Ernährung 18.06.2004, 18:31 Uhr

Isotopen-Analyse entlarvt Panscher und Fälscher

VDI nachrichten, München, 18. 6. 04 -Bei Frühkartoffeln, Spargel, Eiern und Rindfleisch nehmen es manche Hersteller und Händler mit den Herkunftsangaben auf dem Etikett nicht so genau. Wer kann schon nachweisen, ob der vermeintlich deutsche Spargel nicht doch aus Polen kommt? Nun entlarvt die Analyse der in den Lebensmitteln enthaltenen Isotope, ob die Angaben stimmen. Mit anderen Verfahren lässt sich präzise nachweisen, ob genetisch veränderte Bestandteile in Lebensmitteln enthalten sind. Schlechte Zeiten für Panscher und Fälscher.

Wer für die ersten Frühkartoffeln aus Deutschland hohe Preise zahlt, möchte sicher sein, dass keine aus dem vorigen Herbst aus Ägypten darunter gemischt sind. Und wer bewusst Produkte aus heimischem Anbau bevorzugt, muss sich darauf verlassen können, dass die Herkunftsbezeichnung stimmt. Doch auf das Etikett ist nicht immer Verlass. Erdbeeren, Spargel, Frühkartoffeln, Eier, Fruchtsaft und Olivenöl: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass bei der Herkunft der feinen Lebensmittel nicht selten geschummelt wird. Daher gibt es einen großen Bedarf an zuverlässigen Nachweisverfahren.
Durch die Analyse der in den Lebensmitteln enthaltenen Isotope lässt sich nun feststellen, ob die Angaben von Händlern und Herstellern mit der Realität übereinstimmen – und das zuverlässig und fälschungssicher. Entwickelt wurde die unbestechliche Isotopen-Analyse am Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre (ICG) des Forschungszentrums Jülich von einem Team um den Biologen Hilmar Förstel.
Das Prinzip des Verfahrens beruht auf folgendem Prinzip: Isotope heißen die unterschiedlich schweren Atomsorten, aus denen die meisten chemischen Elemente wie Sauerstoff und Wasserstoff bestehen. Der Mix dieser stabilen Isotope – das sind jene, die im Gegensatz zu den radioaktiven Isotopen nicht zerfallen – ist an jedem Punkt der Erde anders.
Ein Beispiel verdeutlicht es. Ob Fleisch aus Argentinien oder Deutschland stammt, verraten Sauerstoff- und Wasserstoffisotope des Wassers, Stickstoff und Schwefel zeigen den Ort an. Und die stabilen Isotope des Kohlenstoffs schließlich verraten, womit die Tiere gefüttert wurden. Ebenso ist bei Bio-Eiern der Herkunfts- und Futtermittelnachweis einwandfrei möglich.
Die Ernährungswissenschaftlerin Ute Schröder, zuständig für die Qualitätskontrolle von Obst und Gemüse am Düsseldorfer Landesamt für Ernährungswirtschaft und Jagd: „Bei Kartoffeln aus Ägypten, Marokko, Italien, Spanien oder Nordrhein-Westfalen ist jeweils ein anderes und spezielles Isotopen-Muster anzutreffen.“ Es kommt nur darauf an, diesen speziellen „Fingerabdruck“ der Lebensmittel zu analysieren.
Rolf Kamphausen vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Düsseldorf: „Der Vergleich mit Datenbanken für Isotopenverhältnisse aus aller Welt zeigt rasch, ob die Angaben von Händlern und Herstellern stimmen.“
Hilmar Förstel betont, dass die Bedeutung dieser Analyseverfahren weiter wachsen wird. „Dafür sorgt schon die Globalisierung der Lebensmittelproduktion.“ Schon jetzt importiert Deutschland aus mehr als 80 Ländern Gemüse und Obst.
Die Herkunft von Lebensmitteln ist die eine Sache. Der Nachweis von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln eine andere. Nachdem die EU kürzlich den schädlingsresistenten Mais „Bt 11“ der Schweizer Firma Syngenta für den Handel freigegeben hat, liegen in Brüssel neun weitere Anträge zur Freigabe genveränderter Lebensmittel vor. Zudem gibt es Anträge für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wie Mais, Raps, Zuckerrüben und Soja.
Doch bereits jetzt verstecken sich genetisch veränderte Organismen (GVOS) in harmlosem Pflanzenöl, Maischips und Cornflakes. Sie lauern in Vitaminen, Traubenzucker und Aromen. Der Verbraucher erfährt auch nicht, ob Käse mit Labfermenten aus genetisch veränderten Bakterien hergestellt wird oder Brot mit Enzymen aus der Gentech-Produktion. Ebenso ist es zulässig, Schlachttiere mit Gentech-Pflanzen zu füttern, ohne dass es an der Fleischtheke erkennbar ist.
Aber anders als in den USA ist die Sympathie für „Genfood“ in Deutschland eher gering. „Zudem ist Deutschland führend bei Nachweisverfahren für gentechnisch veränderte Lebensmittel“, sagt Ulrich Busch vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.
In den neuen EU-Verordnungen werden GVO-Beimischungen bis zu einem Anteil von 0,9 % ohne Kennzeichnung toleriert, wenn sie zufällig oder technisch unvermeidbar sind. Mittlerweile lassen sich aber kleinste Mengen von unter 0,1 % nachweisen.
Prinzipiell gibt es zum Nachweis der GVO in Rohstoffen oder Lebensmitteln unterschiedliche Methoden. Eine Möglichkeit ist der Protein-Nachweis. Hierbei wird jenes Eiweiß aufgespürt, das infolge des übertragenen Fremd-Gens in einem GVO neu gebildet wird. Von der Anwendungsart her ähnlich wie ein Blutzuckertest, findet diese Technik jedoch meist auf den Feldern im Anbau statt und zeigt nur grob an, ob GVO S in der jeweiligen Pflanze vorhanden sind oder nicht.
In Deutschland werden Nachweise vor allem auf der DNA-Ebene durchgeführt. „Damit lassen sich gentechnische Veränderungen am einfachsten und sichersten feststellen“, sagt Busch. So kann etwa untersucht werden, ob sich genetisch verändertes Soja in einem Schokoladenkeks befindet.
Aber: „Problematisch sind Verarbeitungsprozesse mit Druck, großer Hitze oder Chemikalien, die z. B. bei der Herstellung von Ketchup, Sojasauce oder Konserven angewandt werden. Hierbei wird die DNA meist völlig abgebaut“, betont Ulrich Busch. In diesen Fällen wird häufig der Protein-Nachweis eingesetzt. BODO DORRA

 

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