In der Wasserindustrie sprudelt Gewinn
Mit 1,4 % Umsatzsteigerung im 1. Halbjahr 2002 ist ProMinent Dosiertechnik nicht zufrieden, denn 17,9 % Plus waren es im selben Vorjahreszeitraum. Doch 215 % Wachstum bei chemiefreier Wasseraufbereitung durch UV-Strahlen zeigen, wohin sich der Markt entwickelt.
Trinkwasser ist kein nachwachsender Rohstoff, sondern eine Ressource, die in bedrohlichem Maße abnimmt. Erhaltung und Gewinnung von Süßwasser sieht die Heidelberger ProMinent GmbH daher als ein besonders zukunftsträchtiges Gebiet an – wie große Konzerne, etwa RWE, die Wasserversorgung und -verteilung.
Bei der Erhaltung des Süßwassers geht es um Reduzierung des Wasserbedarfes durch ökologisch sinnvolle Entkeimung und die Optimierung von Klärwerkprozessen durch Mess- und Regeltechnik. Bei der Süßwassergewinnung arbeitet ProMinent mit stark wachsenden Umsätzen im Bereich Umkehr-Osmose. Das Weltmarktvolumen dafür wird auf 3,5 Mrd. ! geschätzt. Nach Angaben der Weltbank müssen in den nächsten Jahrzehnten insgesamt rund 600 Mrd. Dollar in Wasseraufbereitungs- und Wasserversorgungsanlagen investiert werden.
Maschinenbau (sog. Old Economy) und Zukunftsfähigkeit, das muss kein Wiederspruch sein: „Mit Hauswassertechnik und der Markteinführung unserer Magnetdosierpumpe 1969 hat“s begonnen“, resümiert Andreas Dulger, Vorsitzender der Geschäftsleitung. „Bei der Planung und Realisierung komplexer Dosieranlagen sind wir heute angelangt.“ Gegenwärtig sind bei der ProMinent-Firmengruppe über 1500 Mitarbeiter beschäftigt, die 2001 einen Umsatz von über 200 Mio. ! erwirtschafteten. Der stärkste Zuwachs wurde im 1. Hj. 2002 bei den UV-Desinfektionsanlagen für die Getränke-, Kosmetik-, Pharma- und Elektronikindustrie erzielt, sowie für andere Bereiche, die hohe Anforderungen an die Wasserqualität, nämlich chemisch unverändertes Wasser, stellen.
Seit Jahren ist der Einsatz von UV-Licht zur Desinfektion eine Alternative zu chemischen Zusatzstoffen. Doch erst mit besonders leistungsstarken UV-Strahlern bei hoher Lebensdauer konnte die „chemiefreie Wasserbehandlung“ jetzt mehr Markt bei Trinkwasser, aber auch bei den Abfüllanlagen von Getränken gewinnen. Starke Nachfrage kommt aus Russland und China, wo Hygiene zunehmend wichtiger wird. Aber auch hierzulande gibt es mit der vermehrten Verwendung von Kunststoffflaschen höhere hygienische Anforderungen an die Abfüllung als bei dem traditionellen Einsatz von Glas.
„Mikroprozessorgesteuerte Dosierpumpen gab es bei uns bereits 1987“, berichtet Rainer Dulger, verantwortlich für F&E bei dem Heidelberger Unternehmen ProMinent Dosiertechnik. „Die ersten Dosierpumpen mit Profibus Interface wurden 2000 auf den Markt gebracht.“ Das Heidelberger Familienunternehmen versteht sich als Spezialist für Mess-, Regel- und Dosiertechnik, wobei Dosierpumpen mit einem Anteil von 70 % am Umsatz die wichtigste Sparte darstellen. Das Spektrum reicht von 0,1 ml/h bis hin zu 100 000 l/h. Etwa ein Drittel geht in die Wasseraufbereitung, so bei der Trinkwassergewinnung, der Reinigung in Schwimmbädern oder von Abwässern.
Die Fertigung im eigenen Hause hat hohe Priorität. Zurzeit ist eine Produktionstiefe (Wertschöpfung) von 70 % erreicht. Damit hat ProMinent die Abhängigkeit von externen Zulieferern drastisch vermindert. So gibt es eine eigene Kunststoffspritzerei. Typisch für den Auftragseingang von ProMinent sind eher geringe Stückzahlen. „Da steht man bei großen Spritzereien lange auf der Warteliste“, sagt Dulger. In Heidelberg wird tagsüber in der Kunststoffspritzerei umgerüstet, anschließend können die Anlagen über Nacht oder, je nach Bedarf, in zwei bis drei Tagen die benötigten Teile spritzen.
Ein besonderer Ehrgeiz: Selbst die benötigten Werkzeuge werden möglichst selbst hergestellt. Dies gilt inzwischen auch für die Software profibusfähiger Geräte.
In Vorbereitung sind dialogfähige Pumpen, die mit einem Webserver ausgestattet sind. „Für den Anwender ist dann künftig keine spezielle Software mehr erforderlich“, erläutert Dulger. Über jeden PC ist dann eine Bedie-
neroberfläche abzurufen, über die sich Sollwerte an den Geräten verstellen lassen oder über die Fehlermeldungen zu empfangen sind. Das Internet macht“s möglich. U. SCHIELE TRAUTH/KÄM
Ein Beitrag von: