Automobilbau 30.03.2001, 17:29 Uhr

Clever und Smart – Cityflitzer auf Erfolgskurs

Nach Elchtest, Absatzproblemen und Streiks bricht der Smart nun zu neuen Ufern auf. In der lothringischen Fabrik freuen sich Ingenieure über den Zuwachs in der Smart-Familie, tüfteln an Roadster und futuristischen Fun-Objekten und genießen die multikulturelle Aufbruchstimmung.

Wenn Rolf Palzer nach Hause fährt, erwarten ihn vor dem Garagentor schon seine beiden zwei und vier Jahre alten Kinder. Dann öffnet er die Türen und sie dürfen in den vanillefarbenen Smart einsteigen und die letzten zwei Meter mit in die Garage rollen. „Wir haben zu Hause schon Diskussionen darüber, wer den Kleinen fahren darf“, grinst der 38-jährige Wirtschaftsingenieur.

Palzer ist im lothringischen Hambach im Smartwerk „Smartville“ für die Auftragssteuerung innerhalb der Logistik zuständig. Dabei plant er nicht nur für den eigentlichen Smart-Hersteller Micro Compact Car (MCC), der seinen Hauptsitz im deutschen Renningen hat, sondern auch für dessen Zulieferer. Denn die französischen Fabrik beheimatet neben MCC die zwölf sogenannten Systempartner, die Komponenten von den Türen bis zur Klimaanlage anliefern.

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Hambach erntete zahlreiche Vorschusslorbeeren für seinen innovativen Produktionsansatz, bei dem alles um eine Struktur herum angeordnet ist, die einem Pluszeichen ähnelt. „So vermeiden wir Transporte innerhalb der Fabrik und haben durch die vielen direkten Anlieferungsmöglichkeiten kurze Wege“, erklärt Palzer.

Das Werk war noch eine Baustelle, als er selbst 1996 in einem Container anfing. Im Vergleich mit seinen Erfahrungen an den ersten Stationen seiner Karriere, in Ingolstadt und Renningen, gefällt ihm hier vor allem die Atmosphäre. „Die ist viel lockerer, immer noch ein bisschen wie in einem Start-up. Nur, dass es hier viel größer ist.“

So locker ging es nicht immer zu. Als die „Fabrik der Zukunft“ im Oktober 1997 von Helmut Kohl und François Mitterand eröffnet wurde, galt sie als Vorzeigeobjekt. Die Kreuzform, in deren Mitte – dem Marktplatz – tägliche Treffen stattfinden, sorgte für Aufsehen. Die schneeweiße Fabrik ist von Kornblumenwiesen und einem Biotop umgeben, Oberlichter in der 40 Meter hohen Halle sorgen für natürliches Licht. Die satten Subventionen der EU schienen gut angelegt.

Der Stadtflitzer selbst sollte die Idee der Mobilität präsentieren. Deshalb vereinbarte Smart mit Städten und der Bahn spezielle Parkplätze für das 2,50 Meter kurze Auto. Mit rund 4 l Verbrauch des Turbo-Suprex-Motors als Benziner und 3 l für den Diesel lag der Smart im Trend. Da störte auch nicht seine Beschränkung auf 135 km/h. Selbstbewusst wurde er in teuren Glastürmen als Highlight ausgestellt.
Nur: Der Smart war vor seiner Zeit da. Und er fuhr von einer Panne in die andere. Erst stritt sich Mercedes mit dem Schweizer Mitinhaber und Erfinder Nicolas Hayek, bis der sich schmollend auf seine Swatch-Uhren zurückzog. Dann kippte auch der Kleine beim Elchtest um der Start wurde auf 1998 verschoben. Und ausgerechnet als der neue Chef Andreas Renschler 1999 auf Sizilien das Dieselmodell vorstellte, legten 70 Mitarbeiter eines Zulieferers mit ihrem Streik die ganze Fabrik lahm.

Die Anfälligkeit der integrierten Produktion war offensichtlich. Smartville galt als eine Geschichte von Pech und Pannen und machte 100 Mio. DM Verlust. Da griff Daimler-Chef Jürgen Schrempp in den Vertrieb ein.
Seither geht es bergauf. Vergangenes Jahr fanden über 100 000 Stück des Stadtflitzers Käufer häufig online. Unter den Fans befanden sich neben der römischen Polizei, parkplatzgestressten Parisern und werbefreudigen Pizzadiensten auch Michael Jackson. Der Smart wurde hip. Die Autozeitung kürte ihn zum „Cityauto 2000“, seine Macher atmeten auf und vergrößerten die Familie um Cabrio und Roadster. Letzterer soll 2003 kommen.
„Er wird bei der Konkurrenz noch für heiße Köpfe sorgen“, glaubt Palzer beim Gang durch die Fabrik. Dort ist es auffällig leise. Ein Gespräch in normalem Ton ist kein Problem, denn die Karosseriepresse steht nebenan beim Systempartner Magna. Besucher schauen Arbeitern zu, wie sie Chassis und Fahrwerk bei der betriebsinternen Hochzeit vereinigen. Alle 20 m stehen Grünpflanzen. Per gelber Leine können die Monteure Hilfe holen, per roter Leine das Band anhalten. Der Fabrikchef überwacht alles an seinem PC.

Wer, wie Rachel Weiland, neu im Unternehmen ist und sich eines der Modelle zwischen 16 500 DM und 23 800 DM nicht leisten kann, dem stehen andere Möglichkeiten offen. Die 27-jährige Französin mit Ingenieurdiplom hat sich schon entschieden: „Ich will einen Smart mieten.“ Schließlich sieht sie auf dem Weg in ihr offenes Büro drei Stockwerke über der Halle jeden Tag eine Menge der kleinen Flitzer, deren Produktionszahlen sie plant.
Unter ihr ziehen täglich 538 Smarts vorbei 110 000 Stadtflitzer sollen in diesem Jahr in den zwei Schichten von montags bis freitags fertig werden. Die Taktzahl ist daher ein bisschen schneller geworden. Von der Decke hängen Tafeln mit digitalen Ziffern. Sie zeigen die Zahl der Smarts in den Pufferzonen zwischen den vier Bereichen des Kreuzes an.

Auffällig sind die neuen Farben. Numeric blue oder lemon fallen sofort ins Auge. Palzer hingegen bevorzugt Grautöne: „Die sind so edel.“ Insgesamt gibt es mit den drei Innenausstattungstypen, der Einrichtung als Einzelsitzer – z.B. als Transportauto bei der französischen Post -, Cabrio und Diesel sechzehn verschiedene Varianten. Ab September kommt auch ein Smart für die Rechtslenker in Großbritannien und Japan hinzu. Ob die gerade erst auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellte futuristische Funstudie „Crossblade“ gebaut wird, ist allerdings noch unsicher.

In der hohen, hellen Halle hat Philippe Cuenot ein Auge auf die Arbeiter. Der 30-jährige Elektroingenieur ist verantwortlich für Arbeitsmethodik und Ergonomie an den 255 Montagestationen. „Anfangs musste ein Arbeiter noch 20 km pro Schicht laufen, das ist viel besser geworden“, freut er sich. Überhaupt, meint der Franzose, sei der Produktionsort Smartville mittlerweile ein Maß der Dinge nicht nur innerhalb von DaimlerChrysler. „Wir können gar nicht so viele Besucher empfangen, wie gerne kommen möchten“, lächelt Cuenot. Vor der Werkstür stehen Züge, die die kleinen Stadtflitzer zu ihren neuen Besitzern bringen. Daneben reihen sich die Autos der Mitarbeiter auf. Auch Palzers Smart steht dort. Für Mitarbeiter wie ihn bekommt die Smart-Familie interessanten Zuwachs: Ab 2004 wird in den Niederlanden der viersitzige Smart gebaut. Palzer wartet schon darauf, ihn über die werkseigene Teststrecke zu jagen. CORDELIA CHATON

Fabrik der Zukunft: Smartville

Der Produktionsort des Smart bei Hambach in Lothringen wurde bereits vier Jahre vor der Werkeröffnung 1997 geplant. Im Mittelpunkt stand die Form. Der Baukörper sollte durchlässig sein für Materialanlieferungen, erweiterbar und flexibel. Lösungen mit Spaghetti-, U- oder L-Form wurden zugunsten einer Kreuzform verworfen. Dementsprechend wurde das Montageband in vier große Bereiche aufgeteilt: Arbeiten unter dem Fahrzeug, im Fahrzeug, Verkleidungen und Arbeiten außerhalb des Fahrzeugs. Die Zulieferer werden Systempartner genannt. Sie sind rechtlich selbständig, aber innerhalb der Produktion nicht von anderen zu unterscheiden. Dazu gehören sechs Lieferanten großer Teile: Magna International (Tridion-Karosserie), Dynamit Nobel (Kunststoffpaneele), Eisenmann Surtéma (Karosserielack), VDO (Cockpit), Krupp-Hoesch-Automotive (Motor- und Getriebemontage), Cubic Europe (Farbe) und Magna Uniport (Kunststoff-Außenlemente). Bosch (Optik) wurde mittlerweile bei MCC integriert. MCC selbst ist der größte Arbeitgeber in Smartville. cc

Ein Beitrag von:

  • Cordelia Chaton

    Cordelia Chaton hat einen Master in Business Administration und war Redakteurin für Wirtschaft und Politik u.a. beim Handelsblatt und der Wirtschaftswoche. Sie schreibt vor allem über Management- und Karrierethemen.

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