„Wir gründen aus!“
Die Forschungsministerin will aus Wissenschaftlern erfolgreiche Unternehmer machen. Institute helfen dabei mit Patenten, Coaching, Beratung. Doch bei der Finanzierung lässt Berlin die Möchtegern-Gründer im Stich.
Mit einem Patent fing alles an
Get the brightest (Holen Sie sich den Hellsten) – mit dieser Aufforderung wirbt der Jenaer Laserspezialist Unique-mode um Kunden. Das junge Hightech-Unternehmen ging vor zwei Jahren an den Start. Zwei Physiker und ein Ingenieur vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik in Jena und drei Betriebswirte wagten den Sprung ins Unternehmerleben.
Am Anfang stand die Erfindung, ein mikrooptisches System, das Diodenlaser mit einer bislang unerreichten Strahlqualität ausstattet. Eingesetzt werden die getunten Laser etwa in Zahnarztpraxen oder in der Fertigung fürs Mikroschweißen oder Markieren. „Man muss sich unsere Entwicklung wie eine phantastische Brille für die Laserdiode vorstellen“, erläutert FuE-Vorstand Thilo von Freyhold.
Das Patent darauf brachte das Fraunhofer-Institut in das junge Unternehmen ein und erhielt dafür 5 % der Unternehmensanteile. „Ein Gründerseminar an der Uni Jena gab den entscheidenden Kick für die Selbstständigkeit“, erinnert sich Produktionsvorstand Torsten Scheller. „Der Businessplan, den wir aufgestellt haben, las sich wirklich lukrativ. Außerdem reizte die Aussicht, bei einem so spannenden Projekt die Zügel selbst in die Hand zu nehmen.“
Unterstützung fand Unique-mode sowohl beim Fraunhofer-Institut als auch an der Uni Jena. „Sehr geholfen hat uns außerdem die Teilnahme an verschiedenen Businessplan-Wettbewerben. Dadurch konnten wir unser Geschäftskonzept immer weiter optimieren.“ Lohn der Mühe: Die DEWB, die Venture Capital-Tochter von Jenoptik, stieg mit 35 % ein. Geld gab es außerdem aus dem Futour-Programm der bundeseigenen Technologie-Beteiligungsgesellschaft (TBG).
Vor wenigen Wochen sind die inzwischen 19 Mitarbeiter umgezogen. Im Gewerbepark Göschwitz, am Rande von Jena, stehen jetzt unter anderem 300 m2 Reinraum zur Verfügung. „Die flaue Konjunktur macht uns natürlich auch zu schaffen, trotzdem geht es gut voran“, gibt sich Gründer Scheller optimistisch. Ende 2003 will das junge Unternehmen mit 2 Mio. € Umsatz die Gewinnschwelle erreichen. Torsten Scheller: „Wir hoffen, dass wir unser Wachstum dann selbst finanzieren können und keine weitere Geldspritze brauchen.“
Den Sprung aus der Wissenschaft hat das Gründerteam bislang nicht bereut. Dennoch pflegen die Ingenieure die persönlichen Kontakte zu den früheren Instituts-Kollegen und arbeiten in Fraunhofer-Projekten mit.
Welche Ziele hat sich Scheller gesetzt? Das schnelle Geld ist es nicht, das ihn antreibt. Der 33-Jährige, dessen Eltern selbst ein Unternehmen führen, will mit Unique-mode „kontinuierlich wachsen und neue Anwendungen erschließen“. Mehr ist dem promovierten Ingenieur nicht zu entlocken. Soviel jedoch scheint sicher: Der Verkauf an einen industriellen Partner steht derzeit nicht zur Debatte. Und ein Börsengang ist „frühestens 2005 ein Thema“. ps
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