Tierfutter und textiles Hilfsmittel 30.01.2019, 12:59 Uhr

Fliegenlarven sollen Soja als Proteinquelle ersetzen

Die Schwarze Soldatenfliege ist auserkoren, den Proteinmangel in der Welt zu beheben. Außerdem kann sie biologisch kaum abbaubare Schlichtemittel in der Textilindustrie ersetzen. Verschiedene Forschungsansätze dazu sollen in den kommenden Jahren in Europa zusammenlaufen.

Abbild der Schwarzen Soldatenfliege

Die Schwarze Soldatenfliege (Hermetia Illucens) ist für Forschung und Bioindustrie interessant, weil ihre Larven Öl und Proteine enthalten.

Foto: panthermedia.net/paulrommer

Schlichtemittel verhindern, dass Garne bei der Textilherstellung etwa auffasern und abgescheuert werden. Als Textilhilfsmittel schützen sie etwa die so genannten Kettfäden beim Weben von Stoffen. Vertikal sind diese im Webstuhl aufgespannt, quer flitzen die Schussfäden hindurch. Und zwar so, dass sie immer abwechselnd oberhalb und unterhalb der Kettfäden landen. Schlichtemittel sind oft synthetische Materialien, die sich biologisch nicht oder nur sehr schwer zersetzen lassen, nachdem sie am Ende des Webprozesses ausgewaschen worden sind.

Chitosan schützt Fäden und ist biologisch abbaubar

Damit könnte künftig Schluss sein. Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) in Denkendorf bei Stuttgart wollen die Kettfäden künftig mit Chitosan schützen, einem Naturprodukt, das sich nach dem Auswaschen natürlich abbaut. Das Ausgangsmaterial Chitin wird vor allem in Asien aus den Schalen von Meerestieren gewonnen. Mithilfe von heißer Natronlauge entsteht daraus Chitosan, das die Kettfäden schützt. Es habe „sehr gute filmbildende Eigenschaften und hohe Scheuerbeständigkeit“, sagen die Forscher, die seit einiger Zeit erfolgreich damit experimentieren. Außerdem hafte es gut an den Fäden.

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Jetzt sollen die DITF-Forscher die Chitin-Produktion nach Europa holen. Da trifft es sich gut, dass gleichzeitig eine Bioindustrie aufgebaut wird, die Larven der Schwarzen Soldatenfliege, die Hermetia Illucens, züchtet. Diese ist trotz ihres martialischen Namens völlig harmlos und fällt weder Mensch noch Tier zur Last. Künftig könnte sie zudem noch den steigenden Proteinmangel ausgleichen, der durch das Wachstum der Weltbevölkerung auftritt.

Schwarze Soldatenfliege als Öl- und Proteinlieferant

Ihre Larven enthalten allerdings zwei Wertstoffe: Öl, aus dem man beispielsweise Biodiesel herstellen kann und – weit wichtiger – Proteine, Basis für Tiernahrungsmittel. Fische in Aquakulturen werden heutzutage vor allem von Fischmehl ernährt, das aus Kleinfischen gewonnen wird. Jährlich sind es 20 Millionen Tonnen, die den übrigen Bewohnern der Meere fehlen. Auch hier könnte Insekten-Protein „einspringen“. Außerdem könnten die Larven Soja teilweise ersetzen, das weltweit größter Proteinlieferant ist. Die zehn größten Exporteure mit Brasilien und den USA an der Spitze verkaufen jährlich fast 140 Millionen Tonnen.

Bei der Gewinnung der Wertstoffe bleibt schließlich Chitin in großen Mengen übrig, das in Chitosan umgewandelt und von der Textilindustrie genutzt werden kann. In diesem Prozess soll keine Natronlauge genutzt werden, sondern Enzyme, ein Herstellungsverfahren, das noch nicht so erprobt ist wie die chemische Umwandlung. Weil es ein natürlicher und kein chemischer Prozess ist, wird die Umwelt entlastet.

Das Tierfutter kommt aus der Biotonne

Die Nachschublage für den biologischen Wertstofflieferanten verbessert sich unterdessen. An der TU Dresden endet in diesem Jahr ein Projekt zur Zucht von Soldatenfliegenlarven und zur Gewinnung von Wertstoffen. Mit dabei sind die Unternehmen Bio.S Biogas aus dem sächsischen Grimma, die Umweltplaner Terra Urbana aus Zossen in Brandenburg und das Aachener Beratungsunternehmen EurA. In Grimma betreiben die TU-Forscher und Bio.S Biogas eine Anlage zur Zucht der Larven und deren Nutzung als Öl- und Proteinquelle. Zusätzlich verwerten sie Proteine aus Wasserlinsen. Daraus entsteht hochwertiges Fischfutter.

Ein großes Plus für die Bioindustrie: Die Soldatenfliege vermehrt sich in unglaublichem Tempo. Die Larven ernähren sich von Bioabfällen aller Art, etwa von dem, was in der Biotonne landet. Sie zu züchten ist insofern nicht nur einfach, sondern auch kostengünstig und ressourcenschonend. Schon nach wenigen Tagen sind sie ausgewachsen. Ehe sie schlüpfen und sich als Fliegen in die Lüfte schwingen, werden sie geschreddert, um die Wertstoffe in ihnen freizulegen.

Erste Larven-Produktionsanlage in den Niederlanden

In der Schweiz ist die Entwicklung schon weiter fortgeschritten. Bühler Insect Technology aus Uzwil produziert in einer Anlage in den Niederlanden bereits Tierfutter auf der Basis von Larven der Soldatenfliege. Futterlieferanten sind lokale Brennereien, Lebensmittelbetriebe und Gemüsesammelstellen. „Mit dieser ersten industriellen Produktionsanlage für die Herstellung von Insektenprotein machen wir einen wichtigen Schritt für eine nachhaltigere globale Wertschöpfungskette im Bereich der Lebens- und Futtermittel“, sagt Andreas Aepli, CEO des Unternehmens, das zur Bühler Group gehört. Auf Basis biologischer Abfällen gezüchtet können die Larven bis zu 70 % der darin enthaltenen Nährstoffe zurückgewinnen, so die Erfahrungen des Unternehmens. In Österreich hat sich gerade das Start-up Ecofly auf den Weg gemacht, ein Stück des Proteinkuchens für sich zu gewinnen.

Deutsche Hähnchen müssen die Ernährung umstellen

Konkurrenz erwächst außerdem in Kanada. Die Enterra Feed Corporation aus Langley in British Columbia produziert ebenfalls Tiernahrung aus Larven. Im vergangenen Sommer verkündete die PHW-Gruppe, der größte deutsche Geflügelzüchter – Markenname Wiesenhof – eine strategische Partnerschaft mit den Nordamerikanern. Ziel ist es, Soja komplett aus dem Speiseplan von Geflügel zu streichen. „Wir sehen in dem von Enterra entwickelten Insektenprotein eine geeignete Alternative“, erklärt Peter Wesjohann, Vorstandvorsitzender der PHW-Gruppe. Zunächst sind allerdings noch Studien nötig, um herauszufinden, wie Hähnchen und Co. auf das neue Angebot reagieren. „Wir können heute noch nicht sagen, wann genau wir Soja im Geflügelfutter durch Insektenproteine ersetzen können“, so Wesjohann. „Wichtig ist für uns, dass wir diesen Weg jetzt einschlagen.“

Eine Zulassung des neuen Geflügelfutters wird für dieses Jahr erwartet. In Nordamerika ist sie bereits für Fischfutter erteilt.

 

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Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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