Der Roboter packt den Fisch
Roboter können die Hygiene bei der Nahrungsmittel-Verarbeitung weiter verbessern. Auch hier soll die Hand raus aus der Produktion, denn die Automaten arbeiten zudem kontinuierlich. Auf der Messe „fish“, vorige Woche in Bremen, war ein Prototyp schon tätig.
Quark- und Joghurtbecher oder auch Würstchen werden schon längst von Robotern in Kisten gepackt und palettiert. Doch wie wär“s mit Fischfilets? Selbst in hochautomatisierten Abläufen wird das per Hand erledigt. Aber es gestaltet sich immer schwieriger, passende Arbeitskräfte für die monotone Tätigkeit zu finden. Auf der Fachmesse „fish international“ vom 14. bis 17. Februar in Bremen wurde dafür eine neue Technik vorgestellt.
„An der Entwicklung des Greifers haben wir vier Wochen getüftelt“, sagt Torsten Thom, Geschäftsführer der Firma Thom Metall- und Maschinenbau, einem Sondermaschinen- und Anlagenbauer in Verden.
„Generell ist das Einpacken von Lebensmittelprodukten bisher eine Marktlücke“, sagt Rolf Peters, Geschäftsführer von K-Robotix, einem Bremer Unternehmen, das in Deutschland exklusiv Roboter von Kawasaki und Toshiba vertreibt. K-Robotix ist Projektleiter bei der Entwicklung der Fischverarbeitungsstraße.
In drei Bereichen der Straße kommen Roboter zum Einsatz: Der erste kleidet eine Polystyrol-Box mit einem Folieneinsatz aus Kiste und Folie können zur Entsorgung einfach wieder getrennt werden. Der zweite Roboter legt den Fisch in das Behältnis, das dann von einem dritten auf Paletten gestapelt wird.
Wie immer beim Einsatz von Robotern erfordert vor allem die Peripherie einen sehr großen Aufwand. „Die Peripherie kostet mehr als das Dreifache des eigentlichen Roboters“, sagt Rolf Peters. Der Roboter komme als Standardmodell aus Japan, die Anwendung müsse jedoch auf die konkreten Bedingungen zugeschnitten werden. An der Entwicklung der Bearbeitungsstraße sind deshalb außer Thom aus Verden über zehn weitere Unternehmen beteiligt, wie etwa Sealpac mit dem Schalenversieglungsautomaten, PS Systempack (Folienmuldenmaschine) und Omron Electronics (Bildverarbeitungssystem am Roboterarm). Um die Bedingungen in der Fischindustrie praxisnah zu erforschen, wurde eng mit der Firma Hussmann & Hahn GmbH & Co. zusammengearbeitet, einem Fischverarbeiter in Cuxhaven, mit 380 Angestellten und eigener Fangflotte.
Kompliziertes Kernstück der Anlage ist der Roboter mit dem Greifer, einer Konstruktion aus fahrbaren Stiften und Winkeln, die beim Ablegen des Fisches in die Kiste eingeklappt werden so kann die MAP-Thermobox bis an den Rand gefüllt und der Fisch sogar überlappend abgelegt werden. Die Makrelenfilets werden dem Roboter auf teflonbeschichteten Gitterrosten zugeführt. Der Gitterrost bleibt in einer festen Position stehen und der Roboter sammelt die Filets komplett ab. „Das funktioniert durch das enge Zusammenspiel des Greifers mit unserem Bildverarbeitungssystem“, sagt Werner Franke, Vertriebsingenieur bei Omron Electronics, Bremen. Eine Kamera erfasst Drehlage, Umrisse und Schwerpunkt der Fische. Diese Bilderfassung kann man in 30 min auf einen anderen Fisch umstellen, da sie parametrierbar ist und nicht umprogrammiert werden muss.
„Damit die Bilderfassung funktioniert, muss das Objekt homogen ausgeleuchtet werden“, erklärt Werner Franke. Schatten oder Fremdlicht stören. Im Falle der Makrelenfilets können selbst Pfefferkörner oder Fettflecken auf dem Rost für eine Irritation des Systems sorgen. Sie reflektieren das Licht, die Reflexion muss deshalb mit einem Filter unterdrückt werden.
Nach den positiven Erfahrungen mit der Fischverarbeitungsstraße in Bremerhaven steht einer weiteren Einführung der Robotertechnik in der Nahrungsmittelindustrie nichts mehr im Wege – ein „innovativer Anwendungsbereich der Zukunft“, auch nach Einschätzung des deutschen Branchenverbandes Robotik + Automation im VDMA. K. SIEG/KÄM
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