Mit dem Physiker ist zu rechnen
Er empfahl den jetzigen Finanzvorstand Helmut Panke als seinen Nachfolger.
Ein Mann, der bisher in der Öffentlichkeit nicht gerade aufgefallen ist. Sogar die hauseigenen Aufsichtsräte sollen nichts geahnt haben. Piëch, Pischetsrieder, Schrempp – das sind die Herrscher auf dem Automobil-Olymp, die jeder Otto Normalverbraucher kennt. Helmut Panke kannten nur wenige. Doch das wird sich bald ändern, spätestens Mitte Mai, wenn der 55-jährige Finanzvorstand bei BMW auf der Hauptversammlung am 16. Mai voraussichtlich das Steuer übernimmt. Wer aber ist Helmut Panke? Auch wenn es so scheinen mag – der neue Chef der Bayerischen Motorenwerke kommt keineswegs aus dem Nichts. Seit 20 Jahren arbeitet der promovierte Physiker schon beim weiß-blauen Autobauer – in verschiedensten Funktionen. So ist es nicht übertrieben, von der Allzweckwaffe Panke zu sprechen: Der Manager beginnt seine Karriere 1982 im Bereich Forschung und Entwicklung. Sukzessive leitet er die Abteilungen Unternehmensplanung, Organisation und Konzernplanung. 1993 kürt man Panke zum Chairman der BMW Holding in den USA – ein Schritt, den einige damals als Karriereknick bezeichneten. Doch der ehemalige Nuklearforscher straft die Zweifler Lügen: Er organisiert den Bau des Werkes Spartanburg und legt damit den Grundstein für die BMW-Erfolgsgeschichte in Nordamerika. 1996 kehrt Panke nach Deutschland zurück und rückt in den Vorstand auf. Dort ist er für Personal, Sozialwesen und Informationsverarbeitung zuständig – ein Ressort, das eigentlich nicht zu ihm passt. Insider munkeln, dass es den Oberen nur darum ging, den brillanten Analytiker überhaupt im Vorstand zu haben. Die Kurskorrektor folgte drei Jahre später: 1999 wird Panke, wesentlich passender, Finanzvorstand.
Beweglich war der Manager schon seit seiner Jugend. Bereits in der Oberstufe verbrachte er ein Jahr an einer US-Schule. Seitdem spricht er exzellent Englisch. Es folgt ein Physikstudium in München und die Promotion. Gleichzeitig arbeitet Panke am Schweizerischen Institut für Nuklearforschung. 1978 schließlich steigt der Wissenschaftler in die Wirtschaft ein: Panke wird Berater bei McKinsey in Düsseldorf und München – seine letzte Station vor dem Wechsel zu BMW vier Jahre später. In der Zeit als Consultant lernt der Wissenschaftler wichtige Lektionen, die bis heute nachwirken. „Der ist durch die Beraterschule gegangen, da stimmt jede Bewegung, sagt ein Analyst. Tatsächlich: Wer Finanzvorstand Panke auf der letzten Bilanzpressekonferenz beobachtet hat, kann nur zustimmen. Der hagere 55-Jährige mit den hervorstehenden Wangenknochen wirkt wie aus dem Lehrbuch für Körpersprache. Ausladende Gesten unterstreichen Worte wie „Konzern“, gefaltete Hände stehen für „Summen“. Man merkt: Panke versucht, sein trockenes Ressort interessant herüberzubringen.
Das gelingt nicht immer. Wenig hilfreich ist dabei auch sein leicht unmodischer Look: Zweireiher, schmale Krawatte mit Nadel zusammengehalten – kurz: der Manager-Look der 80er Jahre. Dennoch gilt Panke als interessanter Mensch. Er sei „klug und eloquent“ bescheinigte ihm das amerikanische Magazin „Business Week“. Wer den Vorstand persönlich kennen gelernt hat, stimmt zu. „Ein sehr konzentrierter Mann“ , urteilt zum Beispiel der deutsche Logistikpapst Horst Wildemann, Professor an der TU München, „er macht einen sehr kompetenten Eindruck.“
Seine eigene analytische Schärfe erwartet der Finanzvorstand auch von den Kollegen. „In Meetings nervt er manchmal die Leute, weil alles immer genau begründet sein muss“, verrät ein Insider. Die Angabe „Keine Alternativen“ in einem Strategieentwurf lässt der Ex-Atomphysiker nicht gelten. Und wer seinem Leistungsanspruch nicht gerecht wird, gehöre schnell nicht mehr zum Team, berichten ehemalige Mitarbeiter. Gegenüber seinen Vorgesetzten dagegen war Panke immer loyal. Aus internen Pöstchenquerelen und Palastrevolten hielt er sich immer klug heraus. Über das Privatleben des designierten Konzernchefs ist nur wenig bekannt: Panke ist verheiratet und hat zwei Kinder, joggt regelmäßig und treibt Wassersport. Obwohl selbst enge Weggefährten vor allem seinen scharfen Geist loben, zeigt Panke auch seine menschlichen Seiten – z. B. als das Werk in US-Spartanburg, in vielerlei Hinsicht sein Kind, eingeweiht wurde: Damals inszenierten die Amerikaner eine Feierstunde. Hunderte von Mitarbeitern im Einheitslook signierten gemeinsam den ersten 3er-BMW vom Band. „In diesem Moment war er den Tränen nah“, erinnert sich ein Kollege. CONSTANTIN GILLIES
Zur Person
Dr. Helmut Panke
wurde am 31. August 1946 in Storkow, Kreis Fürstenwalde (Brandenburg), geboren. Er besuchte in München das Gymnasium, studierte dort Physik und promovierte 1976. Seine berufliche Laufbahn begann 1976 am Schweizerischen Institut für Nuklearforschung. Im Anschluss arbeitetet er bei McKinsey & Company Inc. 1982 trat er als Leiter der Abteilung „Planung und Controlling“ im Ressort F+E bei der BMW AG ein, wechselte dann als Leiter in verschiedene Abteilungen. 1993 wurde er CEO der BMW (US) Holding Corp. in Spartanburg (South Carolina) und lenkte auch die Töchter BMW of North America und BMW Canada in Ontario. 1996 trat er in den Konzernvorstand (Personal- und Sozialwesen) ein, seit 1999 ist er Vorstandsmitglied für Finanzen. Panke ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. cha
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