Forschung 12.03.2004, 18:29 Uhr

Import von Know-how nimmt zu

VDI nachrichten, Düsseldorf, 12. 3. 04 -Als Forschungsstandort hat Deutschland nichts an Attraktivität verloren – auch wenn deutsche Unternehmen im Ausland ihre Forschungsinvestitionen erhöhen. Allerdings ist die Tatsache, dass Deutschland zunehmend Know-how-intensive Dienstleistungen importiert, eine bedenkliche Entwicklung.

Deutsche Unternehmen bauen zwar ihre Forschung im Ausland aus, aber ausländische Unternehmen drängen mit ihren Forschungseinrichtungen auch nach Deutschland. Von einer Schwächung des Forschungsstandortes Deutschland kann deshalb nicht gesprochen werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin (siehe Seite 1).
Tatsache ist aber auch, dass Deutschland seit Jahren mehr technologische Dienstleistungen importiert als exportiert. Muss das für eine Industrienation, die auf Innovationen setzt, ein Warnsignal sein? Für die Bundesregierung jedenfalls ist es eins – ihre Innovationsoffensive wurde mit durch die Erkenntnis angestoßen, dass Deutschland zunehmend von den Importen technischer Dienstleistungen abhängig wird.
In welchem Maße das der Fall ist, zeigt eine Studie zu den „Technologischen Dienstleistungen in der Zahlungsbilanz“, die das Niedersächsische Institut für Wirtschaftsforschung Anfang dieser Woche veröffentlicht hat.
Demnach wächst die Abhängigkeit Deutschlands vom Import technologischer Dienstleistungen: Von 1997 bis 2001 fiel das Verhältnis von Dienstleistungsimporten zu -exporten aus Deutschland von 1:0,83 auf 1:0,68 (das heißt, die Deckungsquote fiel von 83 % auf 68 %). Für 2002 hat sich die Quote allerdings leicht gebessert.
Die längerfristigen Trends zeigen das Ausmaß der wachsenden Abhängigkeit noch deutlicher: 1991 nahm Deutschland 5,3 Mrd. € aus dem Export von technischen Dienstleistungen ein, importierte im Wert von 6,8 Mrd. €. Im Jahr 2002 nahm Deutschland 16,7 Mrd. € ein, gab aber 22,6 Mrd. € aus.
Sprunghaft gewachsen ist vor allem die Nachfrage nach ausländischen EDV-Leistungen. Der zweite Faktor ist das auffällige Defizit Deutschlands bei Ingenieurdienstleistungen: Hier lagen im Jahr 2002 die Importe bei 5,3 Mrd. €, die Exporte hatten nur einen Wert von 3 Mrd. €. Dies, so der Bericht, „ist ein Indiz dafür, dass immer mehr deutsche Firmen auf ausländische Experten zurückgreifen – weil diese billiger sind oder weil hierzulande die Ingenieure fehlen.“
Ähnlich die Entwicklung bei den FuE-Leistungen. Hier exportierte Deutschland in den 90er Jahren noch deutlich mehr als es importierte. Seit 2001 hat sich das Verhältnis umgekehrt – die Einnahmen lagen bei 4,2 Mrd. €, die Ausgaben bei 5,6 Mrd. €.
Was besagt das nun? Die Autoren der Studie betonen, dass die Zahlungsbilanz bei technologischen Dienstleistungen nur ein Indiz unter vielen für die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ist. Kommen aber – wie in Deutschland – Trends wie Stagnation oder Rückgang der FuE-Aufwendungen hinzu, ist diese negative Bilanz bei den technologischen Dienstleistungen durchaus ein Indiz für eine „langfristig negative Entwicklung“ des Innovationsstandortes Deutschland. moc

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Mock

    Redakteur und Reporter VDI nachrichten. Fachthemen: Wissenschafts- und Technologiepolitik, Raumfahrt, Reportagen.

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