Automobilbau 12.01.2007, 19:26 Uhr

„Wir bleiben etwas für Individualisten“  

Der Melkus RS 1000, einziger ostdeutscher Sportwagen der Nachkriegszeit, erlebt ein Revival. Gebaut hatte ihn ab 1969 Heinz Melkus, der in Dresden eine Rennwagenwerkstatt betrieb. Zumeist entstand der extrem flache und dennoch alltagstaugliche Flitzer aus regulären Wartburg-Teilen. Sein Sohn Peter, der nach der Wende das erste BMW-Autohaus in den neuen Bundesländern eröffnete, baut derzeit 15 dieser Fahrzeuge originalgetreu nach.

Melkus: Das war 1969. Da war ich 14 oder 15. Ich bin mal mit dem Vater Probe gefahren. Mein erstes eigenes Auto war jedoch ein Trabi, bis ich mir später einen verunfallten RS 1000 zusammengebaut habe.

VDI nachrichten: Was hat Sie am RS 1000 besonders begeistert?

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Melkus: Zum einen die Beschleunigung, was man ja von unseren Autos nicht kannte. Er ging los wie eine Rakete. Und dass man so extrem niedrig saß – man schaute ja zu den Trabis und Wartburgs hoch. Der erste war 1,03 m hoch, die nächsten haben wir dann 4 cm höher gesetzt, weil man darin sonst ganz schlecht sitzen konnte.

VDI nachrichten: Das ist 37 Jahre her. Wie kommt man nun auf die Idee, ihn nachzubauen?

Melkus: Wir wurden in den letzten Jahren häufig darauf angesprochen, auch weil einige der 101 damals gebauten Wagen nicht mehr rollen, da Ersatzteile fehlen. Letztlich war es auch eine Herausforderung. Also suchten wir einen Partner, der fortan unser BMW-Autohaus betreibt, so dass ich mich aus dem operativen Geschäft herausnehmen und die Melkus Sportwagen KG gründen konnte.

VDI nachrichten: Hier entsteht in limitierter Auflage ein Revival des RS 1000. Sind es originalgetreue Nachbauten?

Melkus: Ja. Denn die Kunden, die sie bestellt haben, wollen sie wirklich ganz so haben, also ohne bessere Stoßdämpfer, Federn etc. Und wenn man erst einmal anfängt, etwas besser zu machen, weiß man irgendwann nicht mehr, wo man aufhören soll. Deshalb bauen wir ihn mit allen Macken, die er seinerzeit hatte. Nur zwei Sachen haben wir geändert: Die Flügeltüren, die früher sehr aufwändig aus Blech entstanden, machen wir nun auch aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), weil dies deutlich schneller geht. Und die kleinen Bänder zum Aufdrücken der Türen, die wir aus den Federn von Telegabeln für MZ-Motorräder kreierten, ersetzen nun Gasdruckstoßdämpfer.

VDI nachrichten: Diese Flügeltüren sind ein Markenzeichen der Melkus-Rennwagen ¿

Melkus: Mein Vater wollte damit zum einen ein Wiedererkennungsmerkmal schaffen und zum anderen eine sehr praktische Einstiegslösung. Denn man bekam diese Türen selbst in engen Garagen oder Parklücken gut auf.

VDI nachrichten: Wenn es ein reiner Nachbau ist, gibt es sicher noch reichlich Unterlagen?

Melkus: Leider nicht. Es existieren nur noch Grundzeichnungen von 1969. Über Details geben diese oft wenig Auskunft: Wo sitzt die Benzinpumpe, wo haben wir den Wassertopf festgemacht, wie hoch hängt das Ersatzrad, muss die Sitzhalterung 10 cm vor oder zurück¿? Lauter solch“ kleine Sachen mussten wir neu nachempfinden. Drum hat der erste Wagen ein Dreivierteljahr gedauert. Die nächsten gehen viel schneller.

VDI nachrichten: Und die früheren Mitarbeiter sind wie Ihr Vater bereits verstorben?

Melkus: Einer aus dem heutigen Team hat noch bei ihm gearbeitet, er ist auch schon Rentner. Alle anderen sind junge Leute, die wir anlernen. Sie kommen zwar aus dem Kfz-Metier, doch das meiste, was sie bei uns brauchen, bekommt man heute nicht vermittelt. Vor allem das nötige Feeling.

VDI nachrichten: Gibt es noch genug Wartburg-Teile, aus denen der RS 1000 entstand?

Melkus: Die gibt es, speziell was Motor, Bremsen, Achsen, Getriebe betrifft. Teils lagern sie bei Händlern, teils werden sie noch in Ungarn produziert. Das Problem sind einige Karosserie- und Spezialteile, die wir einst selbst fertigten, wie Auspuff, Kühlerhalterung, Wasserausgleichsbehälter etc. Wie die GFK-Teile für die Karosserie, die damals die Robur-Werke in Zittau lieferten, bauen heute zumeist Partner in der Region nach.

VDI nachrichten: Warum lief der Melkus RS 1000 überhaupt 1979 aus?

Melkus: Weil Teile fehlten. Ursprünglich gestand man uns aus der Serienproduktion des Wartburg ein Kontingent zu. Immerhin kam er 1969 heraus, gewissermaßen zum 20. Jahrestag der DDR. Das passte politisch ganz gut, zumal der DDR-Motorrennsport am Boden lag, weil es kaum noch Autos gab. Wir haben auch nur zwölf Wagen im Jahr gefertigt, und doch fehlten 1979 die Teile. Anfangs versuchten wir, sie über Vertragswerkstätten zusammenzuklauben, aber das war so mühsam, so dass der Vater dann 1979 aufhörte.

VDI nachrichten: Was war aus damaliger Sicht das Anspruchsvollste am RS 1000?

Melkus: Zum einen der Mut und die Innovationslust, das Projekt überhaupt auf die Beine zu stellen, also aus regulären Wartburg-Teilen ein Rennauto mit 75 PS zu bauen. Und zum anderen der Anspruch, einen Wagen zu schaffen, der dennoch alltagstauglich ist, den Zulassungsbestimmungen für den normalen Straßenverkehr entspricht. Man braucht dichte Türen, durch die man auch ordentlich einsteigen kann. Drinnen musste man ordentlich sitzen können, die Geräuschvorschriften waren einzuhalten ¿

VDI nachrichten: Und das gelang ja wohl auch. Viele der Käufer fuhren auf normalen Straßen zu den Rennen.

Melkus: Das rührte aus einer damaligen Besonderheit: Wer einen RS 1000 erstand, sollte damit auch Rennen fahren. Drum ließ sich der Wagen vor Ort mit geringen Umbauten renntauglich herrichten. Man schraubte lediglich Schalldämpfer und Luftfilter ab, montierte eine andere Düsenbestückung, baute die Diagonalstrebe für den Überrollbügel ein – und konnte sofort auf den Rennring. Das war genial. Freilich gab es auch ein paar ganz Harte, die schon immer Rennen gefahren sind. Sie haben sich den RS 1000 noch speziell hergerichtet – von abgespeckten Türen bis zu 100-PS-Motoren. Die waren dann nicht mehr straßentauglich.

VDI nachrichten: Wer kauft heute Ihre limitierten Renn-Oldies?

Melkus: Zum Beispiel Leute, die Wartburg-Kollektionen sammeln. Oder Liebhaber, die früher schon mal einen hatten. Und auch jene, die gern einen gehabt hätten, ihn sich damals aber nicht leisten konnten. Zu 80 % sind es Ostdeutsche, die über 35 sind.

VDI nachrichten: Sie kündigten ja schon den Nachfolger RS 2000 an. Wird es ein zeitgemäßer Neubau sein?

Melkus: Optisch wollen wir schon in der Tradition bleiben. Drum gaben wir den Designern drei Prämissen vor: Es soll erkennbar ein Melkus sein, etwa durch unsere Flügeltüren, er soll aber ins heutige Straßenbild passen und vor allem zeitlos schön sein. Und es muss technisch natürlich ein moderner Wagen sein, der auch den aktuellen Verkehrssicherheitsvorschriften entspricht. Wir denken an keinen Supersportwagen, sondern an ein Gefährt, das alltagstauglich ist. Man muss ordentlich einsteigen können, und es wird einen kleinen Kofferraum geben.

VDI nachrichten: Und erschwinglich soll er auch noch sein oder?

Melkus: Das ist der eigentliche Knackpunkt. Denn die Herausforderung ist heute nicht unbedingt die Technik, da man auf fast alles zurückgreifen kann. Aber man muss es in einem ordentlichen Preissegment abhandeln. Nach ersten Kalkulationen liegen wir beim RS 2000 irgendwo bei 75 000 €. Das ist viel Geld, aber wenn man sieht, dass es eine Kleinserie von 20 bis 25 Stück im Jahr wird, scheint mir das realistisch. Wir wollen kein großer Autohersteller werden, sondern eine Manufaktur bleiben.

VDI nachrichten: Aber auf Wartburg-Teile greifen Sie nicht mehr zurück?

Melkus: Nein, aber durch den Nachbau des RS 1000 bekamen wir Kontakte zu vielen Zulieferern, da wir nun vieles auswärts vergeben, meist hier in Sachsen. Wir lassen die Rahmen schweißen, Karosserieteile und Motoren bauen. Unser Part besteht in der Montage. Hier liegt auch der Unterschied zum alten RS 1000. Bei ihm sind die Teile nicht wirklich teuer, wohl aber unsere aufwändige Nacharbeit. Beim Neuen werden die Teile teurer, so dass wir unsere Arbeitszeit scharf kalkulieren müssen. Die Technologie muss also ausgereift sein, sonst ist das nicht bezahlbar.

VDI nachrichten: Können Sie das Projekt finanziell allein stemmen?

Melkus: Im Moment suchen wir noch Partner, also Investoren, die uns dabei begleiten und etwas Risikokapital einsetzen wollen und natürlich auch wieder Geld zurückhaben sollen. Wir sind gerade dabei, es rechnerisch so darzustellen, dass es auch funktioniert. Und hier bin ich sehr zuversichtlich. Wir trauen uns schon zu, bis zu 25 Autos im Jahr abzusetzen. Im dritten Jahr müssen wir dann wohl etwas nachschieben, ein Cabrio etwa. Denn wir sind dann auf der Ebene, wo wir uns mit anderen vergleichen müssen.

VDI nachrichten: ¿ Porsche, Jaguar?

Melkus: Nein, das ist eine ganz andere Geschichte, ebenso wie Ferrari oder Maserati. Das sind schon Roadster, gediegene Coupés. Wir suchen mehr die Individualisten, so die Schiene Lotus.

HARALD LACHMANN

 

Ein Beitrag von:

  • Harald Lachmann

    Harald Lachmann ist diplomierter Journalist, arbeitete zuletzt als Ressortleiter Politik, und schreibt heute als freier Autor und Korrespondent für Tages-, Fach- sowie Wirtschaftszeitungen.

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