Die Multimedia-Schaltzentrale im Auto
Einwandfreier Empfang und guter Klang sind die ersten Dinge, die ein Nutzer von seinem Autoradio erwartet. Mit Geräten in der Preisklasse von bis 1100 DM lässt sich heute schon das Automobil zum vernetzten Multimedia-Standort hochrüsten – mit dem Autoradio als Steuerzentrale.
Elektronische Bauteile werden immer kleiner, die Qualität immer besser: Wohl selten wird das so deutlich wie bei Autoradios, die im genormten Volumen immer mehr Funktionen unterbringen können. Ob Navigationssystem, CD-Player, Akustik-Einmesscomputer, Equalizer, TV-Empfänger oder DVD-Vorbereitung oder Autotelefon – samt kräftigen Verstärkern findet alles Platz im kleinen genormten Fach des Armaturenbrettes (18,5 x 5 x 17,5 cm).
Bei den fünf Geräten dieses Testfeldes steht der Klang im Vordergrund. Er lässt sich bei den untersuchten CD-Autoradios mit Radio-Daten-System (RDS) auf vielfältige Weise beeinflussen.
Manipulation an Sound und Klang geschieht zum einen mit umfangreichen Einstell- und Justage-Möglichkeiten über ein Menu, in dem sogar die Empfangseigenschaften des Tuners variiert werden können (Blaupunkt San Francisco CD70). Zum anderen laufen diese Prozesse vollautomatisch optimiert ab (Becker Mexico CD 4337).
Das Clarion DX618R und das VDO CD 2251 bieten voreingestellte Equalizer-Kurven, um den Klang der Serien-Lautsprecher zu korrigieren. Blaupunkt schießt hier mit einer automatischen Einmessung den Vogel ab: Ein Mikro-Computer korrigiert individuell mit Rauschsignalen den Klang im Auto.
Alle Geräte sind mit CD-Wechslersteuerung, Dauersenderspeicher und Vorverstärkerausgang ausgestattet. Die Anschlüsse erfolgen einheitlich über ISO-Stecker. Damit ist es sehr einfach, diese Geräte selbst einzubauen – sofern die Autohersteller keine ungenormten Anschlussbelegungen anwenden.
Nur drei Stecker für Antenne, Lautsprecher und Spannungsversorgung – damit ist das Radio angeschlossen. Bei neueren Fahrzeugen gibt es sogar eine automatische und geschwindigkeitsabhängige Lautstärkeregelung (bei Becker, Blaupunkt, VDO).
Bis auf das VDO-Gerät sind alle mit Drehreglern zum Einstellen der Lautstärke ausgestattet. Nur Grundig verzichtet beim SCD 3490 RDS, dem preisgünstigsten und deshalb sparsam ausgestatteten Gerät auf Extras. Dafür ist es in einer Disziplin ungeschlagen: So einfach wie das SCD 3490 RDS ist kein anderes der Testgeräte zu bedienen.
Das Autoradio löst sich auf, die Möglichkeiten werden größer, das Auto vernetzt. Beim Clarion-Gerät wird es deutlich: Immer noch in der Form eines traditionellen Autoradios in DIN-Abmessungen ist es mit umfangreicher Steuerelektronik für Geräte außerhalb des DIN-Faches ausgestattet. Zwar wird dadurch die Bedienung komplizierter – doch werden schon bald weiter entwickelte Geräte den Anforderungen nach Verkehrssicherheit entsprechen.
Bei Becker ist das schon heute der Fall – auch wenn hier ein ganz anderer Ansatz verfolgt wird. Sogar das einfache Grundig steuert einen externen CD-Wechsler und eine separate Endstufe für besseren Klang, lässt die Automatik-Antenne beim Einschalten ausfahren und sich bei Anrufen vom Telefon stumm schalten.
Die Folge des Trends – Autoradios in der Erstausstattung sind immer öfter nicht mehr austauschbar. Was bei Autoradios im DIN-Format als Segen der Technik daherkommt, führt derzeit in der Erstausrüstung zu individuellen Einzellösungen der Autohersteller: Sie geben das DIN-Format auf und integrieren die Radiofunktionen ins Armaturenbrett.
Waren es bislang ungenormte Steckeranschlüsse (trotz genormter IECC-Stecker), die den Austausch des werkseitig eingebauten Radios erschwerten, wird das bei aktuellen Fahrzeuggenerationen aus Design-Gründen unmöglich. In viele Fahrzeuge passen keine DIN-Autoradios mehr.
Ein Vorteil für die Käufer liegt auf der Hand: Das Autoradio ist vor Dieben sicher. Das war“s dann aber auch. Die Nachteile überwiegen. Außer hohen Preisen im Vergleich zu Nachrüstgeräten, bei denen Basis-Qualität und -Ausstattung zu einem Bruchteil des Preises von Seriengeräten zu bekommen sind, ist bei neuen technischen Entwicklungen (CD mit MP3, Digitales Radio) eine Modernisierung kaum möglich. REINHARD FRANK
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