Öl 17.01.2003, 18:23 Uhr

Erdöl – Ursache für Klimawandel und wachsendes Konfliktpotential

Nur die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien weltweit wird langfristigen Klimaschutz gewährleisten und zukünftige Erdölkriege verhindern, so Hans-Josef Fell in seinem nachfolgenden Beitrag.

Die Erdölreserven der Welt werden die steigende Weltnachfrage in absehbarer Zeit nicht mehr decken können. Beim Erdgas sieht es kaum besser aus. Erdöl und Erdgas werden im wahrsten Sinne des Wortes schon in naher Zukunft noch heißer umkämpft sein als heute.
Ein Beharren auf dem konventionellen Energiesystem wird die Ressourcenkriege deshalb weiter eskalieren lassen. Kohle ist kein Ausweg, sondern führt in die Klimasackgasse. Zugleich aber sind auch die Risiken des globalen Ersatzes von Öl und Gas durch Atomenergie unverantwortbar. Und schließlich sind Kohle und Erdgas ebenfalls begrenzt.
Das Ziel muss daher die vollständige Ablösung der endlichen und schädlichen atomaren und fossilen Energieträger sein. Es gilt, Abschied zu nehmen von der Utopie, dass wir mit begrenzten Energieträgern unbegrenzt wie bisher fortfahren können
Der drohende Irakkrieg wäre nur ein Glied in einer bereits langen Kette von Kriegen um Energieressourcen. Er ist aber mehr als nur das. Er ist ein deutliches Zeichen für das globale Ringen um den Zugang zu den Erdölquellen.
Schon in wenigen Jahren wird die weltweite Rohölproduktion ihr Maximum erreicht haben. Außerhalb der OPEC geht weltweit die Erdölförderung zurück. Gleichzeitig wächst jedoch die Nachfrage – nicht nur die Chinesen steigen auf das Auto um. Als Folge dieser Entwicklung werden wir Energiepreiskrisen erleben, die ohne Beispiel sind.
Wir sollten uns bewusst machen, dass die heutige weltweite Wirtschaftskrise mit der kleinen Ölpreiskrise vor zwei Jahren ihren Anfang nahm.
Die Irak-Krise hat viele Ursachen: ein diktatorisches Regime, Massenvernichtungswaffen und im weiteren Zusammenhang auch Terrorismus. Den eigentlichen Hintergrund bildet aber vor allem ein wirtschaftliches Interesse: das irakische Erdöl. Der Irak hat weltweit die zweithöchsten Erdölreserven nach Saudi-Arabien.
Nur – wie weit reichen eigentlich die irakischen Erdölreserven? Können sie den USA und der Welt eine ausreichende und langdauernde Energieversorgung gewährleisten? Selbst nach optimistischen Schätzungen können die irakischen Erdölreserven die US-Versorgung gerade einmal für 16 Jahre decken, die weltweite nur für etwa vier Jahre. Ein Ankurbeln der irakischen Ölproduktion kann der Welt also lediglich für kurze Zeit billiges Erdöl liefern.
Die USA verschlingen ein Viertel der Welterdölproduktion. Gleichzeitig sinkt die Erdölproduktion in den USA dramatisch ab. So kauften die USA 1985 lediglich 30 % ihres Bedarfes aus dem Ausland zu. Heute müssen sie aber bereits 60 % ihres Bedarfes importieren – mit schnell steigender Tendenz. Die Kontrolle über die Erdölquellen wird für die USA deshalb mehr und mehr zur Überlebensfrage.
Es geht hier nicht um populistischen Antiamerikanismus. Auch Deutschland hat einen enormen Erdölhunger und die Menschen verlangen nach billigem Erdöl. Das hat die Ökosteuerdiskussion offen gelegt. Und nicht nur die Amerikaner verhandeln um Erdölkonzessionen. Großes Interesse haben u. a. Russland, Frankreich und China. Diese Interessen werden in die Entscheidung des Weltsicherheitsrates zum Irakkrieg einfließen.
Bereits heute sind enorme finanzielle Anstrengungen erforderlich, um den fossilen Energieversorgungsstatus zu sichern. Ein Beispiel ist das russische Erdgas: Ca. 30 Mrd. US-Dollar sind erforderlich, um eine Erdgaspipeline vom sibirischen Jamal zu bauen, die Europa mit den erhofften zukünftigen Erdgasmengen beliefert. Ein Investor für die Jamal Pipeline ist nicht in Sicht.
Russland versucht jetzt, den eigenen Erdgasverbrauch zu senken. Um Erdgas zu sparen, werden eine Reihe von Kohlekraftwerken gebaut. So führt die Ausbaustrategie für Erdgas in Deutschland global zu einem höheren Ausstoß von Treibhausgasen. Darüber hinaus hängt Russland Länder wie Weißrußland von der Erdgasversorgung ab, um den westeuropäischen Bedarf weiter decken zu können.
Gut 50 Mrd. US-Dollar soll der Irak-Krieg nach jüngsten Schätzungen der US Regierung kosten. Andere Schätzungen reichen von 100 Mrd. Dollar bis 200 Mrd. Dollar.
Doch diese Kriegsausgaben sichern höchstens zehn Jahre länger billiges Erdöl. Ein wirklicher Beitrag zur Energieversorgungssicherheit sind sie nicht. 100 Mrd. Dollar – ausgegeben für Forschung, Entwicklung und Markteinführung erneuerbarer Energien – würden nicht nur den USA, sondern auch dem Rest der Welt für die absehbare Zukunft erschwingliche Energieversorgungssicherheit und gleichzeitig effektiven Klimaschutz sichern.
Macht es denn wirklich Sinn, hunderte Milliarden von US-Dollar etwa in Erdölpipelines von Sibirien nach Murmansk, vom Kaspischen Meer durch Afghanistan oder in die Erschließung neuer Erdgasfelder und der weltweit letzten Erdölfelder zu investieren? Mit Sicherheit wird dadurch die Anreicherung von Kohlendioxid in der Atmosphäre noch weiter erhöht. Für die Energieversorgung der Welt aber bringen diese Investitionen lediglich eine Verschnaufpause von ein bis zwei Jahrzehnten.
Die Auswirkungen der Klimaveränderung haben in jüngster Zeit eine neue Schadensdimension erreicht. Die jüngsten Hochwasser in Deutschland haben vielen Menschen die Augen geöffnet: Die Klimagaskonzentration, z. B. mit 380 ppm CO2, in der Atmosphäre ist heute bereits zu hoch. Die Emissionen müssen drastisch gesenkt werden, noch über die Vereinbarung von Kyoto hinaus. Das Ziel muss sein, die Klimagasemissionen in wenigen Jahrzehnten vollständig zu stoppen. Erneuerbare Energien sind klimagasneutral (Bioenergien) oder frei von Klimagasemissionen (Sonne, Wind, Wasser, Meeresenergien, Erdwärme). Fossile Energien dagegen bewirken 80 % aller Klimagasemissionen. Wirksamer Klimaschutz verlangt die vollständige Umstellung der weltweiten Energieversorgung auf erneuerbare Energien. Ganz nebenbei werden auch andere Schäden – z. B. ölverseuchte Strände – vermieden.
Erfolgreiche Investitionen in erneuerbare Energien schaffen sofort neue Arbeitsplätze. 150 000 Arbeitsplätze in Deutschland sind ein Erfolg. Alleine die Windenergie setzt Milliarden Euro um. Riesige weitere Märkte warten auf ihre schnelle Erschließung. Die Photovoltaikbranche erwartet bis 2020 eine Steigerung des Weltmarktvolumens von heute 2 Mrd. ‰ auf 75 Mrd. ‰.
Deutschland ist heute mit Abstand führend in der Einführung erneuerbarer Energien. Allerdings darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass es immer noch große Defizite in der Forschung und Markteinführung gibt.
Doch bereits die bisherigen Maßnahmen und Erfolge haben gezeigt, dass enorme Kräfte in der Gesellschaft schlummern. Forscher, Ingenieure, Unternehmer und engagierte Bürger setzen daher auf einen Abbau der Hemmnisse und eine noch bessere Unterstützung.
Wenn Deutschland das Tempo weiter forciert, wird es auf absehbare Zeit der Konkurrenz weit voraus sein. Zugleich können wir Energieversorgungssicherheit für die nationale Industrie schaffen und die CO2-Emissionen weit unter die Vorschriften des Kyoto-Protokolls verringern. HANS-JOSEF FELL

 

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