Steinkohle sieht Chancen in der Ferne
VDI nachrichten, Düsseldorf, 27. 1. 06, mg – Kohle ist weltweit ein wichtiger Energieträger. Auch in Deutschland gewinnt sie an positiver Einschätzung. Von ihr hängt auch die deutsche Bergbautechnik ab, die sich weltweit erfolgreich verkaufen lässt.
Bei der gegenwärtigen energiewirtschaftlichen Debatte um sichere Versorgung und den richtigen Energiemix kommt plötzlich wieder der Faktor deutsche Steinkohle auf den Plan. Insbesondere deshalb, weil regenerative Energieträger wie Windkraft und Solarenergie als kostenriskante, unstete Quellen betrachtet und als zu leistungsschwach angesehen werden, um für eine sichere Grundversorgung planbar zu sein.
Betrachte man die gigantische globale Nachfrage an Rohstoffen, so sei und bleibe „Kohle als Energiequelle weltweit unverzichtbar. In der internationalen Stromerzeugung ist sie Energieträger Nummer eins.“ Dies sagte der damalige Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement auf dem Deutschen Steinkohlentag im November 2005. Weiter: „Zu etwa 38 % wird Strom aus Kohle gewonnen. Daran wird sich in absehbarer Zeit nichts grundlegend ändern. Kohleverbrauch und Kohleförderung werden ähnlich dynamisch wachsen wie der Strombedarf“. Kohle sei der einzige Energieträger, über den Deutschland in nennenswertem Umfang selbst verfüge. Rund 90 % der Energiereserven Deutschlands entfallen auf Kohle, etwa zwei Drittel hiervon seien Steinkohlevorräte.
Vor dem Hintergrund erscheint es abwegig, sicherheits- und betriebstechnisch aufwändig erschlossene Lagerstätten dichtzumachen. „Das Thema Kohlengewinnung bekommt in der öffentlichen Wahrnehmung, mal abgesehen von der Subventionsfrage, wieder eine positive Belegung. Dies gilt gleichermaßen für Koks- und Energiekohle. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man bei den anstehenden Regierungsgesprächen zur Energiefrage auch die heimische Kohlenförderung wieder stärker in den Fokus rückt“, prognostiziert Prof. Dr.-Ing. Günther Apel, Bergbauexperte bei der Deutschen Montan Technologie GmbH (DMT) in Essen. Es werde zu überlegen sein, den Zugang zu Lagerstätten offen zu halten und die Grubenfelder nicht irreversibel voll laufen zu lassen.
Apel ist sich sicher, dass je nach Weltmarktniveau auch ein nicht subventionierter Steinkohlenbergbau in Deutschland möglich sein wird, wie er derzeit in England, Kanada, USA oder Australien betrieben wird. Zwar müsse man in den besagten Ländern nicht in über 1000 m Tiefe vordringen, doch selbst unter den geologisch schwierigeren Abbaubedingungen in Deutschland sei ein privatwirtschaftlich finanzierter Bergbau in 15 bis 20 Jahren möglich. Apel erinnert an das geplante Kokskohlen-Bergwerk Donar nördlich von Hamm, das sich ausschließlich über private Investoren tragen soll.
Der deutsche Bergbau bringt auch weiteren Nutzen: Heimische Bergtechnik, besonders aus NRW, ist weltweit Marktführer. Die hier erforschten und erprobten Technologien – Exploration, Gebirgsbeherrschung, Nutzung von Grubengas, Bewetterung, Förder-, Abbau- und Sicherheitstechnik – werden in Gruben rund um die Welt eingesetzt. Innovationen sollen den deutschen Steinkohlenbergbau langfristig produktiver gestalten und lassen sich heute prima vertreiben. „Die Bergbautechnik in Nordrhein-Westfalen verkauft Dienstleistungen und Produkte weltweit außerordentlich erfolgreich“, erklärt NRW-Wissenschaftsstaatssekretär Michael Stückradt. Die deutschen Zulieferer etwa würden im untertägigen Bergbau einen Weltmarktanteil von rund 40 % halten. JAN POLTE