Führte fehlendes Signal zum Zugunglück in Brühl?
Der Zug fuhr mit über 120 km/h mehr als dreimal so schnell, wie es die Signalisierung erlaubt hat.
Bahn-Chef Hartmut Mehdorn schloss technische Mängel aus, warnte zugleich aber vor einer vorschnellen Schuldzuweisung an den 28-jährigen Lokführer, der mit schwerem Schock überlebt hat. Er sei gut ausgebildet und auch nicht übermüdet gewesen. Auch wenn sich sein Versagen als unmittelbare Ursache erweisen sollte, stellt sich die Frage, wieso ihm nicht die Technik zu Hilfe gekommen ist.
Eine große Rolle spielt die örtlichen Situation. Die Überleitung auf das Gegengleis lag schon rund 2000 m vor dem Bahnhof Brühl, wo der Zug abermals über eine Weiche gelenkt wurde, die nur mit 40 km/h hätte befahren werden dürfen. Dieser erneute Wechsel, an den der Lokführer offenbar nicht mehr gedacht hat, führte bei dem inzwischen hohen Tempo zur Entgleisung. Die zweite Ablenkung war, wie der Sprecher des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA), Mark Wille, erläutert, durch die signaltechnische Ausrüstung des Bahnhofs bedingt. Weil das durchgehende Gleis 2 nach Norden in der Gegenrichtung über kein Ausfahrsignal verfügt, sondern nur das benachbarte Nebengleis 1, sollte mit dessen Signal das Ende der mit „Zs 1“ vorgeschriebenen Langsamfahrt markiert werden. Bei gerader Durchfahrt hätte der Zug weitere 6 km mit 40 km/h fahren müssen. Unabhängig von der Schuldfrage prüft das EBA, weshalb auf der für Gleiswechselbetrieb eingerichteten Strecke ein Signal für die „gerade“ Durchfahrt fehlt und ob das noch anderswo der Fall ist. Als letzte Frage bleibt, ob zwei so weit von einander entfernte Langsamfahr-Weichen nicht auch im Störungsfall geschwindigkeitsüberwacht sein sollten. rrr
Glücklicherweise unverletzt blieben die Bewohner des Hauses in Brühl, in das der „Schweiz-Express“ Amsterdam – Basel vergangenen Sonntag raste.
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