Umwelt 12.12.2003, 18:27 Uhr

Sturm auf Bestellung

Innerhalb der nächsten fünf Jahre können Meteorologen das Wetter beeinflussen, prophezeien Forscher der US-Air Force in einer Studie, 2025 können sie es lokal sogar selber machen.

Der Sprühregen, der am 6. September diesen Jahres über Moskau niederging, war kein normales Nieseln, wie es ab und zu die schmuddelige Stadtluft lockert. Die Regenmacher saßen in der russischen Regierung, im Ministerium für Katastrophenfälle. Über ihren Köpfen, auf dem Ministeriumsdach befestigt, war der Ionisator, der den Regen gebracht hatte.
Der Schauer sollte den Smog lichten, der über der Stadt hing, hieß es später. Moskau hatte die größte Trockenheit seit 100 Jahren hinter sich. Mehr als 500 ha Wald und Acker brannten, den Einwohnern nahm die dickste Luft seit drei Jahrzehnten den Atem. Doch das Sprühen brachte nur wenig Erleichterung: Trotz des Nieselregens überstieg die Kohlenmonoxidbelastung in Moskau den Grenzwert weiter um mehr als das Doppelte. „Wir hätten kräftige Schauer gebraucht, um die Waldbrände im Umland zu löschen“, urteilten russische Meteorologen.
Seit Jahrhunderten träumen Menschen davon, es nach Belieben regnen, stürmen oder schneien lassen zu können, bisher mit mäßigem Erfolg. Doch es tut sich was in den Wetterlabors auf der ganzen Welt. Schon 2005 werden Meteorologen laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der US-Air Force die Hauptvariablen der Wetterentstehung identifiziert haben, die das lokale Wetter berechenbar und beherrschbar machen. Bis 2025, so sagen die US-Forscher vorher, wird man in verschiedenen Teilen der Welt dann in der Lage sein, lokale Wettermuster nach Wunsch zu gestalten – indem man die Faktoren verstärkt oder unterdrückt, die für Niederschläge, Stürme, Nebel und Weltraumwetter verantwortlich sind.
In 66 Projekten üben US-Forscher schon jetzt das Regenmachen, allerdings mit mageren Ergebnissen, wie der Nationale Forschungsrat jetzt kritisierte. Millionen von Dollar würden verpulvert, heißt es in dem Bericht. Bisher haben die Forscher meist mit Silberjodid gearbeitet, einem Salz, dessen Kristallstruktur der von Eis ähnelt, und das Forscher schon seit 1946 zum Regenmachen benutzen. Fein ausgesprüht, eignet sich das Salz als Kondensationskeim für Regentropfen. Bringt man das Silberjodid allerdings in falscher Höhe aus, versagt die Methode.
Moderne Regenmacher arbeiten daher mit Natrium, Magnesium und Kaliumchlorid. Die Salze dienen nicht nur als Kristallisationskerne, sondern ziehen Feuchtigkeit an. Auf dem mexikanischen Hochplateau in Coahuila haben Forscher diese Variante der Wolken-Impfung getestet: Fackeln an den Tragflächen der Regenflieger, die aus Magnesium, Wasser absorbierenden Salzen und Bindemitteln bestehen und nach ihrer Zündung kleine Salzpartikel mit nur 0,5 µm Durchmesser ausstoßen. Ergebnis: Um 30 % bis 40 % erhöht sich die Regenmenge einer Wolke.
Deutsche Regenmacher setzen auf Laser. Das Lasersystem Teramobile, das für die Freie Universität Berlin kürzlich patentiert wurde, ist ein Multitalent: Ein Lichtimpuls, für einen Sekundenbruchteil in den Himmel geschickt, verrät Forschern die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre. Durch eine Spektralanalyse des Streulichts lassen sich die Smog- und Ozonbildung untersuchen und Spuren von Industrieabgasen selbst in vielen Kilometern Höhe nachweisen. „Langfristig ist eine Steuerung meteorologischer Prozesse denkbar“, sagt Ludger Wöste, Professor für Experimentalphysik. In feuchter Luft kann ein kurzer Lichtimpuls Kondensation bewirken. So ließe sich etwa Regen bilden.
Weltweit setzen mehr als 40 Länder auf die Kunst der Wettermanipulation. Erforscht wird jegliche Kapriole des Wetters – vor allem zu militärischen Zwecke. So übt eine Forschergruppe vom US-amerikanischen Massachussetts Institute of Technology, Hurrikane aufzuhalten: Flugzeuge fliegen vor dem Wirbelsturm her und besprühen das Meer mit biologisch abbaubarem Öl. Der Film soll die Verdunstung bremsen, die Luft kühlt sich ab und der Hurrikan kommt über der offenen See zum Stehen. Soweit die Theorie. In der Praxis ist es bislang noch nicht gelungen, einen Ölfilm zu produzieren, der auch in rauer See dicht hält. Und ein geschlossener Ölfilm lässt einen Hurrikan völlig ungebremst vorangleiten und unter Umständen sogar beschleunigen.
Auch das Regenmachen bleibt ein kniffliges Geschäft, Bewässerung auf Befehl klappt noch nicht. Gibt es keine Wolken am Himmel, zerrt kein Flugzeug eine herbei. So werden Wettermanager Wüsten nie begrünen, sie können Wolken nur dazu bewegen, mehr Nass abzuladen. ELKE BODDERAS

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