DSD holt neues Sortier-Zeitalter aus dem Gelben Sack
Die „Grüne-Punkte“-Verteiler eröffneten ihre erste große vollautomatische Sortieranlage für Leichtverpackungsabfälle.
Neue Sortiertechnologien für Leichtverpackungen führen beim Recycling zu einer deutlichen ökologischen Effizienzsteigerung und lassen mittelfristig die Sortierkosten um bis zu 50 % nach unten purzeln. Das verspricht Wolfram Brück. Mit der Sortiertechnologie „Sortec 3.0“, der weltweit ersten vollautomatische Sortieranlage für Leichtverpackungen, davon zeigte sich der Vorstandsvorsitzende der Duales System Deutschland AG (DSD), Köln, anlässlich ihrer offiziellen Eröffnung am 19. November in Hannover-Anderten überzeugt, sei die bundesdeutsche Recyclingbranche für die Anforderungen des nächsten Jahrtausends gerüstet.
Damit wächst auch die Chance, Umwelttechnologie „Made in Germany“ erfolgreich im Ausland zu vermarkten. Denn die Wiederverwertung von gebrauchten Verkaufsverpackungen wird effizienter, kostengünstiger und innovativer – mit einem hochwertigen Output an Sekundärrohstoffen. Wolfram Brück: „Die Sortec 3.0 markiert den Durchbruch in eine vollkommen neue Phase des Verpackungsrecyclings.“ Durch das Verfahrenskonzept werden die Kosten für die Sortierung von Leichtverpackungsstoffen um 30 %, bei Kunststoffen sogar bis auf die Hälfte sinken können, beschrieb der DSD-Chef die gesamtwirtschaftliche und ökologische Dimension der Pilotanlage in Hannover.
Basis seiner optimistischen Prognose ist die Kombination neuer Sortier- und Recyclingtechniken, mit der schon bald „eine deutliche ökologische Effizienzsteigerung“ erreicht werden könne. Das bei „Sortec 3.0“ zu Grunde liegende Sortier- und Trennverfahren wurde zwischen 1994 und 1998 von Ingenieuren der HTP-Ingenieurgesellschaft für Aufbereitungstechnik, Aachen, und des Instituts für Aufbereitungstechnik der RWTH in Kooperation mit dem DSD entwickelt.
Die industrielle Umsetzung erfolgte durch „Der Grüne Punkt – Gesellschaft für Systemtechnologie mbH“ (Systec), einer Tochtergesellschaft des Dualen Systems Deutschland, die finanziell durch das Bundesforschungsministerium gefördert wird. So ist die neue Sortieranlage nach Ansicht von Edelgard Bulmahn ein gutes Beispiel für technologische Hochleistungen, „die aus einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung entsprungen sind“. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung begrüßte in Hannover ausdrücklich die erfolgreiche Umsetzung dieses von ihrem Ministerium mit 3,7 Mio. DM unterstützten Konzepts.
Gerhard Glogowski, Ministerpräsident von Niedersachsen, sieht in der jetzt eröffneten „Sortec 3.0“-Anlage die Voraussetzung für eine hochwertige Verwertung, wie sie vom Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz gefordert wird. „Die vollautomatische Sortieranlage ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung keine leeren Schlagworte bleiben müssen“, sagte der Politiker in Hannover. Eben solche Innovationen seien die Grundlage für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. „Mit Hilfe moderner Umwelttechnologien schaffen wir es, den wirtschaftlichen Fortschritt mit den Ansprüchen an eine nachhaltige Entwicklung in Einklang zu bringen“, erklärte der Ministerpräsident.
Laut Petra Rob liefert „Sortec 3.0“ im Vergleich zu den bisherigen halbautomatischen Sortieranlagen eine wesentlich höhere Wertstoffausbeute. Die momentan übliche Sortiertechnologie, so die DSD-Sprecherin, biete eine maximale Ausbeute von 65 %. Der neu eröffnete Komplex dagegen erbringe eine Produktausbeute von mehr als 80 %, die künftig noch gesteigert werden könne.
Ihre nächste große Bewährungsprobe hat die Anlage ab Juni 2000 zu bestehen: Sie wird die Verpackungsabfälle der Weltausstellung EXPO 2000 (1. 6. – 31. 10. 2000) verarbeiten. Deren Veranstalter rechnen mit rund 2000 t Leichtstoffverpackungen, die während der 151 Tage dauernden Veranstaltung anfallen werden. Anschließend soll die Pilotanlage mit einer Jahreskapazität von 25 000 t die gebrauchten Verkaufsverpackungen der 1,1 Mio. Bewohner der Region Hannover trennen und sortieren.
Interesse an der innovativen Sortiertechnik haben laut DSD bereits mehrere europäische Länder und Japan signalisiert. Es ist denkbar, dass später Lizenzen an ausländische Interessenten verkauft werden, heißt es bei den Vermarktern des „Grünen Punkts“. Deutsche Entsorgungsunternehmen dagegen würden die Lizenz für die etwa 18 Mio. DM teure Anlage kostenlos erhalten.
Wenn sich das innovative Recycling-Konzept in Zukunft tatsächlich als exportfähig erweisen wird, dann würde dies auch den Forderungen von Jürgen Trittin entgegengekommen. Der Bundesumweltminister hatte unlängst in Berlin angeregt, dass die Exportchancen für die deutsche Umweltschutzindustrie gestärkt werden müssen. Trittin: „Mit dem Export von Gütern und Know-how können wir nicht nur unsere Verantwortung für den globalen Umweltschutz wirksamer wahrnehmen. Er ist auch ein Beitrag, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.“ Insbesondere im Zuge der Erweiterung der Europäischen Union (EU) werde in den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern eine erhöhte Nachfrage nach Umweltschutzgütern entstehen. ROLF MÜLLER
Im Kunststoff-Veredelungsbereich von „Sortec 3.0“ verarbeiten Extruder die sortenreinen Polystyrol- und Polyethylen-Fraktionen zu hochwertigem Regranulat.
Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Glokowski: „Mit Hilfe moderner Umwelttechnologien schaffen wir es, den wirtschaftlichen Fortschritt mit den Ansprüchen an eine nachhaltige Entwicklung in Einklang zu bringen.“
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