Opel wechselt gerne Vorstände
VDI nachrichten, Düsseldorf, 22. 10. 04 – Nichts ist bei Opel so beständig wie der Wechsel in der Vorstandsetage. Seit 1974 mussten sich die Mitarbeiter auf zwölf Chefs einstellen, meist Amerikaner.
Aufregend ist Opel leider nur mit seiner Personalpolitik, und das nun schon seit Jahren. In keinem der großen Automobilunternehmen wurde nämlich der Chefsessel in einem solchen Tempo an immer neue Hoffnungsträger weitergereicht. Von 1974 bis heute waren es allein zwölf Generaldirektoren und Vorstandsvorsitzende, die den Rüsselsheimer Autobauer auf dem langen Weg in das aktuelle, äußerst unruhige Fahrwasser begleiteten. In dieser Zeit gingen die Marktanteile in Deutschland von über 18 % auf 10 % in diesem Jahr zurück, Qualitäts- und Imageprobleme häuften sich in den 90er Jahren, neue Modelle wie Signum, Vectra und Astra kommen beim Käufer nicht so richtig an.
Doch beständig war und ist der US-Konzern in seiner Unternehmensführung und Personalpolitik. So hielt die Detroiter GM-Zentrale die Zügel zur deutschen Opel-Tochter immer sehr straff in der Hand. Diese enge Verzahnung zwischen Detroit – fürs Geschäft nicht immer von Vorteil -, der Europa-Zentrale in Zürich und dem Opelwerk in Rüsselsheim hatte für die Strategen in den Chefetagen aber einen großen Vorteil: Die Kurzzeit-Opel-Vorstände landeten meist eine Etage höher irgendwo im GM-Konzern.
Louis R. Hughes z. B., der auf eine Verweildauer von drei Jahren kam, wurde 1992 Präsident der GM-Europa-Zentrale in Zürich. Ähnliches Glück hatte sein Nachfolger David Hermann, der nach immerhin sechs Jahren als Vice President von GM in Moskau weiterwirkte. Das Gemeinsame an diesen Wechselspielen: Die Herren kennen sich alle aus gemeinsamen Opel- oder GM-Zeiten, weil sie schon sehr früh, oft unmittelbar nach dem Studium, bei General Motors die ersten beruflichen Lorbeeren sammelten.
Es scheint fast so, als ob die USA-Zentrale stets Angst vor Querdenkern und außergewöhnlichen Impulsen hatte. Einzige Ausnahme: Carl-Peter Forster, der 2001 als Produktionschef den BMW-Vorstand verließ und an die Spitze der Opel AG wechselte. Er war erst der dritte deutsche Opel-Chef an der Spitze des Automobilbauers. Damals wurde seine Berufung als Zeichen für eine eigenständigere Rolle der Adam Opel AG im GM-Gefüge verstanden,
Forsters Aufgabe war es, die von seinem Vorgänger Robert Hendry (1998 bis 2001) eingeleiteten Sparmaßnahmen zu beschleunigen und das längst verlorene Qualitätsniveau wiederherzustellen. Es stand dem Unternehmen z. B. nicht gut zu Gesicht, dass das Flaggschiff Omega in vielen Pannenstatistiken mit Abstand stets zu den Verlierern gehörte.
Carl-Peter Forster nannte, wohl in Erinnerung an goldene Opel-Zeiten, das später fehlgeschlagene Sanierungsprogramm „Olympia“. Dazu gehörte unter anderem eine Modelloffensive. Doch die Verkaufzahlen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Am 1. Juli 2004 verließ auch der ehemalige BMW-Mann Forster die Vorstandsetage. Und wieder griff das GM-Netzwerk: Er ist jetzt Vize-Europachef von GM. Die Chefrolle musste er aber aufgeben, denn die hat in Europa Fritz Henderson besetzt, der als „Kostenkiller“ gilt.
Forster und mehr noch Europa-Chef Fritz Henderson müssen dafür sorgen, dass bei Opel Zahlen und Qualität der Autos bald wieder stimmen. Sie werden schwierige Gesprächspartner für den gerne zurückhaltend agierenden Hans D. Demant sein. Der Ingenieur sitzt seit dem 18. Juni im Chefsessel des Autobauers. G. FRECHEN
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