Herrin über die Bord-Elektronik
Elektronik-Spezialisten der Luftfahrt sorgen für ein reibungsloses Funktionieren aller computergesteuerten Systeme an Bord eines Flugzeugs. Daniela Dzikowski (30) aus Hamburg ist Avionikingenieurin und sorgt dafür, dass sich auch die Gäste eines Flugzeuges in Sachen Unterhaltung und Kommunikation an Bord (fast) wie zu Hause fühlen.
Wer heute in ein Flugzeug steigt, den erwarten nahezu identische Unterhaltungs- und Kommunikationsmöglichkeiten wie am Boden. Vorbei sind die Zeiten des guten alten Bordkinos. Wer möchte, kann in der Zeit zwischen Start und Landung aktuelle Kinofilme sehen, Musik hören, in Ruhe arbeiten oder mit Familie, Freunden und Geschäftspartnern in aller Welt kommunizieren. Dass Fluggäste sich an Bord eines Flugzeuges in Sachen Unterhaltung und Kommunikation fast wie zu Hause fühlen, dafür sorgen Avionikingenieure wie Daniela Dzikowski.
Doch das ist nur eine ihrer Aufgaben bei Lufthansa Technik (LHT). Mit seinen gut 600 Kunden zählt das Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg zu den international führenden Dienstleistern für Luftfahrttechnik. Allein in der Elbmetropole arbeiten für den Flugzeugspezialisten 7500 Mitarbeiter.
Avionik-Ingenieurin Daniela Dzikowski ist Expertin in Sachen Bord-Elektronik
Avionik ist ein Kunstwort aus den Begriffen Aviation und Elektronik und lässt sich übersetzen mit Fluggeräteelektronik. Ob Großraumflieger oder Businessjet: In jedem Flugzeug gibt es Hunderte elektronisch gesteuerter Geräte, die vor allem für einen sicheren Flug sorgen.
Dzikowski und ihre Kollegen entwickeln, konstruieren und warten diese Kommunikations- und Navigationssysteme – und stehen dabei vor ganz besonderen Herausforderungen.
Extreme Temperaturschwankungen, Vibrationen und der begrenzte Raum an Bord setzen ihnen bei ihrer Arbeit enge Grenzen. „Hinzu kommt, dass in der Luftfahrt höchste Anforderungen an Sicherheit und Zuverlässigkeit gestellt werden“, sagt Dzikowski. Mal eben einen Rechner verrücken oder einfach einen anderen Anschluss nehmen – in einem Flugzeug sei das völlig ausgeschlossen, erklärt die diplomierte Luft- und Raumfahrtingenieurin. Da gerät der Einbau eines neuen Systems schnell zu einer anspruchsvollen Tüftelei.
Die beginnt am Computer und nicht in der Flugzeugwerft. Hier am elektronischen Reißbrett entwickelt Dzikowski anhand von Bauplänen und Handbüchern für jeden Flugzeugtyp maßgeschneiderte Lösungen, bis hin zum letzten Stecker.
Dzikowski entwickelt die Bord-Elektronik am elektronischen Reißbrett
Doch erst wenn der Einbau beginnt, bekommt die Ingenieurin das Flugzeug zu Gesicht. „Das ist die Phase, die besonders viel Spaß macht“, sagt die begeisterte Hobbyfliegerin. Während der nun folgenden Wochen verbringt sie einen Großteil der Arbeitszeit in der Werft und ist Ansprechpartnerin für die Mechaniker, die nach ihren Plänen den Umbau ausführen.
In dieser Phase gibt es weder lange Wochenenden noch regelmäßige Acht-Stunden Arbeitstage. „Denn es sind vor allem Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, die in diesem Geschäft zählen“, erklärt Dzikowski, die Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Berlin studierte, bevor sie bei LHT ein zweijähriges Training „on-the-job“ begann. An ihrem Beruf schätzt Dzikowski vor allem die Vielseitigkeit. „Man muss in Verhandlungen mit Kunden ebenso überzeugen können, wie in Gesprächen mit Herstellern, Behörden und Mitarbeitern.“ Ausgeprägtes technisches Verständnis, analytisches Denken und gutes räumliches Vorstellungsvermögen zählen zu den Voraussetzungen, die von jedem der gut 700 Ingenieure, die für LHT arbeiten, erwartet werden. Und weil die Arbeit weit über die reine Konzeption am Computer hinausgeht, sind außerdem Team- und Kommunikationsfähigkeit, Verhandlungsgeschick sowie Fertigkeiten im Projektmanagement gefragt.
Die Bord-Elektronik will bis ins kleinste Detail geplant sein
Aber auch Geduld und Ausdauer, vor allem aber Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit, sind unabdingbare Voraussetzungen, um in diesem anspruchsvollen Beruf, wo schon der kleinste Fehler Menschenleben gefährden kann, bestehen zu können. „Jedes Projekt wird bei uns daher durch drei Unterschriften abgesegnet“, sagt Dzikowski. Und schließlich ist auch sehr gutes Englisch ein absolutes Muss, denn der Kundenkreis von LHT ist international. Außerdem werden viele der Handbücher und Manuals der Hersteller auf Englisch verfasst, ebenso wie jede Projektdokumentation. Das viermonatige Auslandspraktikum im Customer Support, das die Ingenieurin während ihrer Ausbildung bei LHT in Los Angeles absolviert hat, kommt ihr hier zugute.
Typische Karrierewege und feste Aufstiegsprinzipien gibt es in diesem Beruf nicht, ebenso wenig wie ein eigentliches Avionik-Studium. Vielmehr bestimmen individuelles Engagement und Talent eines Mitarbeiters, ob er oder sie sich für Führungsaufgaben qualifiziert oder aber zum Spezialisten in seinem Fachgebiet ausbilden lässt. Die Karriereaussichten für Avionikingenieure sind sehr gut, bestätigt Unternehmenssprecher Thomas Erich: „Wir wollen in den kommenden Jahren rund 200 akademische Nachwuchskräfte, vorrangig im Ingenieurbereich, einstellen.“
Mal eben einen Rechner verrücken – das geht im Flugzeug nicht
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