Vom Schaltschrank zur Schaltstelle 24.10.2008, 19:37 Uhr

„Produkte durch Service unterstreichen“

Als Vorstandsvorsitzender und Gesellschafter der Interschalt Maritime Systems AG in Schenefeld bei Hamburg fährt Robert Gärtner einen Unternehmenskurs, der richtungsweisend für die deutsche Schiffbau-Zuliefererindustrie sein könnte.

Gärtner: Als wir mit einer Gruppe privater Gesellschafter Anfang 2007 Interschalt von der Deutschen See Reederei (DSR) übernahmen, hat uns zunächst einmal die unternehmerische Herausforderung gereizt. Die Firma mit ihrer mehr als 50-jährigen Geschichte und einigen in ihrem Markt tief verwurzelten Marken hat eine gute Reputation und ließ ein Potenzial erkennen, das zu DSR-Zeiten nie wirklich ausgereizt worden war.

Interschalt gehörte ja nicht zum Kerngeschäft der DSR. Insbesondere durch optimierte Prozesse haben wir innerhalb eines Jahres das bislang eher neutrale Ergebnis auf ein Ebit von etwa 10 % des Jahresumsatzes in Höhe von 60 Mio. € gebracht.

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VDI nachrichten: Schon zu DSR-Zeiten hat es immer wieder Versuche gegeben, neben dem Hauptgeschäft, dem Bau von Schaltanlagen, Leitständen und Brückenkonsolen für Schiffe neue Märkte zu erschließen. Meist sind die Ansätze in hohen Verlusten stecken geblieben. Was nährt Ihren Optimismus, mit der Investition in einen aufwendigen Schiffsimulator für die Aus- und Weiterbildung von Kapitänen und Offizieren jetzt erfolgreicher zu sein?

Gärtner: Allein schon die Rahmenbedingungen in der internationalen Schifffahrt sprechen für einen Erfolg. Es gibt immer mehr Schiffe auf der Welt aber es gibt immer weniger und kürzere Ausbildung für die Besatzungen.

Zugleich steigen aber die Anforderungen an die Besatzungen: Die Schiffe werden immer komplexere Systeme; die Schifffahrtsstraßen sind immer dichter befahren. Der Zeitdruck, der auf den Besatzungen lastet, steigt immer weiter an. Um das Unfallrisiko und damit die potenzielle Gefahr für Schiff und Ladung zu minimieren, müssen Besatzungen immer wieder geschult werden. Darin liegt unsere Chance. Und da zu unserem Gesellschafterkreis ein renommierter Hamburger Reeder gehört, bin ich zusätzlich vom Erfolg überzeugt.

VDI nachrichten: Eine Investition von 2,2 Mio. € ist für einen Mittelständler Ihrer Größe ein dicker Brocken. Wie stemmen Sie den?

Gärtner: Indem man die Investition aus dem Cash-flow finanziert. Wir sind von dem Erfolg so sehr überzeugt, dass wir mit einer fünfjährigen Abschreibung kalkuliert haben. Das erste Betriebsjahr gibt uns bereits Recht: Die Nachfrage ist so groß am Markt, dass wir bereits jetzt vor der Gewinnschwelle stehen.

VDI nachrichten: Das wird Ihre Aktionäre sicher beruhigen. Warum haben Sie Interschalt überhaupt als AG aufgestellt?

Gärtner: Im Moment ist das Unternehmen ja eine reine Privat-AG mit einem Reeder, ein paar befreundeten Finanzinvestoren, dem Management und mir als Anteilseigner. Aber man muss ja auch ein paar Jahre weiter schauen. Wenn wir uns eines Tages entschließen sollten, bei einem passenden Marktumfeld an die Börse zu gehen, ersparen wir uns durch diese Konstruktion den erheblichen Aufwand durch die Nachgründungsvorschriften und -formalitäten. Allerdings ist dies nur eine Option. Es gibt keinen Fahrplan für einen Börsengang.

VDI nachrichten: Ein Unternehmen, das bislang in erster Linie Ausrüstung hergestellt hat, verschreibt sich auf einmal der Ausbildung, die ja eigentlich Sache zum Beispiel von Seefahrtsschulen ist. Wie passt das zusammen?

Gärtner: Das Schulungszentrum gehört zu einer Gesamtstrategie aus drei Teilen, die allesamt unter der Überschrift Dienstleistung stehen. Wir wollen unsere Produkte durch zusätzlichen Service unterstreichen. Das Schulungszentrum unterstützt unser Brot-und-Butter-Geschäft, Fahrstände für den Maschinenraum und ganze Kommandobrücken zu bauen. Wir nutzen einfach unser Know-how für eine weitere Beschäftigung.

Das gilt auch für unseren Geschäftsbereich Software. Wir haben ja bereits Programme und Stabilitätsrechner für das Beladen von Schiffen da ist es nahe liegend, etwas Ähnliches auch für den Betrieb kleinerer Containerhäfen zu entwickeln. Vielleicht können wir auch das Handling dieser Programme übernehmen.

Und schließlich bauen wir Dienstleistungszentren rund um die Welt auf, von denen aus wir die Wartung der Anlagen an Bord übernehmen. So etwas gibt es bislang kaum. Wenn jetzt etwas repariert oder gewartet werden muss, setzt der jeweilige Hersteller einen Mitarbeiter ins Flugzeug. Auf die Dauer ist das aber zu teuer und zu langsam.

VDI nachrichten: Das klingt so, als wollten Sie sich langsam aus der Produktion zurückziehen. Werden künftig nicht nur die Schiffe, sondern auch die technischen Anlagen an Bord in Fernost gebaut? Bislang galt dies ja als die Stärke der deutschen Schiffbauindustrie.

Gärtner: Natürlich sind wir inzwischen auch mit einem Teil der Fertigung – über einen österreichischen Partner – in China tätig. Angesichts der Schiffbaukapazitäten dort geht das auch nicht anders. Die Produktion von Leitständen für Maschinenraum und Brücke wird aber weiterhin unser Kerngeschäft und hier in Deutschland sein.

Mit unserer Strategie verfolgen wir eine Idee, die den Standort hierzulande sichern und zusätzlich neues Geschäft generieren soll: Bisher ist die Schifffahrtswelt zweigeteilt: Hier die Werft, da der Reeder. Wenn das Schiff abgeliefert worden ist, ist es für die Werft nahezu vergessen. Selbst Garantiearbeiten werden irgendwo von irgendwem vorgenommen.

Jetzt zeichnet sich eine Wende ab: Mittelständler wie wir beginnen ein Schiff auf seinem ganzen Lebenszyklus und nicht nur bis zur Ablieferung zu begleiten. Dadurch sind wir weniger abhängig vom immer wiederkehrenden Auf und Ab in der Schiffbauindustrie. Und es öffnet sich ein ungeheuer großer Markt.

WOLFGANG HEUMER

Robert Gärtner

ist seit 2007 Gesellschafter und seit 1. Januar 2008 Vorstandsvorsitzender der Interschalt Maritime Systems AG. Im April 2006 war Gärtner zunächst als Interims-Finanzchef in das Unternehmen eingetreten und wurde vier Monate später zum Mitglied des Vorstandes berufen.

Vor seinem Wechsel in den Norden war der gelernte Buchhalter unter anderem fünf Jahre lang für die Finanzen verantwortliches Geschäftsführungsmitglied der Firmengruppe Moeller in Bonn.

Zuvor war Gärtner zunächst Geschäftsführer, anschließend Finanzvorstand der TDS Informationstechnologie AG sowie von 1989 bis Ende 1995 für verschiedene Bereiche des Firmenverbundes Cap Gemini und Debis verantwortlich. wh

Das Unternehmen

Die Interschalt Maritime Systems AG (300 Beschäftigte, Jahresumsatz 2007: 61 Mio. €) fertigt in Schenefeld bei Hamburg Schiffbrücken und Maschinenleitstände für Werften in aller Welt und liefert darüber hinaus die elektronischen Komponenten für alle Bereiche des Schiffes.

Weitere Standbeine des Unternehmens sind die Entwicklung von Software für das Ladungs- und Schiffsmanagement sowie der Dienstleistungsbereich mit dem Maritime Education and Training Center.

Das Unternehmen ist aus dem 1954 gegründeten Schaltschrankhersteller Interschalt sowie sieben weiteren Unternehmen mit zum Teil mehr als 100-jähriger Geschichte hervorgegangen.

Die AG ist nicht börsennotiert. Anteilseigner sind die Peter Döhle Schiffahrts KG (30 %), Gärtner Consulting (27,5 %), eine Gruppe nicht näher genannter Privatpersonen (40,1 %) sowie das Management (2,4 %). wh

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Heumer

    Der Autor hat mehr als zehn Jahre als Redakteur und Redaktionsleiter für verschiedene Tageszeitungen gearbeitet. Seit 1998 ist er freiberuflich mit den Schwerpunkten Wirtschaft, Technik und Wissenschaft für Magazine, Agenturen, Tageszeitungen und fachlich geprägte Medien tätig.

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