Rohstoffvorkommen 16.03.2012, 11:59 Uhr

Schatzsuche im Erzgebirge

Das Erzgebirge wird wieder seinem Namen gerecht. Hier wie auch unter den Mittelgebirgsformationen des angrenzenden Vogtlandes lagern noch immer gewaltige Rohstoffschätze. Seit die Marktpreise hierfür Jahr um Jahr steigen, lohnt es auch wieder, diese zu heben. Allein die Deutsche Rohstoff AG aus Heidelberg investiert 3 Mio. € in Bohrtests, die beispielsweise frühere Zinnerkundungen aus den 1970er-/80er-Jahren bestätigen sollen. Womöglich birgt der sächsische Gottesberg das größte Zinnerzvorkommen der Welt

Im Moment hat Michael Conrad den Platz an der Sonne – wenngleich er wenig davon spürt. Zum einen pfeift der Wind trotz erster Märzwärme noch immer gehörig an der Spitze der Bohrlafette, die er soeben hinaufgeklettert ist, zum anderen muss er sich konzentrieren: Unter Einsatz aller Kräfte und mit einer langen Zange justiert er die Winde des Seilkernbohrgerätes nach.

Geschafft! Sobald er wieder festen Boden unter den Füßen hat, wirft Bohrmeister Norman Henkel das Aggregat wieder an. Conrad und Norman Lange, der dritte im Trupp, wissen ohne viele Worte, was sie tun haben am Rohrgestänge. Jeder Griff sitzt unter ihren schweren Handschuhen.

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„Die Zeit drängt!“, ruft Henkel aus seinem Führerstand. „231 m haben wir geschafft, morgen wollen wir möglichst 250 m tief im Berg sein.“ Und er ist zuversichtlich, dass er das schafft.

Die Zeit drängt in der Tat. Weltweit werden Rohstoffe knapp und Henkel und seine Kollegen sind auf der Suche nach neuen Lagerstätten.

Firmen aus aller Welt beteiligen sich an Probebohrungen im Erzgebirge

Unter Leitung der Deutsche Rohstoff AG, Heidelberg, finden derzeit Erkundungsbohrungen in zwei sächsischen Zinnvorkommen in Gottesberg und Geyer statt. Und es sind weltweit tätige Konzerne, die in diese Suche nach interessanten Lagestätten einsteigen. Hinter der Deutsche Rohstoff AG steht die Tin International Ltd. aus dem australischen Brisbane. An ihr wiederum ist die Deutsche Rohstoff AG mit 68 % als größter Aktionär beteiligt. Dazu kommt ein Pool privater Investoren aus Asien und Australien. Insgesamt 3 Mio. € haben sie in die Hand genommen, um allein nach attraktiven Zinn-Lagerstätten in Sachsen zu suchen.

Die Tin International hat für diese Erkundungsarbeiten eine Tochterfirma gegründet: die Sachsenzinn GmbH in Chemnitz. Mit der Durchführung der Bohrungen wiederum hat sie die Brunnenbau Conrad GmbH aus Bad Langensalza beauftragt, zu der Henkel und sein Trupp gehören.

Der Gottesberg im Erzgebirge erweist sich bisher als ein sehr dankbares Gestein: fast nur Granit und Greisen, körnige, graue Quarz- und Glimmerschichten, in denen das Zinn lagert. Bis zu 20 m Bohrfortschritt schaffen Henkel und sein Trupp am Tag.

Wobei die Tage für den Bohrtrupp aus Thüringen derzeit satte 24 Stunden dauern. Dreischichtig rücken sie dem Fels zu Leibe – fünf Wochen am Stück, sieben Tage die Woche und seit Ende Februar auch rund um die Uhr.

Nur als das Quecksilber unter -20 °C fiel, mussten sie pausieren. „Ab -10 °C friert das Spülmittel für die Bohrkrone ein“, erläutert Henkel, während er behutsam den Bohrer mit zwei Joysticks manövriert. Unaufhörlich kontrolliert er Andruck, Drehmoment, Spüldruck, Spülungsrate und Bohrfortschritt. Selbst kleinste Unregelmäßigkeiten entgehen ihm nicht. Man merkt, er ist Profi mit internationalen Erfahrungen. Im letzten Herbst bohrte sein Trupp in Sibirien – am weltgrößten Trinkwasserbrunnen für die Stadt Chabarowsk.

Gleichmäßig frisst sich die mit Kunstdiamanten besetzte Bohrkrone tiefer in den Berg. Die Arbeitsbühne, auf der Conrad und Lange hantieren, vibriert kaum. Auch die Lärmkulisse, die das blaue Bohrgerät erzeugt, ist erträglich – weniger wie ein Presslufthammer, eher wie ein Lkw im Standlauf. Nur hin und wieder, wenn Gestängeteile aneinanderschlagen, scheppert es laut.

Das die Arbeit so leise vor sich geht, ist ein großer Vorteil. Das sieht auch Jörg Reichert, der regelmäßig an der Bohrstelle vorbeikommt.

Bürger im Erzgebirge zeigen Verständnis für Bohrarbeiten

„Wir bohren hier ja praktisch schon im Vorgarten des nächstgelegenen Grundstücks“, weiß der Chefgeologe der Deutsche Rohstoff AG, der zugleich Geschäftsführer von Sachsenzinn ist. Die Deutsche Rohstoff AG untersucht aber nicht nur die Zinn-Lagerstätten am Gottesberg, sondern gleichzeitig auch die im erzgebirgischen Geyer. In Kürze will sie auch in Storkwitz bei Delitzsch nach seltenen Erden bohren lassen.

All das geschieht im öffentlichen Raum. „Da ist man schon sehr auf das Wohlwollen der Anrainer angewiesen“, so Reichert.

Doch da treffen die Erzerkunder in Erzgebirge und Vogtland durchweg auf Verständnis. Schon in der Bürgerversammlung, zu der das ganze 100-Seelen-Dorf Gottesberg zusammengekommen war, „gab es kaum eine kritische Frage“, erinnert sich Reichert. Die Leute hier lebten halt seit Generationen mit dem Bergbau, fast jeder habe einen Knappen oder Steiger in der Familie. „Hier passt einfach alles!“

Bei der Suche nach dem optimalen Bohrverlauf orientiert sich der Bohrtrupp an einem Lagerstättenmodell, das schon drei Jahrzehnte alt ist. „Die Lagerstätte hier wie auch die in Geyer sind bereits sehr solide erkundet.“

Warum dann erneut Bohrungen? Reichert, der selbst aus Ostdeutschland stammt, grinst ein wenig. Zum einen traue wohl mancher Geldgeber aus dem asiatisch-australischen Raum nicht recht den Befunden aus alten planwirtschaftlichen DDR-Zeiten, sinniert er. Zum anderen habe man seinerzeit auch noch mit einer anderen Technologie und kleinerem Gerät gebohrt. Die 101 mm starken Bohrkerne, die Henkels Mannschaft nun heraufholt, seien halt aussagefähiger als die damaligen Kerne mit nur 60 mm Durchmesser.

Reichert verfeinerte noch einmal das alte Modell und legte auch die Bohrtiefen fest. Unterm Gottesberg will der Bohrtrupp nunmehr an drei verschiedenen Stellen exakt 400 m tief in den Fels vordringen, fast 250 m davon haben sie am Gottesberg schon geschafft.

Sollte es in Zukunft im Erzgebirge oder dem angrenzenden Vogtland zum Abbau von Zinn kommen, wird das teuer, ist sich Reichert sicher. Doch er hält es für lohnend. Die Zinnpartikel im Erz wären sehr groß: „Sie eignen sich ausgezeichnet für die Weiterverarbeitung“, sagt er, inmitten von flachen Kästen voller Bohrkernen, die in den letzten Stunden gezogen wurden.

Der Geologe nimmt einen Bohrkern in die Hand und nickt bestätigend. „Hier, diese feinkörnigen Partien“, weist er auf graue Stellen im Material, „das ist Greisen-Erz. Da ist das Zinn drin.“ Behutsam streicht er über die Oberfläche des rund 1 m langen Kerns.

Beim Gottesberger Vorkommen kann man von von einem Zinngehalt zwischen 0,24 % und 0,3 % ausgehen, so Reichert. Mithin ließen sich aus einer Tonne Erz bis zu 3 kg Zinn auslösen. Beachtlich, wenn man hört, dass es bei Gold oft kaum ein Gramm je Tonne Gestein ist.

Auch Norman Henkel weiß, dass der Bohrkern die wichtigsten Argumente für das Beurteilen geologischer Situationen liefert. Das stachelt seinen Ehrgeiz an. Sein Ziel ist das, was im Fachjargon „durchgängig ungestörte Kerngewinnung“ heißt. „Die Kerne sind also nicht in sich verdreht, wenn wir sie ziehen“, erläutert er.

Das gelingt mittels Doppelkernrohren. Mit denen lasse sich der Einfluss von Bohrspülung und Reibung auf den Bohrkern vermeiden. Über das Seilkernrohr könne die Probe dann zügig geborgen werden, erklärt der junge Bohrmeister. Und so freut er sich merklich über diesen Explorationsauftrag im noch schneebedeckten Erzgebirge. „Solche Geschichten sind heute dünn gesät“, strahlt er. Als sie den ersten Kern heraufgeholt hatten, das sei schon ein gutes Gefühl gewesen.

Ein neuer Bohrkern kommt ans Tageslicht. Für die Männer das Zeichen: Sie sind einen Meter tiefer in den Fels eingedrungen. „Meter für Meter Bohrfortschritt ein weiterer Kern – damit schaffen wir eine lückenlose Dokumentation, der Stärke der Erzzone“, erklärt Conrad, auch er ein alter Routinier im Metier.

Mit Überraschungen müsse man im Bergbau freilich immer rechnen, erzählen die drei. Gerade das hier am Gottesberg gewählte schräge Anbohren des Vorkommens sei nicht ohne Probleme. Zwar verspreche es eine höhere Aussagekraft zur Mächtigkeit der einzelnen Schichten. Doch es erleichtere nicht eben das Bohren. „Die horizontalen Zugkräfte wirken ganz anders“, so Henkel. Und ein Bohrloch sei selbst im Granit nicht so starr, wie man meinen könne: „Es geht durch verschiedene Schichten, weichere und härtere. Da driftet der Bohrer schnell mal weg.“ Zuweilen müssen sie auch mal ein Loch auszementieren, damit die diamantenen Zähne der Krone in zerbröselndem Gestein wieder Halt finden.

Im Erzgebirge wird das weltweit größte Zinnvorkommen vermutet

Bis Ostern sollen alle Bohrungen am Gottesberg beendet sein. „Zeit ist hier richtig Geld“, weiß Geologe Reichert. Doch er ist guter Dinge – nicht nur, dass sie im Zeitplan bleiben, sondern auch, was das Ergebnis der Erkundungen betrifft. Er schließt nicht mehr aus, dass aufgrund der aktuellen Bohrungen die bisherigen Prognosen aus DDR-Zeiten noch nach oben korrigiert werden.

Schon jetzt wird unter dem 800 m hohen Gottesberg das womöglich größte Zinnvorkommen der Welt vermutet – 120 000 t des gefragten Wertmetalls. Nach heutigen Marktpreisen rund 2,7 Mrd. €. Mit etwas Glück kommen da noch einmal 60 000 t aus dem nahe gelegenen Geyer hinzu.

Um letzte Gewissheit zu erhalten, schickt Reichert die Proben zu Speziallabors in Schweden und in Kanada, denn die Investoren wollen Sicherheit, bevor sie mit dem Abbau beginnen. „Ich denke mal, „so Reichert, „im Sommer wissen wir es genau.“

 

Ein Beitrag von:

  • Harald Lachmann

    Harald Lachmann ist diplomierter Journalist, arbeitete zuletzt als Ressortleiter Politik, und schreibt heute als freier Autor und Korrespondent für Tages-, Fach- sowie Wirtschaftszeitungen.

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