Automobilbau 08.06.2007, 19:28 Uhr

Mehr als nur „Trabi“  

Vor 50 Jahren rollte der erste Trabant vom Band. Außerdem wird die heutige Audi AG, die ihre Wurzeln ebenfalls im Freistaat hat, 75 Jahre alt. Gar schon auf 80 Lenze blickt der berüchtigte „Sachsenring“ zurück. Das östlichste Bundesland schwelgt aber nicht nur in der Vergangenheit. Hier werden inzwischen auch Autos von morgen gebaut. Den Bogen zwischen Tradition und Zukunft schlägt die Route der „AutoKultour“.

Gleich muss Humphrey Bogart um die Ecke kommen. Er wird er eine Packung Zigaretten aus seinem Trenchcoat ziehen und sich dann lässig in das am Straßenrand parkende DKW F2 Cabrio fallen lassen.

Viele Besucher haben solche Bilder vor Augen, wenn sie durch die Show-Gasse des Zwickauer August-Horch-Museums laufen. Hier werden die Goldenen Zwanziger wieder lebendig. Neben dem DKW-Flitzer sind weitere Klassiker aus namhafter Herstellung in die Straßenszene drapiert. Da steht ein Horch, dort ein Audi und hier ein Wanderer. Diese vier Marken wurden 1932 zur Auto Union fusioniert. Symbol der Verschmelzung waren vier ineinander verschlungene Ringe. Der Grundstein für die heutige Audi AG war gelegt.

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Weit käme Bogart in seinem F2 nicht. Schon nach der nächsten Kurve müsste er hart bremsen – und stünde plötzlich inmitten eines anderen Zeitalters. Hier stauen sich die Schaulustigen. Einige sind gerührt. Andere fast ein wenig verärgert. Sie sehen, was ihnen in der ehemaligen DDR alles vorenthalten wurde. Ihre Blicke kleben an Trabant-Geschwistern, die nie gebaut wurden. Dabei waren sie ihrer Zeit voraus. Einige hätten bestimmt das Zeug gehabt, über die Landesgrenzen hinaus neue Standards zu setzen.

Da steht etwa der P 603 aus dem Jahre 1967, das erste dreitürige Fahrzeug mit „Vollheck“ (Schrägheck) Europas. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem sieben Jahre später in Westdeutschland gebauten Golf I lässt sich nicht verleugnen. Doch das Politbüro hatte entschieden: Der einfache Trabant reiche aus für die Versorgung der Werktätigen. Böse Zungen behaupten, das Modell des P 603 sei von der chronisch devisenknappen DDR für wenig Geld gen Westen verscherbelt worden.

„Offiziell bestätigen wird das keiner“, sagt Eberhard Kreßner. Der Fahrzeugingenieur hat viele der insgesamt 3 051 385 Trabis mitgebaut. Heute leitet er im renommierten Industriemuseum Chemnitz die Arbeitsgruppe Kfz-Technik. Gerne zeigt er hier einen seiner Lieblinge: einen weißen Minivan mit flotter Linienführung aus dem Jahr 1995. Sein Name: „Uni 1“. Die Besonderheit des Fahrzeugs steckt unter der Motorhaube. „Von wegen, Deutschland hat die Entwicklung von Hybridmotoren verschlafen!“, protestiert der Ingenieur. Die Großraumlimousine sei bereits 1995 mit zwei Motoren ausgestattet worden: einen 66-kW-Diesel und einen 30-kW-Elektromotor. „Und das Jahre vor Toyota!“, so Kreßner.

Wer bei Automobilen aus Sachsen nur an knatternde Zweitakter denkt, muss sein Vorurteil überdenken. Was das Bundesland alles an einschlägigen Produkten zu bieten hat, lässt sich im Rahmen der „AutoKultour“ erfahren. Dahinter verbirgt sich eine Art von Sechstagerennen vom Gestern zum Heute. Den Weg pflastern Museen, Schauräume, Erlebniszentren, Teststrecken und nicht zuletzt aktuelle Autowerke. Immerhin bildet die Fahrzeugindustrie heute wieder eine Schlüsselbranche in Sachsens Wirtschaft: VW-Werke in Zwickau und Chemnitz, die Gläserne Manufaktur für Phaeton und Bentley in Dresden, Porsche und BMW in Leipzig. Hinzu kommen Zulieferer quer durch den ganzen Freistaat.

„Heute beschäftigt die Branche in Sachsen wieder 60 000 Menschen in gut 450 Unternehmen. Mit einem Umsatzanteil von über 20 % und einer Exportquote von rund 40 % ist sie der Motor des verarbeitenden Gewerbes“, zählt Lea Mock auf, die Sprecherin des Dresdener Wirtschaftsministeriums.

Was die Fahrzeuge aus dem Südosten der Republik leisten können, demonstrieren sie zuweilen auf dem 80 Jahre alten Sachsenring. Die Piste – in den letzten Jahren rundum modernisiert – lässt reichlich Speed zu. „Lust auf eine Spritztour?“, fragt Chefinstrukteur Uwe Wächtler. „Dann bitte die Gurte straff anziehen!“ In Sekunden beschleunigt er auf 150 km/h. Im Affenzahn zieht der 47-Jährige über den technisch anspruchsvollen Rundkurs links, rechts, links. Auf der Geraden bleibt die Tachonadel erst bei 270 km/h stehen. Krampfhaft suchen die Hände des Beifahrers nach einem Halt. „Wir sind praktisch die längste Linkskurve der Welt!“, erklärt der Pilot lächelnd – und steuert mit maßlos überhöhter Geschwindigkeit in einen Kreisel hinein.

Als er abrupt bremst, stellt sich der Wagen quer, schlittert seitlings mit quietschenden Reifen im Kreis. „Das sollte hier jeder mal üben“, ruft Wächtler. „So mancher Hobby-Schumi würde dann schnell merken, was ihm zu einem richtigen Rennfahrer noch fehlt.“

Urplötzlich schießen Wasserfontänen aus dem Boden. Die Straße wird zur Rutschbahn. Der Pilot reißt am Lenkrad. Mal links, mal rechts. Sofort hat er das Fahrzeug wieder unter Kontrolle. Sie halten an.

„Der Sachsenring ist eine der größten und modernsten Fahrtrainingsanlagen Europas“, erklärt Wächtler seinem schweißgebadeten Co-Piloten. Sachsens Polizei simuliere auf dem ausgeklügelten Parcours echte Gefahren. Und das Unternehmen Neoplan teste hier seine im sächsischen Plauen gefertigten Busse. „Die Fahrer kommen dabei gleich mit auf den Prüfstand.“

Das nächste große Renn-Ereignis findet vom 13. bis 15. Juli statt. Die weltbesten Motorradfahrer treffen sich zum Großen Preis von Deutschland. Wächtler, selbst ehemaliger Zweirad-Rennfahrer, schwärmt: „Wir erwarten 220 000 Leute! Nirgendwo sonst in der Bundesrepublik pilgern so viele Menschen zum Motorsport.“

Beschaulicher geht es im Wasserschloss Klaffenbach am Südrand von Chemnitz zu. Hier pfriemelt Frieder Bach gerade am Armaturenbrett eines rassigen Audi P, Baujahr 1931, herum. „Noch mit DKW-Chassis und Peugeot-Motor“, erklärt der bärtige Ingenieur. „Danach habe ich 26 Jahre lang gesucht. In Ingolstadt haben sie lange gedacht, sie besäßen den einzigen.“

Selbst unter gewieften sächsischen Autoexperten raunt man: Bach habe goldene Hände und einen siebten Sinn für alles, was Räder hat. Niemand kenne sich in der sächsische Fahrzeuggeschichte besser aus als er. 120 Automobile und Zweiräder von über 70 sächsischen Herstellern stellt er im Wasserschloss aus. Viele barg er zuvor eigenhändig aus verfallenden Garagen und Scheunen.

Manchmal seien da nur noch ein Motor und ein Kotflügel gewesen, erzählt er. Den Rest rekonstruierte er in seiner kleinen Oldtimerwerkstatt anhand alter Fotos, Zeichnungen, Pläne. Inzwischen lässt sogar die Audi AG bei ihm historische Fahrzeuge restaurieren. Und so glaubt man Bach auch aufs Wort, wenn er versichert: „Das erste Auto der Welt war ein Sachse!“ Bereits 1880 sei Louis Tuchscherer aus dem Erzgebirge mit einer selbst konstruierten Kutsche ohne Pferde durch Chemnitz gerollt. Der allseits verehrte „alte Papa Benz“ habe seine Benzindroschke erst sechs Jahre später in Bewegung gesetzt. „Dummerweise hat Tuchscherer aber seine Erfindung nie geschützt.“

Voller Innovationen – und allesamt schutzrechtlich abgesichert – ist der Porsche Cayenne. 150 371 Modelle der ersten Generation rollten in Leipzig schon vom Band. Nun wird der Nachfolger montiert. „Noch kraftvoller, markanter und technisch um ein Vielfaches optimiert“, schwärmt Vorstandschef Wendelin Wiedeking.

Das futuristische Porsche-Besucherzentrum ist von der Autobahn A 14 schon zu sehen. Die fliegende Untertasse ist längst zu einer der Top-Sehenswürdigkeit der Messestadt avanciert.

Sehenswert ist auch, was im Werk passiert. Wie von Geisterhand gesteuert, gleiten die Karossen durch die pieksaubere Montagehalle, teils an der Decke, teils Parterre. Geradezu amourös geht es an Station zwei zu. „Hier machen wir Hochzeit“, grient eine Blondine. Ihre Zuhörer sieht sie kaum an. Dazu fehlt die Zeit. In nur sieben Minuten muss sie 36 Schrauben festzurren, um das Chassis mit dem Motor zu vermählen.

Alles läuft just in time – und offenbar makellos. Denn auch am Ende der Kette, nach sieben Stunden Montagezeit pro Gelände-Porsche, haben die Männer von der Qualitätsprüfung wie sie versichern kaum etwas zu beanstanden.

Wer seinen Neuwagen persönlich testen will, hat auf der Prüfstrecke hinterm Werk die Gelegenheit dazu. Erst geht es auf die On-Road-Piste. Sie besteht aus einer Aneinanderreihung der berühmtesten Kurven der Welt. Astrid Lübke vom Serviceteam rät, sich sicher anzuschnallen. Dann geht die Fahrt schon los. Von einer zehn Meter hohen Serpentine fällt das gewichtige Fahrzeug in eine Korkenzieherkurve ähnlich der von Laguna Seca. Am Ausgang wartet schon die Parabolica von Monza. Die Fliehkräfte zerren an Körper und Nervenkostüm. Es folgen die Loews-Kurve aus Monaco, die Curve di Lesmo à la Monza und nun auch noch ein Streckenabschnitt aus Spa.

Wer glaubt, jetzt richtig durchgeschüttelt zu sein, wird auf der sechs Kilometer langen Geländepiste eines Besseren belehrt. Hier erweist sich der Cayenne als echtes Hightech-Produkt. Kein Schlamm ist ihm zu glitschig, keine Wippe zu uneben, selbst die Extremrampe mit 60 % Gefälle meistert er gutmütig – auf wie ab. Einzige Voraussetzung ist, dass der Fahrer nicht nervös wird. Es gilt, immer locker zu bleiben – wie Humphrey Bogart. Wer allerdings in der langen Flusspasssage hängen bleibt, sollte neben Trenchcoat auch Gummistiefel dabei haben.

HARALD LACHMANN

 

Ein Beitrag von:

  • Harald Lachmann

    Harald Lachmann ist diplomierter Journalist, arbeitete zuletzt als Ressortleiter Politik, und schreibt heute als freier Autor und Korrespondent für Tages-, Fach- sowie Wirtschaftszeitungen.

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