Im Transrapid nach Amsterdam?
Zunehmend interessiert sich das Ausland für den Transrapid. Bei einem Besuch der niederländischen Verkehrsministerin auf der Versuchsstrecke im Emsland war jetzt von einer Verlängerung der Strecke Berlin-Hamburg nach Amsterdam die Rede.
Mehr als nur reines Interesse an einem außergewöhnlichen Transportmittel könnte der Grund dafür sein, dass am 11. Dezember erneut eine hochrangige Delegation aus den Niederlanden die Transrapid-Versuchsanlage im emsländischen Lathen besuchte. Unter Leitung der niederländischen Verkehrsministerin Tineke Netelenbos konnten sich die mitgereisten königlichen Kommissare der nördlichen Provinzen der Niederlande nicht nur über die Technik der Magnetschwebebahn informieren, sie hatten auch Gelegenheit als Fahrgäste den Prototyp des für den Einsatz auf der Anwendungsstrecke Hamburg – Berlin vorgesehenen Drei-Sektionenzug Transrapid TR 08 zu testen. Die Verkehrsministerin: „Das System ist eine sinnvolle Ergänzung zum überlasteten Flugverkehr.“
Bereits vor der Testfahrt war aus den Reihen der Delegationsteilnehmer deutliches Interesse zu hören, den Transrapid für einen Einsatz in den Nordprovinzen auf der Strecke zwischen Amsterdam und Groningen in die Niederlande zu holen. Mehr noch: Seit der Veröffentlichung der Studie „Schweben ist Freiheit“, mit der die Magnetschwebebahn einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde, könne man in den Niederlanden von einer regelrechten Transrapid-Begeisterung sprechen, erklärte Delegationsmitglied M.J.C. van Pernis, Vorstandsmitglied der Siemens Nederland N.V. Es sei, so van Pernis weiter, in den Niederlanden unverständlich, dass in Deutschland noch immer über den Bau der Anwendungsstrecke diskutiert werde. Schließlich habe man mit diesem Verkehrsmittel eine hervorragende, richtungsweisende Technologie entwickelt.
Dieses Unverständnis sei zudem nicht nur in den Niederlanden festzustellen, sondern überall dort, wo man sich mit der Technologie der Magnetschwebebahn befasse. Da man in den Niederlanden im Transrapid ein System zur Sicherung der Mobilität sehe, hoffe man, dass der Zug bis zum Jahr 2010 nicht nur zwischen Amsterdam und Groningen sondern weiter über Hamburg nach Berlin und vielleicht sogar bis nach Budapest fahren werde.
„Ankauf der Magnetbahn wird ernsthaft geprüft“
Nach ihrer Testfahrt, bei der die niederländische Verkehrsministerin Geschwindigkeiten bis annähernd 400 km/h kennenlernte, konstantierte sie, der Transrapid sei eine interessante Ergänzung zum ohnehin überlasteten Luftverkehr in Europa. Wörtlich meinte Frau Netelenbos: „Ich hoffe, dass für die Strecke Hamburg – Berlin bald etwas geschieht.“ In den Niederlanden würden jetzt ernsthaft die Möglichkeiten für den Ankauf des Transrapides geprüft, um im nächsten Frühjahr eine endgültige Entscheidung zu treffen. „Ich persönlich“, – so die Ministerin – glaube an die Zukunft des Transrapid!“
Mit ein Grund für die positive Bewertung der Ministerin dürfte auch der neue Zug TR 08 gewesen sein, der sich deutlich von seinen Vorgängerausführungen unterscheidet. So verfügt der TR 08 in seinem Inneren über ein Ambiente, das an eine gelungene Mischung zwischen einem Passagierflugzeug und einem ICE der Bahn erinnert: Mit pro Reihe vier einzelnen Schalensitzen in der ersten Klasse und sechs Sitzen in der zweiten Klasse bietet der Zug pro Sektion etwa 96 Passagieren Platz. Der TR 08, der in Lathen derzeit mit drei Sektionen getestet wird, kann auf der Anwendungsstrecke bis zu einer Länge von zehn Sektionen, entsprechend einer Zuglänge von 252,58 m aufgestockt werden. Selbst bei dieser Länge erreicht der Transrapid eine Geschwindigkeit von 500 km/h auf offener Strecke und 200 km/h bis 250 km/h bei der Stadteinfahrt.
587000 Testkilometer hat der Vorgängerzug TR 08 auf der Versuchsanlage in Lathen ohne Zwischenfälle hinter sich gebracht, bei denen knapp 300 000 begeisterte Besucher das Gefühl des Schwebens bei Geschwindigkeiten von über 400 km/h erleben konnten. Doch auch mit dem neuen Zug TR 08 wird seit seiner ersten Ausfahrt am 7. September 1999 unter Hochdruck experimentiert und getestet, um eventuelle „Kinderkrankheiten“ sicher zu beseitigen. Weiterhin hofft man in Lathen auf grünes Licht der Bundesregierung für die erste Anwendungsstrecke des sowohl umstrittensten, aber auch zukunftsweisendsten Verkehrsmittel, das jemals in Deutschland gebaut worden ist. HAN
Prototyp des Drei-Sektionenzugs Transrapid TR 08: Diese Ausführung wurde für den Einsatz auf der Anwendungsstrecke Hamburg – Berlin konzipiert. Die niederländische Verkehrministerin könnte sich in diesem Fall eine Verlängerung des Fahrwegs nach Amsterdam vorstellen.
Testfahrt bei Regen und Wind: Am 11. Dezember unternahm die nieder- ländische Verkehrsministerin Tineke Netelenbos eine 400-km/h-Reise.
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