Druckverlust verliert den Schrecken
VDI nachrichten, Graz, 6. 01. 06, wop – Stimmt der Innendruck im Reifen nicht mehr, wird es bei einigen Modellen den Fahrern schon signalisiert. Für den vorgeschriebenen „bar-Wert“ müssen sie schon selbst sorgen. Das könnte sich ändern, wenn sich die „Automatische Luftdruck-Regelung“ (ALR) durchsetzt. Mit ihrer zentralen Druckluftversorgungseinheit in der Mulde des Reserverades kontrolliert sie jeden Reifen am Wagen und versorgt ihn mit dem richtigen Innendruck.
Gemessen werde der Reifeninnendruck mit einem Kontrollsystem, wie es heute Stand der Technik ist, so Skoff. In Intervallen von 5 s bis 6 s erhält das ALR-Steuergerät die jeweiligen Reifendruckdaten übermittelt, die auch auf einem Display im Armaturenbrett angezeigt werden. Im Versuchsfahrzeug regelt noch der Fahrer den Reifendruck – getrennt für Vorder- und Hinterachse -, im Serieneinsatz geschieht dies alles automatisch. Ebenso soll dann die ALR den Reifeninnendruck an die Fahrgeschwindigkeit und an die Fahrbahnoberfläche anpassen können.
Auch die Koppelung des Reifeninnendrucks an die Beladung des Fahrzeugs bereite keine Schwierigkeiten, so Skoff: „Autos der Premiumklasse – für sie ist der Einbau der ALR zunächst vorgesehen – sind mit Xenonlicht ausgestattet. Hierbei regelt ein Beladungssensor die blendfreie Leuchteneinstellung. Dessen Information kann man abgreifen und auch zur Regelung des Reifendrucks verwenden.“
Reifenschäden durch eindringende spitze Fremdkörper sind künftig kein Sicherheitsrisiko mehr, sagte Ventrex-Ingenieur Axel Bernt: „Heute verliert in solchen Fällen der betroffene Reifen langsam – für den Fahrer kaum merkbar – Luft, wird weich, durch die Walkarbeit heiß und kann schließlich platzen. Die ALR gleicht den Druckverlust aus, warnt aber den Fahrer, dass sie ständig Luft fördert und daher ein Defekt aufgetreten sein muss.“
Bernt rechnet damit, dass Automobilhersteller die ALR schon in zwei Jahren bis zweieinhalb Jahren einbauen werden: „Wir haben bereits mehrere Anfragen.“ Die Akzeptanz der Kunden werde „enorm“ sein, weil sie „keinen Wagenheber mehr in die Hand nehmen müssen, um ein defektes Rad zu wechseln“. Sie können bequem zum nächsten Service fahren.
Die Autofahrer dürften sich den Komfort mit etwa 1100 € erkaufen können. Laut Skoff könnte das System jedoch letztlich „kostenneutral“ sein, wenn man die ALR nutze, um mehrere Systeme im Fahrzeug pneumatisch zu betreiben. In einem „Air-controlled Vehicle“ könnte Druckluft viele der heute mechanisch oder elektrisch arbeitenden Funktionen übernehmen – von der Bremskraftverstärkung über die Anpassung der Sitze an die Körper der Fahrzeuginsassen bis zur Betätigung des Schiebedachs – und damit laut Skoff „Kostensynergien erzeugen“ und die ALR „rechenbar machen“.
In der Vergangenheit wurde schon mehrfach versucht, druckluftgestützte Funktionen in das Fahrzeug zu integrieren, betonte Skoff – etwa zum Öffnen der Heckklappe oder zur Betätigung der Zentralverrieglung. Solche Ansätze seien nur deshalb nicht weiter verfolgt worden, weil es die einzigen Pneumatikanwendungen und diese damit kaum wirtschaftlich darstellbar gewesen wären. Mit der ALR als zentraler Funktion würden solche Lösungen wieder attraktiv werden, meint Skoff, der ebenso mit dem Blick auf die Sicherheit keine Vorbehalte sehe: „Auch die sicherheitskritische Luftfederung wird mit Pneumatik betrieben.“
PETER KUDLICZA/WOP
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