Umwelt 16.01.2009, 19:39 Uhr

Essen ist gefährlicher als eine Quietscheente  

Weichmacher sind im Gesundheitsschutz ein Dauerthema. Ein bekanntes Beispiel sind Phthalate. Ein gute Nachricht: Die Phthalatbelastung getesteter Schüler ist moderat. Die schlechte Nachricht: Diese Weichmacher sind überall. Das meiste kommt über das Essen in den Körper, konnten Stuttgarter Chemiker des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) in einer aktuellen Untersuchung beweisen. VDI nachrichten, Stuttgart/Tübingen, 16. 1. 09, swe

Zwei Internate in Baden-Württemberg waren bis vor Kurzem Ort eines ungewöhnlichen Tests. Untersucht wurde nämlich nicht die Schülerleistung für „Pisa“, sondern die Belastung der Pennäler mit chemischen Weichmachern.

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Die Schüler und Schülerinnen waren für die Untersuchung im Phthalatforschungsprojekt der Landesstiftung Baden-Württemberg besonders attraktiv. Denn die Kinder und Jugendlichen im Internat leben alle unter ähnlichen Bedingungen. Und sie essen, was auf dem Speiseplan der Kantine steht.

Der Unterschied zwischen den Internaten ist die Schulkost: Die eine Schule wird von einer Großküche beliefert, die andere kocht selbst. Chemiker und Biologen aus Stuttgart und Tübingen haben über mehrere Wochen gemessen, was an Weichmachern in 12- bis 17-Jährige reingeht und was in Form von Abbauprodukten im Urin wieder herauskommt.

Die in der Umwelt weit verteilten Weichmacher bereiten Umweltmedizinern schon länger Kopfzerbrechen. Chemisch gesehen sind es in der Regel Phthalate (Phthalsäureester), die zum Beispiel den sonst störrischen Kunststoff PVC elastisch machen. 20 % bis 60 % davon werden bei der Kunststoffherstellung zugesetzt, aber nicht fest in die Kunststoffmatrix eingebunden. Sie können aus dem Material entweichen.

Phthalate sind für Umwelt- und Gesundheitsschützer kein unbeschriebenes Blatt. Durch ihre hormonähnliche Wirkung sind sie gerade für den unreifen Organismus eine Gefahr, sie können unfruchtbar machen. Offensichtlich sind Kinder am stärksten gefährdet.

Das Umweltbundesamt stellt immer wieder fest, dass fast alle Kinder mit Phthalaten belastet sind, höher als Erwachsene. Enger Hautkontakt mit PVC-Spielzeug und die hohe Atemfrequenz werden als Grund angeführt. Tendenziell gehen die Belastungen wegen der jüngsten Verbote ein wenig zurück, Entwarnung will aber kein Experte geben.

Seit Jahren wird untersucht, wie die Chemikalie in den Körper gelangt. Zum einen nimmt man an, dass Menschen die Weichmacher über Hausstaub oder die Innenraumluft einatmen. Einen direkten Zusammenhang zwischen hoher Umgebungsbelastung und aufgenommener Phthalatmenge fand man aber bisher nicht. Zum anderen sind die Verbindungen fettlöslich. Das heißt, fetthaltige Lebensmittel wie Milch oder Mayonnaise sind ideale Phthalatdepots.

Essen als Aufnahmeweg für Phthalate, das vermuten Fachleute schon länger. Nun liefern die aktuellen Schüleruntersuchungen neue Erkenntnisse. Jugendliche hantieren täglich mit weichmacherhaltigen Sachen, wie Bällen, Radiergummis, Plastikarmbanduhren sowie bedruckten Kleidern und Schuhen.

Die Großküchenkost wies deutlich mehr Weichmacher auf als die frisch zubereitete

„Spielsachen und Gebrauchsgegenstände haben wir untersucht, aber die Resorption ist sehr begrenzt“, berichtet Kristin Bopp vom CVUA. Die Untersuchung der Stuttgarter Behörde ergab, dass wenig über Haut und Atemluft in die Testkinder gelangte, das meiste, mindestens 90 %, kam eindeutig über die Mahlzeiten.

In vier von 30 Mahlzeiten der Internatskost fanden sich höhere Konzentrationen im Bereich von 0,5 mg/kg bis 2 mg/kg Frischgewicht. Das seien immerhin bis zu 30 % der täglich zulässigen Dosis, des in Fachkreisen definierten TDI-Wertes, der tolerierbare tägliche Schadstoffeinnahme angibt (TDI: Tolerable Daily Intake).

„Wir sehen diffuse Einträge aus der Nahrungsmittelherstellung – Verpackungen, Schläuche, Transportbänder, Hygienehandschuhe – als Ursache. Ganz genau lässt sich das kaum zurückverfolgen“, sagt Bopp. Genau das spiegelt der Vergleich zwischen Großküchenverpflegung und Selbstgekochtem wider: In 83 % der Großküchenkost fand man den Weichmacher Diethylhexylphtalat (DEHP), bei den Selbstversorgern nur in einem Viertel der Proben. Die Werte seien jedoch nicht besorgniserregend, so die Einschätzung im CVUA.

Für Schlagzeilen sorgen auch die Weichmachernachweise in den 108 Urinproben nicht, die vom Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Tübingen gemessen wurden. Neben einer sichtbaren Grundbelastung gab es kurzfristig erhöhte Konzentrationen hauptsächlich bei Schülern, die sich außerhalb des Schulgeländes auch mal einen Imbiss gönnen.

Mit Sicherheit – und da sind sich die Fachleute in Stuttgart einig – ist Wachsamkeit angesagt. Die junge Chemikerin Bopp meint: „Wenn beim Einkaufen etwas extrem nach Plastik riecht, kaufe ich es nicht.“ KATHLEEN SPILOK

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