Automobilbau 18.10.2002, 18:22 Uhr

Automobilindustrie sucht Mittelweg zwischen Wettbewerb und Kooperation

Immer größer wird die Abhängigkeit zwischen Automobilherstellen und Lieferanten. Das erfordert neue Formen im Umgang miteinander – die Firmen müssen sich öffnen. Lösungswege erwarten Manager von der „European Engineering User Conference“ am 29. und 30. Oktober in Brüssel.

Kaum eine der globalen Mega-Branchen steckt in derart tief greifenden Umwälzungen wie die Autohersteller und ihre Zulieferer. Während sich die Automobilkonzerne (OEM) mehr und mehr zu reinen Marken-Managern wandeln, wandern Wertschöpfung und Innovation im Automobilbau immer stärker an die Zulieferindustrie ab. Nur wenige Kernkompetenzen bleiben übrig. „Ihren Bedeutungsverlust kompensieren die Automobilhersteller durch Schärfung von Markenimage und Branding“, beobachtet Rüdiger Wendt, Mercedes-Manager und Professor an der TU Wien.
Der Zulieferbranche beschert das massive Outsourcing von Entwicklungs- und Fertigungsleistungen durch die OEM von 2001 bis 2010 einen Wachstumsschub von 40 %, erwartet man am Center of Automotive Research (CAR) der FH Gelsenkirchen. Doch der Boom sei „kein Grund zum Jubeln“, warnt Wendt. Nur rund die Hälfte der Zulieferer werde den harten Ausleseprozess und die heftige Konsolidierung in der Branche überstehen. Alarmierede Zahlen liefert dazu die am 10. Oktober vorgestellte Studie „Chancen in der Automobilindustrie“ von Clerant Consulting, München, und TNS Emnid, Bielefeld. Demnach akzeptierten bereits heute 20 % der Zulieferer unprofitable Aufträge, um für Folgeprojekte im Gespräch zu bleiben.
Die massiven Veränderungen, die der Branche ins Haus steht, werten Branchenexperten wie Wendt als den „Beginn der dritten Revolution in der Automobilindustrie“. Vor allem Unternehmen der zweiten und dritten Lieferebene sind auf die neuen Anforderungen kaum vorbereitet, die in Bereichen wie Entwicklung, Fertigung, aber auch in Marketing und Strategie auf sie zukommt. So müssen sich die Unternehmen künftig mehr denn je auf Kooperationen in strategischen Wertschöpfungsnetzwerken einstellen. Die Innovationskraft dieser Netzwerke wird für die OEM und ihre Systemlieferanten entscheidend.
In diesen Netzwerken finden sich die Unternehmen künftig sowohl als Wettbewerber wie auch als Partner wieder. Das ungewohnte Spannungsfeld „Partnerschaft trotz Wettbewerb“ erfordere eine veränderte Qualität im Management, betont Wendt. Die Zukunft bringe nicht nur neue Formen der Zusammenarbeit, sondern erfordere auch neue Formen der Partnerschaft. Mehr denn je sei eine Vertrauenskultur unter den Partnern nötig.
Wo genau es hakt, zeigt die Studie von Clerant Consulting und TNS Emnid. „In der Automobilindustrie werden die Chancen, Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Zulieferern und Herstellern zu lösen, immer noch nicht konsequent genutzt“, so ein Ergebnis. Trotz einer einheitlichen Beurteilung der Hauptprobleme, wie Kosten- und Zeitdruck oder der starken Belastung durch hohe Entwicklungs- und Anlaufkosten, gibt es zwischen den beiden Gruppen unterschiedliche Einschätzungen der Zusammenarbeit. Fast alle Hersteller gaben an, ihre Lieferanten technisch und organisatorisch zu unterstützen, doch konnte das nur etwa ein Drittel der Lieferanten bestätigen.
Hans-Jörg Bullinger, neuer Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft seit 1. Oktober, weiß, dass der Weg zu einer produktiveren Zusammenarbeit schwierig ist – zwischen enger Kooperation auf der einen Seite und den unterschiedlich ausgeprägten Vorbehalten im vielschichtigen Umgang miteinander auf der anderen. Dennoch fordert er: „Unternehmen müssen ihre Prozesse grundlegend ändern.“ Nach Ansicht von Rüdiger Wendt lasse sich die anstehende Neuordnung nur gemeinsam erarbeiten. Dazu bedürfe es mutiger Vordenker, die das neue Miteinander gestalten und gemeinsam mit den Beteiligten Regeln für die neue Form der Zusammenarbeit entwickeln.
Vor dem Hintergrund der gemeinsamen Ziele soll das Bewusstsein von gegenseitiger Fairness geschärft werden. Der Aufbau eines „Network of Automotive Excellence“ soll hierzu die Voraussetung schaffen, erklärt Herbert Köpplinger, Präsident des ewf-europe in München. Startschuss hierzu ist der Kongress „European Engineering User Conference“ e.e.u.c. 2002 vom 29. bis 30. Oktober in Brüssel. B. ROSE/CIU

 

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Ein Beitrag von:

  • Bernd Rose

  • Martin Ciupek

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Maschinen- und Anlagenbau, Produktion, Automation, Antriebstechnik, Landtechnik

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