Automobil 24.09.1999, 17:22 Uhr

So kreativ können Schüler sein

Fünf Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums aus Königsbach-Stein verließen die IAA mit der Auszeichnung „Genie “99″, die der VDA verliehen hatte.

Hier mitzumachen hat einfach total Spaß gemacht“, sagt Dirk Stranz, zur Zeit Wehrdienstleistender und angehender Ingenieurstudent. Der Abiturient erreichte gemeinsam mit seinem Team vom Karlsbader Gymnasium die Endausscheidung beim Schülerwettbewerb Inmotion, zu dem der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) aufgerufen hatte. Sieger des Wettbewerbs und damit Preisträger der Trophäe „Genie “99″ wurden Tobias Hüttl, Mario Kramer, Simon Hanisch, Christoph Stureiner und Stefan Armbruster, alle fünf Schüler der 13. Klasse des Lise-Meitner-Gymnasiums in Königsbach-Stein.
Der VDA hatte Anfang des Jahres rund 3300 Schulen angeschrieben und die „Ingenieure von morgen“ unter den Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe II zum Wettbewerb aufgefordert. „So wollen wir technisch interessierten Jugendlichen die Möglichkeit bieten, schon vor der Wahl des Studiums den beruflichen Alltag des Ingenieurs in der Automobilindustrie kennenzulernen“, erklärte VDA-Präsident Dr. Bernd Gottschalk zu Beginn der Aktion.
Und nicht zuletzt hoffe man, durch den Wettbewerb wieder mehr junge Menschen für den Ingenieurberuf zu begeistern. „Die Unternehmen wissen, daß ein Auto nur so gut ist, wie die Ingenieure dahinter. Deshalb betreiben wir gezielte Nachwuchsförderung an Schulen und an Universitäten.“
Und daß die nächste Generation potentieller Ingenieurinnen und Ingenieure über Kreativität und Engagement verfügt, zeigte der Wettbewerb eindrucksvoll. Spaß an der Technik war sicher eine der Grundvoraussetzungen der Teilnehmer, um die nicht gerade leichte Aufgabenstellung zu meistern. So mußten sich in der ersten Wettbewerbsphase „Innovation“ die Teams mit der Zukunft des Automobils auseinandersetzen und eine „Vision für die automobile Welt im 21. Jahrhundert“ entwickeln.
Die Jury war nach Angaben des VDA beeindruckt von der großen Phantasie und dem visionären Denken der Schülerinnen und Schüler. Dennoch seien die Teams realistisch geblieben und hätten ihre Gedanken in beeindruckender Weise zu Papier gebracht. Laser- oder Nanotechnologie wurden ebenso zur Diskussion gestellt wie das Modulauto oder Brennstoffzellen. Selbst bei den Namen, die sich die Teams gaben, darunter „Die progressiven Optimisten“ oder „Supersonic Engineers“, bewiesen die Schülerinnen und Schüler Kreativität.
Die Jury hatte damit bereits im Vorfeld die Qual der Wahl. Nach strengen Kriterien wurden die Konzepte auf Zukunftstauglichkeit geprüft und bewertet, die zehn besten schließlich ausgewählt. Sie erreichten damit die Stufe II des Wettbewerbs, die Konstruktionsphase „Inconstruction“. Die Jugendlichen waren hier gefordert, ihre konstruktiven Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Jedes Team erhielt einen vom VDA zusammengestellten Materialkoffer, aus dem ein Fahrzeug konstruiert werden mußte. Ob Gummistrippen, Acrylwürfel, Polypropylen oder Silberspray – schon der Inhalt des Koffers sollte die Teilnehmer zu futuristischen Flitzern animieren. Außer Klebstoff und Werkzeugen durften keine weiteren Materialien oder Hilfsmittel verwendet werden.
Mit den fertigen Modellen reisten die Finalisten schließlich am 16. September zur 58. Internationalen Automobilausstellung (IAA) nach Frankfurt, um dort ihre Fahrzeuge den kritischen Blicken der Jury zu präsentieren. Beurteilt wurden die Modelle nach den Kriterien Design/Konstruktion, Rollfähigkeit/Geschwindigkeit und Crashverhalten. Zunächst nahmen die Jury-Mitglieder, Entwicklungsvorstände der Automobilhersteller, die Arbeiten unter die Lupe, um Konstruktion und Design zu bewerten.
Rollfähigkeit und Geschwindigkeit wurden dann später auf einer Teststrecke, einer 2 m hohen und 8 m langen Rampe erfaßt, um die Praxistauglichkeit der Wagen zu überprüfen. Über eine Lichtschranke wurde die Geschwindigkeit gemessen, ehe die kleinen Flitzer an eine Glasmauer krachten. Um das Crashverhalten möglichst realistisch zu testen, wurden in jedem Wagen zwei rohe Eier als Dummy-Ersatz in der Fahrgastzelle plaziert.
Daß die Technik-Freaks und möglicherweise auch angehenden Ingenieure bereits heute ihr Geschäft verstehen, zeigte sich allein schon bei diesen Crash-Tests: Die Eier blieben in allen zehn Fahrzeugmodellen unversehrt, die Anforderung Fahrzeugsicherheit war damit perfekt erfüllt.
Für die Jury war es deshalb außerordentlich schwierig, unter den zehn Teams die Sieger zu ermitteln. In der Phase I (Innovation) vergaben die Juroren deshalb an zwei Teams den 1. Preis: Das Nano-Team von der Ernst-Abbe-Oberschule in Berlin und das Team Ural “99 vom Lise-Meitner-Gymnasium in Königsbach-Stein konnten sich gemeinsam über die Auszeichnung freuen. Den 1. Platz der Phase II (Inconstruction) errang das Team FK Genius vom Felix-Klein-Gymnasium in Göttingen. Gesamtsieger in beiden Disziplinen und damit Träger des Titels „Genie “99 wurde die Gruppe Ural “99.
Tobias Hüttl vom Siegerteam Ural “99 hatte die Ausschreibung zum Wettbewerb am Schwarzen Brett seiner Schule entdeckt und Mitschüler in seinem Mathe-Leistungskurs zur Teilnahme überredet. Ihr Mathematik-Lehrer, Walter Mall, war gerne bereit, die Gruppe dabei zu betreuen. „Sie waren alle hoch motiviert, bei dieser Ausschreibung mitzumachen, und es war sicherlich so etwas wie ein erster Schritt in die Praxis, den die fünf hier erleben konnten“, erzählt Mall. Vor allem die Teamarbeit, das Sammeln, Diskutieren und Verwerfen von Ideen, ehe man sich auf einen gangbaren Weg einigt, war nach seiner Aussage „eine ganz spannende Geschichte“.
Als reine Technik-Freaks verstehen sich die fünf allerdings nicht. „Bei unserem Team hatten wir eine gute Mischung aus Physik, Technik, Design und Finanzwesen, und so werden auch nur zwei von uns ein Ingenieurstudium beginnen“, erläutert Mario Kramer. Teammitglied Tobias Hüttl hat bei der Aufgabenstellung vor allem das Thema Design gereizt und er konnte sein Mitstreiter von der Bedeutung eines ansprechenden Äußeren überzeugen. So stand bei Ural “99 immer die Optik des Fahrzeugs im Vordergrund. „Technik und Funktion haben wir in die Form integriert“, betont Mario Kramer.
Die Rechnung ging für Ural “99 auf. Neben der stattlichen Trophäe dürfen sie sich nun zudem über eine fünftägige Reise nach Italien freuen, bei der das Siegerteam auch Gelegenheit haben wird, einen ganzen Tag lang den Mitarbeitern in der Turiner Designschmiede Ital-Design Giugiaro über die Schulter zu schauen. Ein Erlebnis, das sicherlich nicht nur Design-Freak Tobias Hüttl begeistern wird.
MAJA BECKER-MOHR
Automodelle aus dem Materialkoffer: Mit den Entwürfen der siegreichen Schülerteams „Nanoteam“ und „Ural ´99“ bewiesen die jungen Leute, daß sie unter schwierigen Rahmenbedingungen wichtige merkmale eines Fahrzeugs wie Design und Sicherheit sicher beherrschen.

 

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