Schüler bauen mobile Roboter
Um die Begeisterung für Technik zu fördern und das Interesse an einem Ingenieurstudium zu wecken, bietet die FH Ravensburg-Weingarten Jugendlichen der Mittelstufe die Möglichkeit, intelligente Roboterfahrzeuge zu bauen.
Mit Hilfe sensibler Stoßtangen müssen sie Hindernissen ausweichen, per Infrarotsensoren computergesteuert einer Linie nachfahren und schließlich Tischtennisbälle einsammeln. Diese Aufgabenstellungen sollten die acht Jugendlichen des Weingartener Gymnasiums beim Bau ihrer mobilen Roboter lösen.
Die Fahrzeuge, die sie zuerst aus bunten Fischertechnik-Teilen zusammensteckten, wurden mit einer Basisplatine (inclusive Mikrochip) bestückt und schließlich per Rechner gelenkt. Unterstützung dabei erhielten die Schüler von Experten des Steinbeis- Transferzentrums Angewandte Software- und Rechnertechnologie (ARS) an der FH Ravensburg-Weingarten. Initiator des Projektes „Schulkooperation: Basteln von Robotern“ ist Prof. Dr. Klaus Schilling. Der Leiter des Steinbeis-Transferzentrums ARS will Schüler mit interessanten Aufgaben für Technik begeistern. Eventuell entscheiden sie sich später auch für ein ingenieurwissenschaftliches Studium, so die leise Hoffnung. Denn auch im Fachbereich Elektrotechnik und Angewandte Informatik der FH Ravensburg-Weingarten sind die sinkenden Anfängerzahlen zu spüren.
„Wir vermitteln den Jugendlichen fachübergreifend Inhalte aus der Elektrotechnik, der Informatik und dem Maschinenbau“, so Prof. Hubert Roth, der die Projektarbeit mitträgt. Neben den Aufgaben (Sensoren, Steuerung) mußten, wie in der Realität, Aspekte wie Gewicht des Fahrzeuges, Schnelligkeit und Wendigkeit bedacht werden. Doch bevor sich die mobilen Roboter namens „Maple“ oder „Rambo“ in der Praxis bewährten, vermittelten Mitarbeiter der FH an fünf Nachmittagen in Kursen auch das nötige Quantum Theorie: Wie wird ein Programm geschrieben, wie funktioniert ein Sensor, wie die Steuerung per Computer und Internet?
Bei den Teilnehmern im Winter 1998 liefen Schillung und Roth mit solchen Fragen offene Türen ein. Nicht nur, daß die 18– bis 19jährigen vom Gymnasium Weingarten zuhause alle über einen Rechner verfügen, sondern auch als Schüler des Informatik- Grundkurses verständlicherweise andere, tiefergehende Fragen haben. Zudem betreut der 19jährige Philipp zum Beispiel den Internetzugang seiner Schule und hält sich öfters im Rechenzentrum der FH auf. Als zusätzliche Information im Kurs ist für jede Altersgruppe interessant, welche Einsatzmöglichkeiten es für mobile Roboter gibt. Denn Schilling und Roth bearbeiten im großen Maßstab, was sie dem Nachwuchs im Kleinen vermitteln wollen.
Beide Professoren stammen aus der Luft- und Raumfahrttechnik und entwickeln an der FH Ravensburg-Weingarten intelligente Robotersysteme. Hier wurden Industrieroboter, die im österreichischen Bregenz im Einsatz sind, ebenso konzipiert wie der Mars-Rover.
Noch konnten die Schüler den kleinen, silbernen und hochintelligenten Mars- Roboter in einem FH-Sandkasten bewundern. In einigen Jahren soll er für die ESA (Eropäische Raumfahrtbehörde) auf dem roten Planeten Proben sammeln.
Inzwischen gibt es rund zehn Schulen auf einer Warteliste, die Interesse an den Projektnachmittagen „Basteln mit Robotern“ angemeldet haben. Da Anfragen kommen, die über den Einzugsbereich der FH hinausgehen, überlegen Professor Schilling und seine Kollegen, ob sie ihre Kooperation direkt in die Schulen verlegen sollen. Für beide Varianten (an der FH oder an einer Schule) ist aber die Finanzierung und damit die zukünftige Durchführung unklar. Prof. Schilling: „Das baden-württembergische Kultusministerium, bei dem wir Unterstützung erbeten haben, zögert noch.“
SABINE LEICHS-KNAPP