Antriebstechnik 04.01.2008, 19:32 Uhr

„Der globale Trend geht zum Elektroantrieb“  

VDI nachrichten, Düsseldorf, 4. 1. 08, ps – Die Li-Tec Battery GmbH & Co.KG aus dem sächsischen Kamenz entwickelt Lithium-Ionen-Batterien für Autos und Boote. Herzstück ist eine Keramikmembran, die bisherige Sicherheitsmankos beheben könnte. Das Unternehmen gilt in der deutschen Autoindustrie als Hoffnungsträger, um Terrain bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen zurückzugewinnen. Li-Tec Chef Andreas Gutsch erklärt, warum es sich lohnt, gegen die vermeintlich übermächtige Konkurrenz aus Fernost anzutreten.

VDI nachrichten: Was ist das Geheimnis hinter Ihrer Technologie

Gutsch: Unsere Seperator-Membranen zwischen Anode und Kathode ertragen deutlich höhere Temperaturen als bisherige Lösungen. Möglich macht das eine Keramikbeschichtung.

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Bei Wettbewerbern sind Polyolefin-Separatoren Standard. Dieser Kunststoff schmilzt ab 120 °C, was zum Kurzschluss führt. Im Normalbetrieb mit Kühlsystem wird es zwar nie so heiß, doch externe Kurzschlüsse oder starke Überladung können durchaus zu solcher Hitze führen. In vorgeschriebenen Störfalltests wird das überprüft. Und da ist unser Keramikseparator überlegen.

VDI nachrichten: Wie kamen Sie auf die Idee?

Gutsch: Sie entstand in einer Zeit, als ich noch Leiter der Creavis Technologies & Innovations war, der Forschungseinheit von Evonik. Wir hatten eine Keramikmembran entwickelt, die für die Trinkwasseraufbereitung gedacht war. Sie war gut – aber teuer. Das Projekt stand kurz vor dem Aus. Erst ein Besucher auf der Hannover Messe wies uns darauf hin, dass die Membran sicher ein interessanter Separator sei.

VDI nachrichten: Wie haben Sie und die Membran unter das Dach der Li-Tec gefunden?

Gutsch: Kurz vor Weihnachten 2005 rief mich Frank Maiworm, Chef des sauerländischen DVD- und CD-Herstellers SK Compact Disc GmbH, an. Er wolle mich schnell kennenlernen, um zusammen etwas auf die Beine zu stellen. Wir haben uns am nächsten Morgen um sechs getroffen. Er berichtete, dass er prüfe, die insolvente Ionity AG zu kaufen, um dort große Lithium-Ionen-Batterien zu fertigen. Das Unternehmen entwickelte damals bereits solche Batterien. Zwei Tage später haben wir uns die Fabrik in Kamenz angeschaut.

VDI nachrichten: Warum die Eile?

Gutsch: Es gab einen anderen Bieter und es waren nur noch acht Tage inklusive Weihnachten bis zum Annahmeschluss für Gebote.

VDI nachrichten: Woher kam ihr Vertrauen in Herrn Maiworm?

Gutsch: Als einer der letzten DVD-Hersteller Europas verfügt er über bestes Automatisierungs-Know-how. Wir als Evonik Degussa konnten das nötige chemische Know-how beisteuern.

VDI nachrichten: Und wie haben Sie Ihrem Vorstand erklärt, dass Sie mal eben eine Fabrik kaufen?

Gutsch: Ich hatte engen Kontakt zum Vorstand für Technologie & Innovation. Ich berichtete von der Sache und bat um Vertrauen. Es wurde mir gewährt. Wir haben die Fabrik dann tatsächlich bekommen. Anfang 2006 wurden dort die Li-Tec Battery GmbH & Co KG, die Batteriezellen gefertigt, und die Evonik Litarion GmbH, die den chemischen Part abdeckt, gegründet.

VDI nachrichten: Warum haben Sie den Chefsessel bei Creavis gegen die Leitung eines Start-ups eingetauscht?

Gutsch: Ich sehe enormes Potenzial für unsere Technologie. Wir stehen heute da, wo die Solarbranche vor zwölf Jahren stand. Als sich die Chance bot, habe ich die Stelle gewechselt, trotz der Unterschiede: Bei Creavis hatte ich 200 Mitarbeiter und 80 Mio. € Cashflow. In Kamenz gab es acht Mitarbeiter, null Cashflow und kein Finanzierungskonzept (lacht). Aber es geht voran. Heute sind wir schon 35 Leute und die Finanzierung über Banken ist in trockenen Tüchern.

VDI nachrichten: Inzwischen hat sich die halbe deutsche Industrie auf Sie gestürzt – darunter etwa VW, Bosch und andere Konzerne im Verband der Automobilindustrie (VDA). Das ist einerseits erfreulich für Sie, andererseits könnte deren Erwartung auch eine Bürde sein…

Gutsch: …absolut. Der Druck ist enorm. Wir sind hierzulande der einzige Hersteller großer Li-Ionen-Batterien, die im Verkehr einsetzbar sind. Und da sich der Elektroantrieb weltweit durchsetzen wird – ob vollelektrisch oder als Hybrid – hat die deutsche Autoindustrie natürlich Interesse an einem Hersteller im Inland. Sie geriete sonst in Abhängigkeit von asiatischem Know-how. Wir müssen in Deutschland Kompetenz bei einem so elementar wichtigen Bauteil wie der Batterie aufbauen.

VDI nachrichten: Was heißt das alles für Li-Tec?

Gutsch: Unsere deutschen Kunden treiben die Qualifizierung unserer Batterien mit Hochdruck voran und verlangen uns alles ab. Wir arbeiten quasi Tag und Nacht.

VDI nachrichten: Wieso haben Sie dann erst 35 Beschäftigte?

Gutsch: Die Qualifizierungszyklen in der Autoindustrie sind lang, und noch tragen wir die Kosten größtenteils allein. Bis wir Geld mit Autobatterien verdienen, vergehen – wenn alles glatt läuft – noch mindestens drei Jahre. Bis dahin generieren wir Cashflow in anderen Märkten.

VDI nachrichten: In welchen Märkten?

Gutsch: Wir liefern u.a. Batterien für Elektroboote und Niederflurförderfahrzeuge. Für uns heißt das alles: Doppelter Aufwand. Wir managen das Geschäft in diesen Märkten und die Entwicklung für die Autoindustrie. Um den Druck zu mindern, haben wir im VDA angeregt, dass eine Allianz der OEM uns mit der Entwicklung beauftragt. Denn für sie ist es ja durchaus relevant, ob wir es schaffen oder nicht. Und als Mittelständler können wir nicht Millionen in die Entwicklung investieren.

VDI nachrichten: Hat ein deutsches Start-up überhaupt Chancen gegen die Wettbewerber aus Fernost? Toyota hatte ja schon für 2009 einen Hybrid mit Li-Ionen-Zelle angekündigt.

Gutsch: Natürlich ist Toyota sehr weit vorn. Sie fahren seit Längerem Tests mit Li-Ionen-Batterien, sonst hätten sie diese Ankündigung nie gemacht. Aber nach den ganzen Rückrufen von Handy- und Laptop-Akkus müssen sie die Sicherheitstechnik neu beleuchten. Da liegt ihr Problem…

VDI nachrichten: …das sich mit Ihrem Keramikmembran-Separator lösen lässt. Warum dauert es so lange, bis ihre Batterien in Serie gehen können?

Gutsch: Wir liefern ja nur die Zellen, andere machen das Batteriemanagement, das Packaging oder die Simulationen und Fahrtests und die Anpassung an konkrete Modelle. Überall können Probleme auftreten, die wir heute nicht sehen. Das alles braucht Zeit, eher fünf als drei Jahre.

VDI nachrichten: Warum tun Sie sich das alles überhaupt an? Hätten Sie den Separator nicht einfach an einen japanischen Hersteller verkaufen können?

Gutsch: Wir haben vor vier Jahren alle großen Batteriehersteller kontaktiert und unseren Separator als Lösung ihrer Probleme angeboten. Einhellige Antwort: Es gibt keine Probleme. Die Sicherheitsfrage war damals nicht akut. Sie haben ihn dennoch geprüft und waren sehr angetan. Doch als es an die Frage ging, ob er mit den jeweils vorhandenen Maschinen produziert werden kann, war überall Schluss.

VDI nachrichten: Es braucht Spezialmaschinen?

Gutsch: Evonik beschichtet ein Vlies mit Keramikdispersion. Dieses Vlies ist ein Hauch von einem Nichts, da können Sie nicht dran zerren und rütteln. Und da kommt das Automatisierungs-Know-how von SK ins Spiel. Wenn die Dispersion später gesintert ist, ist die Keramik selbsttragend. Aber im Prozess sind Automaten mit Fingerspitzengefühl gefragt.

VDI nachrichten: Und die wollten die Japaner nicht anschaffen?

Gutsch: Genau. Als Konzern hatten wir aber auch nicht sofort den Mut, ein Batteriewerk aufzubauen. Dafür ist ein zupackender und entschlossener Mittelständler wie Frank Maiworm der richtige Partner.

VDI nachrichten: Welche Investitionen stehen zukünftig an?

Gutsch: Wir bauen gerade für etliche Millionen eine komplett neue Fertigungslinie auf. Von Ionity können wir nur Gebäude und Trockenräume verwenden.

VDI nachrichten: Die Investitionen werden sicher noch größer, wenn Li-Tec Autozulieferer wird. Da stellt sich die Frage nach dem Kapital. Sind Sie offen für Risikokapital? Schielen Sie auf die Börse?

Gutsch: Wir wollen eine nachhaltig stabile Firma aufbauen. Wir haben zur richtigen Zeit am richtigen Ort ein strategisch relevantes Produkt. Sie können sich vorstellen, dass das Interesse weckt. Mehr wäre hier zuviel gesagt.

VDI nachrichten: Gibt es etwas, dass sie sich von staatlicher Seite wünschen?

Gutsch: Angesichts des globalen Trends zum Elektroantrieb sollten wir sehr schnell Marktanreize schaffen, um die Eintrittsbarriere zu senken. Das hat uns bei Wind und Solar auch an die Weltspitze gebracht. P. TRECHOW

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Trechow

    Peter Trechow ist Journalist für Umwelt- und Technikthemen. Er schreibt für überregionale Medien unter anderem über neue Entwicklungen in Forschung und Lehre und Unternehmen in der Technikbranche.

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