Automobile im Umwelt-Check
Die Umwelt-Besten der letzten Jahre, VW Lupo 3L TDI und Audi A2 1.2 TDI, belegen wieder Platz 1 und 2.
Zwei Auto-Umweltlisten machen diese Woche von sich reden: die von VCD und Öko-Trend. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) erstellte von mehr als 300 Autos einen Umwelt-Check und präsentierte diesen am 20. August in Berlin. Kurz vorher veröffentlichte Öko-Trend – Institut für Umweltforschung und -beratung in Wuppertal – sein Auto-Umwelt-Ranking, in dem über 1000 Automodelle in zwölf Fahrzeugkategorien untersucht und bewertet worden sind. Überraschendes bietet die VCD-Liste: unter seinen Top Ten ist kein noch so sparsamer Diesel-Pkw aufgeführt und an der Spitze wurde der VW Lupo 1.4 FSI platziert, ein Benziner mit Direkteinspritzung. Anders bei Öko-Trend, dort sind auf Platz 1 und 2 zwei Diesel zu finden, der VW Lupo 3L TDI und der Audi A2 1.2 TDI, die derzeitig sparsamsten Pkw, die auch beim VCD in den Jahren 1999 bis 2001 die Spitzenplätze bei den Top Ten einnahmen.
Warum keine Diesel-Pkw in der Top-Ten-Liste des VCD zu finden sind, dürfte sich durch das Selbstverständnis des mit etwa 70 000 Mitglieder kleinen Verkehrsclubs erklären. Er will „politischen Druck ausüben und ist für alle umweltbewussten Verkehrsteilnehmer, egal ob Fußgänger, Fahrradfahrer, Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel oder Autofahrer da“, heißt es bei ihm. Nach dem Motto: ein Dieselauto ohne Partikelfilter ist kein gutes Auto, waren Lupo 3L TDI und A2 1.2 TDI trotz ihrer Bestwerte in Verbrauch (3,0?l/100?km), CO2-Ausstoß (81?g/km) und Erfüllung der Abgasnorm EU4 bzw. D4 für den VCD nicht die erste Wahl.
Gerd Lottsiepen, Verkehrsreferent beim VCD, macht denn auch ein „über Jahre durchgehaltenes Verweigerungskartell der deutschen Autoindustrie“ beim Einsatz der Partikelfilter aus. Darauf, dass einige Diesel-Pkw längst die erst 2005 geltende Abgasnorm EU4 erfüllen, die protegierten Diesel mit Partikelfilter aber nur die EU3, wie die von Peugeot und Citroën, wird jedoch nicht eingegangen. Wohl aber auf den neusten Ford Focus C-MAX 1.6 TDCI, selbstverständlich mit Partikelfilter, der im Oktober zur Auslieferung kommen soll.
Der Ford wurde bei den „innovativen Familienautos“ vom VCD auf Platz 2 gesetzt, nur übertroffen vom Opel Astra 1.6 Caravan mit Erdgasantrieb. „Beide gewinnen mit Abstand und setzen Maßstäbe“, heißt es bei Lottsiepen. Das Auto-Umwelt-Ranking von Öko-Trend kommt jedoch zu anderen Ergebnissen. Vielleicht liegt es daran, weil damit keine politischen Zielsetzungen verfolgt werden.
Das Auto-Umwelt-Ranking von Öko-Trend, das Institut entstand 1997 als Spin Off aus der Bergischen Universität Wuppertal und firmiert als GbR, verfolgt laut Geschäftsführer Thomas Wiesand einen anderen Bewertungsansatz als der VCD. „Beispielsweise nehmen wir im Gegensatz zum VCD die Bewertung des Herstellers in die Gesamtbewertung des Fahrzeugs vollständig auf, da wir dies für ein wichtiges Kriterium im Gesamtergebnis halten. Auch werden im Bewertungsverfahren?Höchstgeschwindigkeitswerte über 120 km/h nicht mit Punktabzügen bewertet, da dies von unserer Zielgruppe als praxisfern betrachtet wird“, sagte Wiesand den VDI nachrichten.
In zwölf Fahrzeugkategorien werden im Ranking der Wuppertaler jeweils fünf unter ökologischen Gesichtspunkten führende Modelle herausgefiltert. Das Bewertungsverfahren sei umfassend, objektiv, nachvollziehbar gestaltet und in vielen Kriterien an die allgemeinen Verkehrs-Umwelthandlungsziele des Umweltbundesamtes angelehnt. Die für Öko-Trend derzeit am Auto-Umwelt-Ranking arbeitenden elf Wissenschaftler und Ingenieure aus unterschiedlichen Fachbereichen, untersuchten über 1000 Fahrzeugmodelle und berücksichtigten mehr als 25 000 Einzeldaten zu Verbrauch und Schadstoffwerten, Logistik, Produktion, Recycling und Umweltmanagement der Hersteller. Nur auf diese Weise sei es möglich, für Unternehmen mit Pkw-Fuhrpark die typischen Dienstwagenstufen ökologisch auszurichten, so Wiesand.
Flottenbetreiber wie Endverbraucher hätten seit 1997 vielfach in Rückmeldung den Bewertungsansatz von Öko-Trend „als praxisnah und aufschlussreich“ angesehen. „Für viele Flottenbetreiber kommt einzig das Öko-Trend-Ranking als Informationsquelle über die Umweltverträglichkeit von Pkw in Frage“, erklärte Wiesand. Umgekehrt würde es sicherlich auch Gruppen geben, die den abweichenden Bewertungsansatz des VCD für ihre individuelle Verwendung als sinnvoller erachten.
„Wir sehen in der Publikation des VCD nur sehr bedingt eine Konkurrenz, eher eine Ergänzung, weil das Auto-Umwelt-Ranking einen anderen Bewertungsansatz als die VCD Auto-Umwelt-Liste verfolgt“, so Wiesand. Für ihn ist die Auto-Umwelt-Liste des VCD auch weiterhin ein wichtiger Beitrag im Themenfeld Auto und Umwelt.
Umgekehrt hält der VCD nicht viel vom Auto-Umwelt-Ranking des Öko-Trend-Instituts, wie sein Pressesprecher Daniel Kluge den VDI nachrichten erklärte. „Nicht einfach, weil es Konkurrenz für uns sein könnte, sondern weil wir im Bewertungsverfahren erhebliche inhaltliche/wissenschaftliche Mängel sehen und dieses Institut sehr wenig transparent auftritt.“
Für Wiesand sind die negativen Äußerungen des VCD über Öko-Trend bedauerlich und falsch, auch würden sie nicht richtig, wenn sie jahrelang vom VCD wiederholt werden. Er hob die wirtschaftliche Unabhängigkeit seines Instituts hervor, das sich aus dem Vertrieb detaillierter Ergebnisse des Auto-Umwelt-Rankings an umweltbewusste große und mittlere Flottenbetreiber sowie Freiberufler finanziert und darauf basierende Beratungsleistungen anbietet. Seit 1997 wurden mehr als 500 Studien erstellt und vertrieben. Besonders Wert legt Wiesand darauf, dass Öko-Trend von der Automobilindustrie keine Zahlungen bzw. Unterstützung erhält oder erhalten hat. WOP
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