiner Vorzüge – es ist der sauberste fossile Brennstoff und setzt in Relation zum Energieinhalt das wenigste Kohlendioxid frei – wird es seine Position weiter ausbauen und im Laufe des 21. Jahrhunderts Erdöl, das gegenwärtig noch 40 % hält, von der Spitze verdrängen. „Den Gasmärkten gehört die Zukunft“, ist Knoedel überzeugt.

Erdgas hat allerdings den Nachteil, dass sein Transport, ob per Pipeline oder verflüssigt, viel teurer ist als der von Öl und Kohle. Das begrenzt bei heutigen Preisen die maximale Entfernung zwischen Quelle und Verbraucher auf 3000 km bis 5000 km. Kohle und Erdöl lassen sich dagegen per Schiff um die halbe Welt verfrachten, ohne dass die Kosten nennenswert ins Gewicht fallen.

Das Wissen der Geowissenschaftler über die Bildung von Erdöl und Erdgas hat immens zugenommen und erlaubt genauere Abschätzungen über die insgesamt vorhandenen Vorräte als noch vor Jahren. Doch wenn auch „unkonventionelle“ Vorkommen wie Teersande oder Methanhydrate in die Betrachtung einbezogen werden, bewegt man sich immer noch auf sehr unsicherem Terrain. So klaffen die Prognosen verschiedener Experten und Gremien über die Förderung von Erdgas und Erdöl im Jahre 2050 bis um den Faktor Fünf auseinander.

Mehr Sorgen als diese geologischen Ungewissheiten bereiten jedoch die politischen Unwägbarkeiten. Hilmar Rempel, leitender Erdölgeologe in der BGR, weist auf einen besonders beunruhigenden Aspekt hin: „Zwei Drittel der globalen Öl- und Gasreserven liegen innerhalb einer relativ kleinen ‚strategischen Ellipse‘, die sich vom Nahen Osten über das Kaspische Meer bis Westsibirien erstreckt.“ Von dieser politisch labilen Region wird die Weltenergieversorgung in den kommenden Jahrzehnten immer stärker abhängen. HANS DIETER SAUER

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