Infrastruktur-Mängel erfordern asiatischen Kraftakt
VDI nachrichten, Tokio, 1. 4. 05 – Die Länder Ostasiens werden in den kommenden fünf Jahren über 1000 Mrd. $ für den Bau von Straßen, Wasserversorgung, Kläranlagen, Energieverteilung und Kommunikation investieren. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Weltbank und Asiatischer Entwicklungsbank. Bei dieser gewaltigen Aufgabe ist die Region auch auf private Investoren aus dem Ausland angewiesen.
Die Schwellenländer Asiens müssen bis zum Ende des Jahrzehnts in einem gewaltigen Kraftakt ihre Infrastruktur ausbauen. Ansonsten drohen langsameres Wachstum und ein Rückschlag im Kampf gegen die Armut. Das sagt die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) in einer gemeinsamen Studie mit der Japan Bank for International Cooperation und der Weltbank. Dem Papier zufolge benötigen die Länder der Region in den kommenden fünf Jahren jeweils 200 Mrd. $, um genügend Flughäfen, Straßen, Kläranlagen und Kraftwerke für den sprunghaft wachsenden Bedarf zu bauen. China allein wird demnach 80 % des benötigten Kapitals verschlingen. Ein weiterer Beleg dafür, wie stark Chinas Gewicht in der Region in den vergangenen Jahren dank des jährlichen Wachstums von rund 9 % zugenommen hat.
Anhaltend hohe Zuwächse beim Bruttoinlandsprodukt (BIP), die rasante Verstädterung sowie der unaufhaltsam wachsende Konsum einer immer größeren Mittelschicht und der explosionsartig zunehmende regionale Handel, der riesige Transportleistungen bindet, führen zu diesem immensen Investitionsbedarf.
Aber auch politische Versäumnisse sind für die allerorten zu beobachtenden Engpässe in der Infrastruktur verantwortlich, wie ADB-Vizepräsident Geer van der Linden deutlich macht: „In der Vergangenheit waren Investitionen in die Infrastruktur eine zentrale Antriebskraft des Wirtschaftswachstums und der Armutsbekämpfung in der Region“, sagt er, „doch das nötige Umfeld hierfür zu schaffen ist ganz klar eine Priorität für Länder in der Region, die privates Kapital anziehen wollen.“
So unterschätzte Chinas Zentralregierung in Peking die Dynamik der eigenen Volkswirtschaft, in der der Elektrizitätsbedarf zwei Mal so schnell wächst wie das BIP. Resultat: Seit 2003 müssen zahlreiche Provinzen des Landes regelmäßig selbst wichtigen Exportfirmen den Strom abschalten.
Peking hat Pläne für den Bau von 30 neuen Kernkraftwerken. China wird nach Angaben der staatlichen Elektrizitätsbehörde die Stromerzeugung jedes Jahrzehnt verdoppeln. Die brummende Wirtschaft im Reich der Mitte verbraucht derzeit so viel Energie, dass 40 % der Frachtkapazität des Eisenbahnsystems mit dem Transport von Kohle für die Kraftwerke belegt werden. 300 000 Container bräuchten Chinas Bahnen laut offiziellen Zahlen täglich, um die Nachfrage zu bedienen. Doch nur ein Drittel davon kann bereitgestellt werden.
Die Philippinen, Thailand, Indonesien und andere Länder wollen in den kommenden Jahren die klaffenden Defizite in ihren öffentlichen Haushalten reduzieren. Wollen sie die riesigen Investitionsvorhaben realisieren, sind sie daher auf privates Kapital angewiesen. Private Investoren verlangen aber für langfristige Projekte wie Straßen, Kraftwerke und Flughäfen mehr Transparenz, weniger Korruption und verlässliche Rechtsgrundlagen. Hier gibt es Probleme.
Indonesiens neuer Präsident Susilo Bambang Yudhoyono hat eine Kampagne gestartet, die das Vertrauen ausländischer Investoren stärken soll. Indonesien muss allein die Hälfte der internationalen Finanzhilfe nach der Tsunami-Katastrophe für den Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur aufwenden. Das Land braucht in den nächsten fünf Jahren bis zu 80 Mrd. $ von internationalen Investoren.
Mitte Februar unterzeichnete das Land mit Singapur ein Investitionsschutzabkommen. Bei Verstaatlichungen sollen ausländische Investoren künftig entschädigt werden. Doch noch rangiert Indonesien laut Transparency International auf Platz fünf in der Liste der korruptesten Länder.
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Die Philippinen belegen in der ADB-Studie bei der Attraktivität für Infrastruktur-Investitionen den letzten Platz in Asien. Mit Blick auf Korruption, politische Instabilität und ein schwaches Rechtssystem, heißt es in dem Bericht über die Philippinen, „sie erwecken den Eindruck, dass das Land auf eine Katastrophe zuschlittert“. Nur zwei Länder in Asien, Vietnam und Indonesien, verzeichnen eine höhere Abbruchquote bei privat finanzierten Infrastruktur-Projekten.
China und Thailand nehmen dagegen Spitzenplätze in diesem Vergleich ein. Auch der neue Star unter Asiens aufsteigenden Volkswirtschaften, Indien, tut sich noch schwer, die Voraussetzungen für Infrastruktur-Vorhaben zu verbessern. Der neue Staatshaushalt, der am 1. April in Kraft tritt, enthält „nicht genug, um die Infrastruktur zu puschen“, sagt Morgan Stanley-Chefökonom Stephen Roach.
Sein vernichtendes Urteil: „Indiens Infrastruktur-Lücke ist fast kaum vorstellbar, mangelhafte Straßen, schlechte Energieversorgung und nicht ein guter Flughafen im ganzen Land.“ In Indiens Regierungskoalition sind vier kommunistische Parteien, die die nötige Öffnungspolitik bremsen. „Indien benötigt in den kommenden zehn Jahren bis zu 150 Mrd. $ ausländische Investitionen“, hat Premierminister Manmohan Singh im Oktober gesagt. MARKUS GÄRTNER
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