VDI und SAE arbeiten in den USA eng zusammen
Die Society of Automotive Engineers (SAE), das amerikanische Pendant zum VDI, feiert in diesem Jahr unter anderem mit einem Weltkongress in Detroit ihr 100-jähriges Bestehen. Gründungsmitglieder waren so bekannte Autopioniere wie Henry Ford, Henry Leland und Andrew Riker. Eng ist die Zusammenarbeit mit dem VDI. Allein im VDI-Freundeskreis Midwest treffen sich regelmäßig 200 VDI-Mitglieder.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Amerika mehrere Dutzend Automobilhersteller, die vor allem Dampf- und Elektrofahrzeuge produzierten – die Benzinkutschen waren damals noch in der Minderzahl. Einige der Unternehmer in der jungen Automobilbranche waren so vorausschauend, die Bedeutung technischer Standards zu erkennen. Dazu kam der Wunsch nach Erfahrungsaustausch, um voneinander zu lernen: Nur so konnten die frühen Automobilbauer ihr technisches Wissen erweitern.
Aus diesen Bedürfnissen heraus entstand die Society of Automobile Engineers, die 30 Gründungsmitglieder zählte und ihren Sitz in New York hatte. Präsident in den ersten drei Jahren nach Vereinsgründung im Jahr 1905 war Andrew Riker, der seinerzeit die schnellsten Elektroautos baute. Vizepräsident der Gesellschaft war ein aufstrebender Ingenieur aus Dearborn bei Detroit: der Automobilpionier Henry Ford, der bereits zwei Jahre zuvor seine eigene Firma gegründet hatte.
1916 verzeichnete die SAE bereits 1800 Mitglieder. Zur Hauptversammlung in jenem Jahr kamen auch Vertreter der amerikanischen Luftfahrtingenieure, darunter der Motorflieger Orville Wright. Nicht zuletzt auf seinen Einfluss ist zurückzuführen, dass die SAE fortan nicht nur die Autoingenieure repräsentierte, sondern sich nach und nach allen Sparten des motorisierten Personentransportes öffnete. Aus der Society of Automobile Engineers wurde so die Society of Automotive Engineers. Die prominentesten Figuren der SAE waren jedoch überwiegend in der Automobilbranche zu Hause. Unter den in der Automotive Hall of Fame in Dearborn bei Detroit gewürdigten Persönlichkeiten, die sich weltweit um die Automobilindustrie verdient gemacht haben, befinden sich allein acht Präsidenten der Vereinigung – angefangen bei Henry Leland, dem SAE-Präsidenten von 1914, der die Cadillac Motor Car Company gründete.
Heute hat die SAE rund 89 000 Mitglieder – Ingenieure, Angehörige technischer Berufe, Akademiker und Studenten – in 97 Ländern. Die gemeinnützige Organisation für Technik und Wissenschaft, die sich laut Statuten „dem Fortschritt der Mobilitätstechnologie zum Wohle des Menschen“ widmet, hat ihren Hauptsitz in Warrendale im US-Bundesstaat Pennsylvania. Die SAE-Mitglieder erstellen technische Informationen über alle Arten von Fahrzeugen. Dazu gehören neben Automobilen auch Lastwagen, Busse, Schiffe und Bahnen. Diese Informationen werden über SAE-Veranstaltungen, Bücher, Magazine und Berichte verbreitet.
Die SAE veranstaltet außerdem Messen und Konferenzen wie den Weltkongress in Detroit, der vom 11. bis 14. April stattfand. Auf der internationalen Automobilfachmesse im Cobo Center präsentierten über 1000 Aussteller aus aller Welt aktuelle technologische Entwicklungen. Es gab auch einen deutschen Pavillon, in dem sich 29 Unternehmen vorstellten.
Der Verein deutscher Ingenieure (VDI) kooperiert seit Jahren mit der SAE. Erst im September vergangenen Jahres wurde diese Zusammenarbeit vertraglich erneuert und erweitert sowie durch ein Doppelmitgliedschaftsabkommen ergänzt. Angesichts zusammenwachsender Märkte müssten Ingenieure weltweit stärker zusammenarbeiten, „um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein“, heißt es in einer Erklärung des VDI dazu.
Das Kooperationsabkommen soll den Mitgliedern der beiden Organisationen eine Plattform bieten, um Wissen auszutauschen und Netzwerke zu bilden. Gerade in Michigan bietet sich das an – dort leben nach Auskunft des „VDI-Freundeskreis Midwest“ über 200 VDI-Mitglieder, mehr als irgendwo sonst in den USA. Bei regelmäßigen Treffen im Raum Detroit werden vor allem Kontakte gepflegt.
CORNELIA SCHAIBLE
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