Automobilbau 16.11.2001, 17:31 Uhr

„Ich liebe diese Firma“

Mit William Clay Ford-Junior übernimmt ein engagierter Umweltschützer den Chefsessel des Autoriesen Ford in Detroit. Unterschätzen sollte ihn aber niemand, wie ein Blick auf seinen Lebenslauf zeigt.

Der „König von Detroit“ wurde mit stehenden Ovationen empfangen. Als William Clay Ford-Junior sich seinen Untergebenen als neuer Boss vorstellte, klatschten sie sich die Finger wund. Endlich wieder ein echter Ford am Ruder der berühmten amerikanischen Autofirma. Einer, von dem sie hoffen, dass er den schlingernden Konzern wieder auf Kurs bringen wird. Bill, wie sich der Urenkel des Gründers nennen lässt, hat den Applaus genossen. Denn außerhalb der Firma hält sich die Begeisterung über ein Familienmitglied an der Spitze von Ford in Grenzen. Und es heißt auch, er selbst habe diesen Job eigentlich nicht gewollt. Nur auf Druck der Dynastie habe er sich jetzt in den Vorstandssessel bequemt. Tatsächlich ist der junge Ford alles andere als ein Autonarr. Der 44-jährige Vegetarier verbringt seine Zeit am liebsten mit seiner Frau und den vier Kindern draußen in der Natur oder beim familieneigenen Football Club. Er geht leidenschaftlich gern fischen, hält den schwarzen Gürtel in Taekwando, spielt Folkmusik auf der Gitarre und hält viel von Homöopathie. Vor allem aber ist er ein enthusiastischer Umweltschützer. Ford-Junior fordert höhere Mineralölsteuern und träumt vom Ende des Verbrennungsmotors. Klingt nicht so, als sei dieser Mann in der Lage, den angeschlagenen Autokonzern aus der Krise zu führen. Ford fährt seit einem halben Jahr nur Verluste ein. Doch der Juniorchef ist nicht zu unterschätzen. Wie ein Thronfolger wurde er auf diesen Job vorbereitet. Nach seinem Studium an der Eliteuni Princeton stieg er 1979 sofort in die Firma ein. Er durchlief 17 Stationen, bevor er 1999 Vorsitzender des Aufsichtsrats wurde. Von der Finanzanalyse bis hin zur Lkw-Entwicklungssparte hat er überall mal seine Nase reingesteckt. Dabei kämpfte er ständig gegen den Ruf des gehätschelten Clankindes an. Als er 1989 zur Lkw-Sparte kam, machte er den Führerschein für große Trucks und fuhr mit einem dieser Riesengefährte von Detroit bis nach Toledo. „Ich war immer unter dem Mikroskop“, sagt er.

Sein Ehrgeiz und seine Ausbildung sollen nun helfen, das Familienunternehmen zu retten. „Ich liebe diese Firma“, sagte er bei seinem Antritt, „sie ist die Zukunft meiner Kinder und Enkel.“ Und da seine Enkel, wie bisher alle Fords, später auch von Firmenaktien leben sollten, stellt Bill seine grünen Visionen mit Rücksicht auf die Familie erst einmal zurück. „Nun ist nicht die Zeit großer Visionen“, sagt er. „Wir müssen unser Kerngeschäft reparieren, einen glaubhaften Geschäftsplan aufstellen und aufregende Autos bauen.“

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Dabei setzt Ford auf die Hilfe zweier Männer. Er holte den 70-jährigen Carl Reichardt aus dem Ruhestand zurück, um das Vertrauen von Wallstreet zu gewinnen. Der ehemalige Ford-Aufsichtsrat hat sich als Chef der Wells Fargo Bank einen guten Namen gemacht und wird nun die Finanzen des Konzerns überwachen. Der 57-jährige Brite Nick Scheele soll das Tagesgeschäft leiten und vor allem die Amerikasparte wieder flott machen. Mit „eiserner Faust in Samthandschuhen“ sanierte der liebenswürdige Scheele in den 90er Jahren die todgeweihte Luxusmarke Jaguar und machte auch als Ford-Chef Europa seinem Spitznamen „Mr. Fixit“ alle Ehre. Scheeles Erfolgsrezept – Kapazitätsabbau und neue, attraktive Modelle. Gemeinsam wollen die Topmanager als erstes die Konzernkosten um 3 Mrd. Dollar bis 6 Mrd. Dollar senken. Drei Werke wollen sie schließen. Ford braucht dazu die Unterstützung der Mitarbeiter. Seine Chancen stehen nicht schlecht. Das Verhältnis zu den Gewerkschaften ist gut. Schon als 25-Jähriger saß er bei Lohnrunden mit am Verhandlungstisch. Auch bei der Belegschaft ist der humorvolle, höfliche Junior beliebt. Im Gegensatz zu seinem autokratischen Vorgänger Jack Nasser setzt Ford-Junior auf Teamarbeit und Konsens. Nasser hatte Mitarbeiter und Händler mit seiner schroffen Art vor den Kopf gestoßen. Ford will diese Wunden heilen. „Ich bin ganz und gar nicht diktatorisch“, verspricht er.

Doch Scheele und Reichardt sollten im Kopf behalten, dass die Fords ihren angestellten Managern immer wieder gern zeigen, wer in der Firma das Sagen hat. Der gebieterische Henry II. feuerte regelmäßig unbequeme Manager. Auch den brillanten Lee Iacocca setzte er vor die Tür, weil der durch seine Erfolge mehr Aufmerksamkeit bekam als Henry Ford. Sein Nachfolger Edsel war nicht viel besser. Er vergraulte Vorstandschef Donald Peterson, weil er die Fords bei seinen kompromisslosen Entscheidungen nie um Erlaubnis bat.

Junior Bill soll das traditionsreiche Unternehmen nun wieder auf Trab bringen. Im Januar nächsten Jahres wird er mit seinem Team einen Umstrukturierungsplan vorlegen. Mit ein bisschen Glück kann der neue Chef schon nächstes Jahr Erfolge vorweisen. Ford Europa und die Luxussparte PAG scheinen schon auf dem Weg der Besserung und sogar die japanische Tochter Madza will nach mageren Jahren endlich wieder Gewinne überweisen. Die armen Fords können wieder auf eine höhere Dividende hoffen.

STEPHANIE WÄTJEN

Ford-Junior, 44

Ausbildung:
– bis 1979 Politikstudium in Princeton
– 1984 Management-Masters am MIT

Berufserfahrung:
– seit 1979 verschiedene Stationen bei Ford
– 1999 Aufsichtsratsvorsitzender
– seit Nov. 2001 Vorstandschef

Familie:
– Mutter: Martha Park Firestone (Erbin des Reifenherstellers)
– Ehefrau Liza, zwei Töchter, zwei Söhne

Hobbies:
– Fischen, seine Kinder, Campen, Taekwando, Hockey, Tennis, der familieneigene Football Club

Vermögen:
– 3,5 Mio. Ford Aktien; dazu jährlich Aktien im Wert von 1,5 Mio Dollar zusammen mit seinem Vater hält er 26 % der Stimmrechte SW

 

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