Katar setzt auf den Schienenverkehr
Das Emirat Katar investiert 17 Mrd. € in ein Bahnnetz für Personen- und Güterverkehr – mit Metro für die Landeshauptstadt Doha und Zügen nach Saudi-Arabien über Bahrain. Exklusiv daran beteiligt ist die DB International, die Consulting-Tochter der Deutschen Bahn. VDI nachrichten, Berlin/Düsseldorf, 27. 10. 09, wop
Katar, das Emirat am Persischen Golf, gilt als eines der reichsten Länder der Erde. Nun investiert es 17 Mrd. € in ein fortschrittliches Bahnsystem. Partner am Aufbau ist die DB International, die Consulting-Tochter der Deutschen Bahn (DB). Am 22. November unterzeichnete DB-Chef Rüdiger Grube den Vertrag in Katars Hauptstadt Doha – im Beisein von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, was den Stellenwert dieses Auftrags für Deutschland unterstreicht.
Der Vertrag sieht die Gründung der Planungs- und Managementgesellschaft Qatar Railways Development Company (QRDC) vor, an der DB International 49 % Anteile und 51 % das katarische Staatsunternehmen Qatari Diar besitzt. Damit ist die DB exklusiver Partner der Qatar Railways Company beim Aufbau des Schienenverkehrssystems in Katar.
Allein die Kosten für die Planung des Projekts sollen 700 Mio. € betragen, die der Infrastruktur 14 Mrd. € und über 2 Mrd. € koste die Lieferung der Züge.
„Wir sind froh und stolz, dass DB International von der Regierung Katars als Partner für dieses ehrgeizige Infrastrukturprojekt ausgewählt worden ist“, erklärte Grube. Das beweise einmal mehr, wie geschätzt das Know-how der Deutschen Bahn in der Welt sei. „Zugleich hilft uns ein solches Engagement gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, Arbeitsplätze auch im Inland zu sichern.“
Die Zusammenarbeit werde Ausbildung und Training von jungen Katarern im Eisenbahnsektor einschließen. Auch Verkehrsminister Ramsauer sieht durch den Auftrag die weltweite Wertschätzung deutschen Fachwissens und Technologie im Verkehrsbereich bestätigt.
„Schon seit Herbst 2008 hat DB International gemeinsam mit Qatari Diar das Konzept für die Entwicklung des Bahnverkehrs in dem Emirat am Persischen Golf erarbeitet“, erläuterte Martin Bay, Vorsitzender der Geschäftsführung von DB International. Die jetzt gegründete Gesellschaft soll das anspruchsvolle Konzept nun umsetzen.
Das für Doha geplante Metrosystem sieht vier Linien mit 98 Stationen auf einer Gesamtlänge von 300 km vor. Eine 180 km lange Hochgeschwindigkeitsstrecke für 350 km/h soll von Doha nach Bahrain führen, was den Bau einer 40 km langen Brücke erfordert die Strecke wird etwa 100 km nach Saudi-Arabien weiterführen und in Dammam an die bestehende Strecke zur saudischen Hauptstadt Riad anschließen. Für den Güterverkehr sind in Katar 325 km Strecke vorgesehen, die aber auch für den Personenverkehr genutzt werden können.
Für die DB hat die Partnerschaft in der Planungsgesellschaft strategische Bedeutung: Auf der arabischen Halbinsel, einem auf der Eisenbahnlandkarte bisher weitgehend „weißen“ Bereich, werden in den nächsten zwei Jahrzehnten Investitionen in Auf- und Ausbau von Schieneninfrastruktur im dreistelligen Milliardenbereich erwartet. Mit einem erfolgreichen Engagement in Katar sieht sich die DB für Aufträge auch aus anderen arabischen Staaten gut aufgestellt.
Bisher hat in der Region nur Saudi-Arabien seit 1951 eine Eisenbahn. Die Strecke vom Hafen Dammam am Persischen Golf zur Hauptstadt Riad wurde 2009 von Siemens mit dem neuesten Sicherungssystem ETCS ausgerüstet. In Mekka ist eine Metro geplant. Weitere Eisenbahn-, Stadtbahn- und Metroprojekte laufen in Dubai, Abu Dhabi und nun auch in Katar.
DB International gehört im DB-Konzern zum Vorstandsressort Technik, Systemverbund und Dienstleistungen und ging 2006 aus der DE Consult – 1966 von der DB und der Deutschen Bank gegründet – hervor und entwickelte sich zum größten Bahnconsulting-Unternehmen Europas. R. R. ROSSBERG/W. PESTER
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